Rotherham United - Sheffield Wednesday 1:2 (Championship, 23.10.2015)

 Stadion am Prischoß in Alzenau

Wer "Rotherham" bei Google eingibt, bekommt als Zusatz erst "United" angeboten und direkt danach "Skandal". Letzteres ist eine ziemlich unschöne Geschichte, die hier nichts verloren hat, ersteres dagegen eine echte Erfolgs-Story: Nach zwei Aufstiegen in Folge spielt der Klub aus dem Norden Englands seit 2014 wieder zweitklassig.

Haupttribüne im Sportpark Husterhöhe in Primasens
Eine Stufe unter der Premier League treffen die Millers auf ihren großen Nachbarn: Keine zehn Kilometer liegen zwischen den Stadien von Rotherham und Sheffield Wednesday, als Folge erhält dieses "South Yorkshire derby" einen besonderen Platz und wird - für England eher unüblich - auf einen Freitag gelegt. Für uns eine perfekte Entscheidung, daher ging es am frühen Morgen mit dem Flieger nach Manchester, mit dem Auto nach Sheffield und von dort nach Besuchen in diversen Pubs die kurze Strecke mit der Bahn nach Rotherham.

Vier Jahre im Exil

Wer in jenem Zug ganz rechts sitzt, hat kurz vor dem Ziel besten Blick auf die Heimat der Millers: Das New York Stadium - benannt nicht etwa nach einem Sponsor oder gar nach der US-Metropole, sondern nach dem Land, auf dem es liegt. "New York Stadium" setzte sich gegen "The Foundry" und 'The Waterfront Stadium" durch - ein (unwichtiger) Grund war tatsächlich, dass sich der Klub Invesitionen aus den USA erhofft. Wer's glaubt...

Haupttribüne im Sportpark Husterhöhe in Primasens
Eröffnet wurde der kleine Allseater (12.021 Plätze) erst 2012, womit ein dunkles Kapitel der Klubgeschichte endete. 2008 musste der Verein nach einem Streit mit den Eigentümern nach mehr als 100 Jahren seine angestammte Heimat Millmoor verlassen und zog ins Don Valley Stadium nach Sheffield. Erst vier Jahre später endete das Exil. Für Nostalgiker: Millmoor steht noch immer.

Nackenschlag in der Nachspielzeit

Das neue Stadion ist - leider - recht unspektakulär. Immerhin gibt es Pie und Bier, das ist doch schonmal was, und so geht es hinein in die gute Stube. Platziert hat uns der Verein nach mehreren Telefonaten in Reihe eins, direkt an der Seitenauslinie. Scheinbar eine beliebte Reihe für Gäste aus dem Ausland: Rechts von uns sitzen zwei Holländer, daneben vier Deutsche. Immerhin haben wir so einen ganz vorzüglichen Blick auf den Auswärtsmob: Exakt 2587 Sheffield-Fans füllen die Hintertortribüne komplett. Insgesamt sind 11.658 Interessierte anwesend, nur eine große Pufferzone zu den Gästen verhindert einen Zuschauerrekord (11.758).

Haupttribüne im Sportpark Husterhöhe in Primasens
Wie es sich für England gehört, haben wir vor Anpfiff ein Wettbüro besucht, unsere Tipps lauten 0:0, 0:1 und 0:2. Zur Pause steht es 0:0, das lässt hoffen, doch direkt zu Beginn von Halbzeit zwei gelingt Wednesday ein Doppelpack. Binnen vier Minuten fliegen zwei Wettscheine in den Mülleimer, der dritte dagegen hält sich bis zur 90. Minute. Vier Minuten Nachspielzeit lassen Böses erahnen, und tatsächlich kommt es, wie es kommen muss: In der 95. (!) Minute gelingt den Millers der völlig sinnlose Ehrentreffer, schönen Dank auch... (Aber, immerhin: Zwei Tage später tippte Pechvogel Martin auf ein 3:1 der Borussia gegen Schalke und erhielt für 5 Pfund Einsatz 85 Pfund zurück. Guter Mann!)

Starker Gästemob

Die Stimmung ist bei den Hausherren bescheiden, bei den Gästen dagegen gerade in Halbzeit zwei grandios. Der Torjubel fällt zweimal richtig, richtig fett aus, und danach wird gesungen, was die Stimme hergibt. Ganz stressfrei bleibt es nicht, immer wieder ziehen Ordner einzelne Fans aus der Masse und führen diese ab - warum, bleibt unklar. Unter dem Strich: Top!

Insgesamt also ein gelungener Auftakt des Wochenendes! Erneut mit der Bahn ging es für uns zurück nach Sheffield, wo am Samstag gleich zweimal der Ball rollte. Erster Halt: Bramall Lane.

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