San Marino - Deutschland 0:13 (EM-Qualifikation, 06.09.06)

Das weitläufige Stadio Olimpico "San Marino ist 60,57 Quadratkilometer groß und damit kleiner als die Stadt Buxtehude", heißt es anschaulich bei Wikipedia, und damit ist schon viel gesagt über die älteste Republik der Welt. Der Zwergstaat hat über Jahrhunderte hinweg seine Unabhängigkeit bewahrt, Angebote auf Vergrößerung ausgeschlagen und sich so seinen Platz in Europa bewahrt. Seit der Aufnahme in die FIFA 1986 geht das Land auch im Fußball seinen eigenen Weg - bisher allerdings nur mäßig erfolgreich: In 77 Länderspielen gab es ganze drei Unentschieden (gegen die Türkei, Lettland und Liechtenstein) sowie einen Sieg (gegen Liechtenstein).

Dass diese Bilanz gegen den WM-Dritten Deutschland nicht unbedingt aufpoliert wird, war den [Klugscheißmodus] Sanmarinesen [/Klugscheißmodus] sicherlich schon vor der Partie bewusst. Dass die DFB-Elf, die beim letzten Vergleich mit einem "Fußballzwerg" auf den Färöer-Inseln noch arg wankte, aber gleich für die höchste Niederlage sorgen würde, hatte wohl nicht jeder erwartet. Auch in die DFB-Geschichte ging die Partie dank Toren in der 12., 29., 30., 35., 43., 45., 47., 64., 66., 71., 73., 87. und 90. Minute als höchster Auswärtssieg und zweithöchster insgesamt ein. Für alle Anwesenden sicher ein unvergessliches Erlebnis.

Gegensätzliche Gästeblöcke

Fahnen-Fetischismus in SerravalleWomit wir beim Thema wären: den Gästefans. Es ist zwar nur eine Minderheit, aber diverse Gestalten vermiesen regelmäßig den Besuch von Auswärtsspielen der Nationalmannschaft. Warum muss die Hymne der Gastgeber durch das Singen der eigenen - natürlich der ersten Strophe - übertönt werden? Warum muss zu dem ohnehin fragwürdigen Lied "Wir sind deutsch" usw. der rechte Arm gehoben werden? Warum obendrauf diese permanente Selbstdarstellung? Wenn eben diese Leute dann ein "Deutschland, Deutschland" anstimmen, fehlt mir irgendwie die Motivation zum Mitsingen. Schade. Überhaupt beschränkte sich das Repertoire auf die üblichen Lieder: "Mexiko", "Vorfelder raus" (was Jogi Löw mit einem Besuch am Zaun zu verhindern versuchte) und die deutsche Nationalhymne. Kreativ ist anders.

Der Haken: Den deutschen "Fanblock der Zukunft" bekam jeder Besucher gleich mitgeboten. Auf der zweiten Tribüne, schräg gegenüber, war ebenfalls eine vierstellige Zahl deutscher Anhänger untergebracht. Diese gehörten scheinbar zum Großteil dem Fanclub Nationalmannschaft an, zumindest erfüllten sie alle Klischees: Gekreische a la Tokio Hotel, sobald "Poldi" oder "Schweini" den Ball berührten. Alle zehn Sekunden der (vergebliche) Versuch, die Welle ins Rollen zu bringen. "XY grüßt den Europameister 2008"-Plakate in jeder Reihe. Die WM hat deutliche Spuren hinterlassen. Eine angenehme Zukunftsvision ist das ebenfalls nicht.

Olympiade der Zwergstaaten

Das Stadio Olimpico in Serravalle ist mit knapp 5000 Plätzen das mit Abstand größte des Landes. 1969 erbaut, ist es eher zweckmäßig eingerichtet: Zwei wenig spektakuläre Tribünen, eine weitläufige Laufbahn - das wars. Seinen Namen verdankt das Stadion den Olympischen Spielen der Zwergstaaten, die hier 1985 ihre Premiere feierten. Ausgerechnet der größte Moment der Fußballgeschichte San Marinos fand hier jedoch nicht statt: Als Davide Gualtieri am 17. November 1993 nach 8,3 Sekunden im Heimspiel gegen England das schnellste Tor der WM-Geschichte erzielte, war der Verband nach Bologna ausgewichen.

Spielszene beim Rekordsieg Landestypische Folklore vor dem Spiel Abfahrt aus San Marino