RFC Tilleur - RFC Raeren 4:0 (Ferodo One League, 11.11.2015)

Stade Buraufosse des RFC Tilleur

"Sie betreten jetzt die Legende von Buraufosse" steht am Eingang des Stadions des RFC Tilleur. Für einen belgischen Fünftligisten klingt das vielleicht ein wenig dick aufgetragen. Ganz unberechtigt sind die großen Worte aber nicht.

Endlose Stufen Stade Buraufosse
Denn das in Lüttich gelegene Stade Buraufosse darf durchaus als Stadion-Perle bezeichnet werden, von denen es in Belgien bekanntlich erfreulich viele gibt. Also: Hin da! Gut auch, dass in Belgien der 11. November als "Tag des Waffenstillstands 1918" ein Feiertag ist, somit war am heutigen Mittwoch sogar ein 14.30/19.00-Uhr-Doppler drin.

Legende von Buraufosse
Kleinod zwischen Hügeln

Nur etwa zwei Kilometer vom Stade Sclessin entfernt versteckt sich das Buraufosse in der "Rue du Stade". Schon vom Parkplatz bietet sich der Blick auf die Rückseite einer herrlichen Tribüne, die ganze Pracht entfaltet sich jedoch nach dem Durchschreiten des Eingangstores: Links eine fette, überdachte Tribüne mit ausschließlich Stehplätzen, rechts eine zweite fette Tribüne mit ein paar Sitzschalen, und in der Ferne 40 völlig vermooste, leider geschlossene Betonstufen. Seufz!

Stade Buraufosse
Erbaut wurde das hübsche Ding "erst" 1960, auf den ersten Blick wirkt es sogar noch ein wenig älter. Damals wurde der Royal Tilleur FC aus dem Stade du Pont d'Ougree vertrieben, weil eine Stahlfabrik Platz brauchte. Also zog der Verein ein paar Meter den Berg hinauf, ebnete das Land und zwängte sein hübsches Stadion in die Hügellandschaft. 1964/65 erreichte Tilleur mit Rang vier in der ersten Liga seine beste Platzierung, danach begann die Zeit der Abstiege und ziemlich wirrer Fusionen.

Legende von Buraufosse
Ein Hauch von Bökelberg

Die Matrikelnummer 21 ist der 1899 gegründete Klub inzwischen los, heute läuft Tilleur mit der Nummer 2913 und nur noch als Fünftligist auf. Dort immerhin ist der Klub nach zehn Siegen aus zwölf Spielen einsamer Tabellenführer. Die Zuschauerzahl ist dennoch dürftig: 150 Interessierte lungern heute auf den Tribünen herum, darunter auch zehn Gäste. Da Raeren zur deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens gehört, sprechen letztere ebenso wie Spieler und Trainer des Klub ausschließlich Deutsch, was irgendwie dann doch komisch ist.

Wir bewundern während des Spiels erst die eine Tribüne, dann die andere, freuen uns über die hübschen "Knick-Dächer" und fassen den Entschluss, auch noch die gesperrten Stufen hinter dem Tor zu entern. Schließlich heißt es zu dieser Kurve auf dem großartigen Blog Vergane Glorie: Die "prachtig hoge staantribune doet een beetje denken aan een van de oude staantribunes van de Bökelberg in Monchengladbach. De tribune is lekker stijl."

Stufe mit Aussicht

Meine Kletterversuche über die Gitter enden nach Schlusspfiff kläglich, aber zum Glück ist der Spielertunnel noch geöffnet. Also hinein da, einmal quer über den Platz und dann durch ein geöffnetes Tor auf eben jene Stehränge. Und, was soll man sagen: Nach dem Erklimmen der 40 Stufen bietet sich von ganz oben ein einfach nur herrlicher Blick. Schmacht, seufz, schluchz.

Mit diesen Eindrücken geht es hinaus aus der "Legende von Buraufosse" und die kurze Strecke hinüber zum neuen Stade de Rocourt. Dort wartet der drei Stunden zuvor abgesetzte Fabian, und gemeinsam geht es die kurze Strecke zum Abendspiel in Hasselt.

Stadion Tilleur  Alter Glanz  Das Stade Buraufosse

 
Stade Buraufosse Lüttich