Etoile Sportive du Sahel - Olympique Beja 3:0 (Ligue 1 Tunesien, 25.1.2009)

Das Stade Olympique de Sousse

Monastir, Djerba, Tunis - auf der Liste der klassischen Reiseziele Tunesiens steht Sousse nicht unbedingt an erster Stelle. Was ein wenig überrascht, denn die drittgrößte Stadt des Landes bietet mit ihrer lebhaften Medina und den zahlreichen, uralten Befestigungsanlagen etliche Sehenswürdigkeiten. Fand auch die UNESCO und erklärte die Altstadt schon 1989 (!) zum Weltkulturerbe. Die riesigen Mauern dürfte allerdings schon jeder Cineast einmal gesehen haben: Zahlreiche Historien-Schinken wurden hier (und im benachbarten Monastir) gedreht, auch für den Kult-Streifen Das Leben des Brian dienten die Mauern der Stadt als römische Kulisse.

Schon zwei Afrika-Meisterschaften in Sousse

Diese Mauern sind inzwischen auffallend häufig mit Graffiti versehen - Nein, nicht Romani ite domum ist da zu lesen, sondern immer wieder in roten Buchstaben "ESS" oder auch "Brigade Rouge" nebst grinsender Bulldogge. Kein Zweifel: An Etoile Sportive du Sahel, immerhin neunmaliger Meister sowie Afrikas Champions-League-Sieger von 2007, führt in der Stadt kein Weg vorbei. Der Liga- und Lokalrivale Espoir Sportif Hamman-Sousse scheint dagegen keine Rolle zu spielen.

Graffito der Brigade Rouge aus SousseESS-Graffito im Hafen von SousseESS-Graffito in Sousse  

Dank der Gruppen-Graffiti ging es also mit der Hoffnung auf ein wenig mehr Zuschauer als in Tunis zum Stade Olympique. Dieses liegt vor den Toren der Stadt, also war wieder einmal ein Taxi gefordert (naja, bei den Preisen...). 1971 erbaut, wurde das Rund für die Afrika-Meisterschaften 1994 (u.a. zwei Viertelfinals) und 2004 (ein Halbfinale) kontinuierlich erweitert und fasst heute 28.000 Zuschauer. Zuletzt war sogar von einem Ausbau auf 49.000 die Rede, noch allerdings sind keine Bagger angerollt.

Das Stade Olympique de Sousse
"Mentalita Argentina" leider nur auf dem Papier

Bis zum Anpfiff hatten sich immerhin etwa 12.000 Fans eingefunden, wobei hinter dem Tor neben der erwähnten "Brigade Rouge" auch so viel versprechende Zaunfahnen wie "Barra Brava" und "Mentalita Argentina" hingen. Leider war von südamerikanischer Stimmung aber nichts zu spüren - ganz im Gegenteil: Zum Einlaufen der Mannschaften waren einige Pfiffe nicht zu überhören, bis zum ersten Gesang vergingen gut und gerne 20 emotionslose Minuten. Nur vermutet werden kann als Grund das mittelmäßige sportliche Abschneiden (Platz 6) der Mannschaft, die übrigens seit wenigen Wochen vom Deutschen Gernot Rohr trainiert wird. Schade schade.

So hatten zunächst sogar die etwa 20 Gäste-Anhänger die Stimmungs-Oberhand, ehe nach der Pause mit den Toren auch so etwas wie Atmosphäre im weiten Rund aufkam (---> Video). Kurz vor Spielende flog sogar ein Bengalo auf die (ohnehin arg ramponierte) Laufbahn. Na immerhin.

Nach dem am Ende doch überzeugenden Heimsieg führte unser Weg gegen Abend zurück ins Hotel, am Montag folgte ein Besuch in Monastir, ehe es am Dienstag erneut über Nürnberg zurück in die Heimat ging. Doch, ein schöner Trip war das!

Rot und Weiß dominieren im StadionZaunfahnen im Stade OlympiqueDie Große Moschee in Sousse