Nein, man muss das Örtchen Lotte nicht kennen. Da reicht es auch nicht, dass Dieter Bohlen hier einst zur Schule ging. Oder dass Heinz Rudolf Kunze hier einmal Lehrer war. Überregional bekannt ist die 14.000-Einwohner-Ortschaft dann auch tatsächlich nur für ein hässliches Baudenkmal - ein Autobahnkreuz.
Fast schon folgerichtig, dass auch das heimische Fußballstadion nach eben jenem Kreuz benannt wurde - freilich nur, bis irgendwann irgendein Geldgeber um die Ecke kam und dem Klub genügend Geld in den Rachen warf. Dabei klingt
Stadion am Lotter Kreuz doch viel sympathischer. Und passend dazu: Wer von der A1 auf die A30 wechselt, kann beinahe in das Stadion hinein sehen.
Von der 7. in die 3. Liga?
Ihre sportliche Heimat haben eben dort die Sportfreunde gefunden. Ein Klub, der zuletzt nur einen Weg kannte - den nach oben. Drei Aufstiege in zwölf Jahren brachten die Viertklassigkeit ins Tecklenburger Land, und nun soll es gar noch eine Etage höher gehen: Zur Halbzeit der Regionalliga West liegen die Sportfreunde an der Tabellenspitze der Regionalliga. Schärfster Konkurrent übrigens: Borussia Mönchengladbach II.
Schalkes Zweitvertretung dagegen hat dem Lotter Vormarsch an diesem Abend nichts entgegen zu setzen. Der langjährige Zweitligastürmer Aleksandar Kotuljac trifft gleich in seinem ersten Spiel für Lotte, kurz nach der Pause folgt die Entscheidung. Immerhin 1354 Fans, darunter gut 200 sangesfreudige Schalker, treten schließlich durchgefroren die Heimreise an.
Ein bisschen sehr viel Werbung....
Die ConnectM-Arena hat nicht nur einen äußerst bescheidenen Namen, sondern auch jeden freien Quadratmeter mit Werbung zugekleistert. Besonders eine Hintertorseite nervt, findet sich dort doch außer einer überfrachteten, bunten Reklamewand, nun ja - nichts. Dabei ist der Rest des Stadions, das in den vergangenen Jahren sukzessive ausgebaut wurde und heute 7474 Plätze bietet, halbwegs brauchbar.
Bleibt der Blick auf die Stadionmusik. Bohlen? Kunze? Weder noch...
Die Setlist der Sportfreunde Lotte:
1. Beastie Boys - Fight for your right. Auf diversen Fetenhits - und in Stadien - so durchgenudelt, dass es zu den Ohren raushängt.
2. Blur - Song 2. Auch nicht eben neu in einem Fußballstadion. Aber auch nach all den Jahren noch immer nett anzuhören.
3. Bon Jovi - Keep the faith. Bon Jovi hat sich in den vergangenen Jahren selbst disqualifiziert, aber das hier ist noch brauchbar.
4. Green Day - Basket case. Schon häufiger erwähnt: Green Day nervt. Einzige Ausnahme: Basket case.
5. Guns 'n Roses - Knocking on heavens door. Es gibt so viel Großes dieser Band - warum also immer nur dieser eine Song?
6. Heroes del silencio - Entre dos tierras. Ok, auch diese Band wird auf ein Lied reduziert. Aber das wird und wird nicht schlechter. Groß!
7. Inxs - New Sensation. Irgendwie bin ich mit Inxs nie warm geworden. Immerhin eine ungewöhnliche Wahl, Herr DJ!
8. Kings Of Leon - Sex On Fire. Na, das nenn ich doch ein brauchbares Ende. Wirklich top!
Fazit: Hat was von Fetenhits 17. Gibt nach Diskussionen mit meiner treuen Leserschaft ne 3+. Zum Gesamtstand.