Die vielleicht interessantesten Szenen in Oberhausen spielten sich nach Schlusspfiff ab. Da im Gästeblock dank einer Sondergenehmigung Stadionverbotler erlaubt waren (ob das auch für RWO galt, weiß ich leider nicht), nutzten beide Seiten die Chance zu einer kleinen Demo. So entrollten die Heimfans ein Spruchband mit der Aufschrift "SVler haltet durch", während gemeinsame Gesänge beider Fangruppen ("Fußballfans sind keine Verbrecher", "Ausgesperrte immer bei uns", "Gegen alle Stadionverbote") durch das schon leere Rund hallten. Gelungene Aktion, auch wenn zumindest letztere Aussage es sich doch etwas einfach macht. In Zeiten, in denen der BGH die Unschuldsvermutung quasi außer Kraft setzt, dennoch eine notwendige Wortmeldung.
Daems trifft beim Comeback zum Tor des Tages
So viel Engagement war zuvor auf dem Rasen nur selten zu sehen. 1841 Fans im Stadion Niederrhein sahen im "Rückspiel" der Begegnungen vom März 2008 einen schwach beginnenden Erstligisten. Erst nach der Pause gewann der VfL die Oberhand und dank eines verwandelten Foulelfmeters von Rückkehrer Filip Daems (71.) auch das Spiel. Herausgeholt hatte den Elfer übrigens Patrick Herrmann, der ebenso wie die Nachwuchshoffnungen Jan Pirschel und Elias Kachunga seine Chance erhielt. Aus der Stammelf dabei waren neben Daems einzig Dante, Levels und Arango sowie später Reus.
In der Kanalkurve tummelten sich gut und gerne 500 Gäste, die auch dank der ansonsten "Ausgesperrten" einen richtig guten Auftritt hinlegten. Chapeau, das war teilweise richtig laut.
Dank der zeitigen Anreise kam unsereins endlich mal wieder in den Genuss ausgiebiger Stadionmusik. Dies darf sogar wörtlich genommen werden, wie der Blick auf die DJ-Ötzi-Hitmix-Wertung zeigt:
Die Setlist von Rot-Weiß Oberhausen:
1. The All-American Rejects - I wanna touch you. Das Lied aller Petting-Fetischisten. Ganz ok, aber für meine Ohren irgendwie 08/15-Radio-Gedudel
2. Misfits - Oberhausen. Wer aus OB kommt, darf Zeilen wie "Die Wurst auffem Grill am Rhein-Herne-Kanal" singen. Und RWO muss das spielen. Top!
3. Disco Boys - Hey St. Peter. Nach den Misfits vielleicht etwas unpassend. Aber die Disco Boys sind schon ok, auch wenn "For You" noch besser ist.
4. Tip Top - Tip top. Ah, Weltklasse! Hatte ich total vergessen, dabei macht das Stück von Sportfreunde-Sänger Peter Brugger richtig Laune.
5. Pink - Dont leave (Club mix?). Dance-Versionen von erfolgreichen Hits gehen in 90% der Fälle in die Hose. So wie hier.
6. Gossip - Heavy cross (Dance mix?). Siehe eine Zeile höher. Allerdings ist "Heavy Cross" so sensationell gut, dass auch diese Version hörbar ist.
7. Mando Diao - Dance with somebody. Lief schon hier und hier. Ganz nett - mehr aber auch nicht.
8. Jan Delay - Oh Jonny. Ich gestehe: Ich verstehe die Aussage dieses Liedes nicht. Sonst aber ganz ok :-)
9. Kings of Leon - Sex on Fire. Irgendwie stecke ich diese ganzen Gitarren-Bands immer in die gleiche Schublade. KoL heben sich immerhin etwas ab.
10. Emscherkurve 77 - Lieder Aus Der Kurve. Punkrock mit Fußball-Bezug hört man in deutschen Stadien eher selten bis nie. (Nicht nur) deswegen: Top!
11. Ramones - Blitzkrieg Bop. Hey ho, let's go! Groß! "The song is popular at sporting events", heißt es hier. Leider nicht in Deutschland.
12. Pur - Abenteuerland. Eieiei, soll das ein Scherz sein? Erst Blitzkrieg Bop und dann Pur??? Da fehlen mir die Worte.
13. Die Drei Dötze - RI-RA-RO-RWO. Wird vor jedem RWO-Match gespielt. Von 1969, daher verbietet sich jeder negativer Kommentar von selbst.
14. Placebo - For what it's worth. An dieser Stelle könnte ich protzen, Placebo schon live in Buenos Aires gesehen zu haben. Würde ich aber nie tun.
15. Queen - Bohemians Rapsody. Wahrlich ein Hymne. Welcher Song kann schon einen derart langen Wikipedia-Eintrag vorweisen? Und das völlig zurecht!
Fazit: Bis auf Pur kein Ausreißer dabei - dafür aber echte Schätze. Ob der DJ bei einem Pflichtspiel ähnlich viel Mut hat? Egal, ich vergeb die 2+. Bedeutet: Wir haben einen neuen Platz eins! Zum Gesamtstand.