Ach, wie herrlich war Anfang Juli doch die Euphorie beim
ersten Spielbesuch nach langer Zeit. Die Stadion-Welt stand plötzlich wieder weit offen. Keine vier Monate später stand ich in Odenkirchen mit dem genau gegenteiligen Gefühl am Sportplatz. Denn es war klar: Das hier wird für unbestimmte Zeit mein letzter (privater) Besuch in einem Stadion.
Egal wo, egal wer
Fast alle Verbände in Deutschland hatten den Spielbetrieb bereits eingestellt, nur der Niederrhein blieb netterweise noch standhaft. Und weil mein Wochenende schon verplant war, musste an diesem Freitag ein Kick her, egal wo, egal wer. Eine der wenigen Möglichkeiten tat sich im nahen Odenkirchen auf, was einen weiteren Vorteil hatte: Falls dort keine Zuschauer erlaubt sein sollten, wäre der Rückweg nicht ganz so weit.
Wie schön also, als mich eine lange Schlange an der Kasse begrüßte. Für fünf Euro gab es sogar ein Ticket, also hinein ins Vergnügen und noch einmal 90 Minuten Flutlicht-Fußball aufsaugen. Unfassbar übrigens, wie viele bekannte und unbekannte Gesichter ähnliche Gedanken hatten und den Weg nach Odenkirchen angetreten waren. Die offizielle Zuschauerzahl von 100 - mehr waren nicht erlaubt - würde ich jedenfalls als untertrieben einschätzen.
Beller Mühle
Die "Hans und Hermann Trützschler Sportanlage", bis 2015 bekannt als "Bezirkssportanlage Beller Mühle", ist wahrlich nichts Besonderes. Dennoch hat es sich der Heimatverein von Michael Frontzeck nahe des Tiergartens gemütlich gemacht: Ein hübsches Klubhaus sorgt für das leibliche Wohl, von einem Hang lässt sich das Spiel gut beobachten, und sogar ein paar gelbe und schwarze Sitzschalen sind vorhanden. Das Fassungsvermögen liegt so bei etwa 2000. Joa, passt schon.
Geboten wird heute das Pokal-Viertelfinale gegen den favorisierten Landesligisten aus Kleinenbroich. Ein wenig hoffe ich ja auf eine Verlängerung plus Elfmeterschießen, um zum Abschluss noch einmal die volle Dröhung zu bekommen. Aber Odenkirchen hat Bock, das Ganze in 90 Minuten zu erledigen, und wirft den Favoriten mal eben raus. Warum auch nicht.
Und dann ertönt der Abpfiff, und eine gewisse Leere macht sich in mir breit. Möge die zweite Corona-Pause nicht allzu lange dauern, auch wenn alle Prognosen eher pessimistisch klingen. Ich kann es schon jetzt kaum erwarten!