Nach dem Stopp in
Santander ging es zum eigentlichen Ziel der Kurzreise: das Baskenland. Jene Region also, die so ganz anders ist als der Rest Spaniens. Und über eine Sprache verfügt, für die die Buchstaben X, Y, und Z offenbar eigens erfunden wurden und in der es beim Scrabble Rekordpunktzahlen zu holen gibt. Und die abseits der Industriestädte mit einer rauen Atlantikküste reizt.
Über die Seefahrerkapelle Gatzelugatxe (merken fürs nächste Scrabble!) und das 1937 bekanntlich von der deutschen Luftwaffe zerbombte Gernika (Guernica) führte mich der Fußball zurück ins Landesinnere. In einen Landstrich, in dem die Verkehrsschilder nicht mehr zweisprachig sind, sondern ausschließlich baskisch. Dazu zählt auch das 3400-Seelen-Nest Lemoa, das seine Existenz in erster Linie dem örtlichen Zementwerken
Cementos Lemona verdankt.
Lokalderby vor magerer Kulisse
Jener Betrieb ist es auch, der sowohl für den Namen des örtlichen Fußballvereins ("Lemona" statt des baskischen "Lemoa") als auch dessen Aufstieg in die Drittklassigkeit verantwortlich ist. Zehn Jahre hält sich Lemona inzwischen in der Segunda B, doch in diesem Jahr droht der Abstieg. Zu allem Überfluss ist in der unmittelbaren Nachbarschaft ein neuer Rivale erwachsen: Ganze sieben Kilometer entfernt verfügt auch Nachbar Amorebieta seit dieser Saison über einen Drittligisten.
Das Aufeinandertreffen der beiden Lokalrivalen im Achtelfinale der Copa RFEF ist dennoch Zufall, spielen in dem Wettbewerb für unterklassige Vereine doch Klubs aus ganz Spanien mit. Und so hoffte ich dann doch auf eine ordentliche Zuschauerzahl - und wurde bitter enttäuscht. Gerade 120 Zuschauer verirrten sich im Estadio Arlonagusia, was sogar die
lokale Zeitung über die "mickrige Einnahme von 720 Euro" schreiben ließ. Immerhin 15 davon kamen von mir...
Schöne Tribüne und ein paar Stufen
Das Arlonagusia ist derzeit laut Aushang am Stadioneingang nur für 700 Zuschauer zugelassen, das Fassungsvermögen dürfte dank der (auch genutzten) Betonstufen rund um das Feld aber mindestens bei 3000 liegen. Prunkstück ist freilich die Haupttribüne mit ihren roten und schwarzen Sitzschalen, die durchaus als gelungen bezeichnet werden darf. Ebenso wie die Anzeigetafel, die immer von dem Jungen betrieben wird, der als erster da ist und alles zeigt, was man wissen muss: Den Spielstand und sonst nichts.
Apropos Spiel. Das ist arm an Höhepunkten, reich an Fehlpässen und so bescheiden wie der Rasen. Immerhin ein schön herausgespieltes Tor gibt es zu bewundern, mehr aber auch nicht. Und so ist der Schlusspfiff eine Erlösung und für mich das Zeichen zum Aufbruch ins nahe Bilbao.
Nachtrag: Am Ende der Saison wurde SD Lemona wegen finanzieller Schwierigkeiten aufgelöst.