Olympique Marseille - Borussia Mönchengladbach 2:2 (Europa League, 8.11.2012)

Stade Velodrome in Marseille

Nennt mich naiv, nennt mich grün hinter den Ohren, mir egal. Aber es war einfach nur ein Traum, ...

Herzlich Willkommen
...auf der Autobahn das Schild "Marseille 450 Kilometer" zu lesen und zu wissen: Da spielt heute Borussia
...im französischen Radio die Worte "Borüssiö Mönschengladbooch" zu hören
...die Unmengen von VfL-Fans rund um das Stadion zu sehen
...im Stade Velodrome mit gut 4000 Fans einen Wechselgesang anzustimmen, der die Heimkurven verstummen lässt
...nach Arangos Ausgleich durch den Block zu hüpfen
...nach dem Spiel im Irish Pub zu trinken mit dem Gefühl, gerade in der Gladbacher Altstadt und nicht im Hafen von Marseille zu sein

Links das Meer, vor uns Marseille

Aber von vorne. Aus Turin kommend, gondelten wir bei strahlend blauem Himmel immer am Mittelmeer entlang in Richtung Marseille. Viel besser geht es nicht. Beim Zwischenstopp in St. Tropez verwarfen wir die Idee, kurzfristig eine 25-Meter-Yacht zu kaufen und auf dem Seeweg weiterzureisen und beschränkten uns auf das, was wir uns leisten können: Ein belegtes Brötchen im Kiosk an der Ecke. Also zurück in den Fiat 500 und auf nach Marseille, schnell im Hotel eingecheckt und ab zum Velodrome. Den Fanmarsch verpassten wir zwar, das war aber zu verkraften.

Gladbach-Fans in Marseille
Das Stadion erreichten wir somit vor der breiten (...) Masse. Was freilich auch Vorteile hatte: Die Ordner waren noch alle gut gelaunt, in der später von Pfefferspray gefluteten Halle wurden wir intensiv, aber freundlich kontrolliert, und im Stadion war noch Zeit für ein Baguette jambon. Die Berichte aus der Halle und besonders von dem am Strand an einem Herzinfarkt gestorbenen Gladbach-Fan trübten wenig später allerdings ein wenig die Vorfreude.

"Deutsche Kolonie" sorgt für Heimspiel im Velodrome

Zum Anpfiff war klar: Hier treffen zwei Vereine und besonders zwei Fanscharen aufeinander, die der Europa League eine völlig unterschiedliche Bedeutung beimessen. Auf der einen Seite erschreckend leere Kurven und am Ende eine Zuschauerzahl von ganz schwachen 15.000, auf der anderen Seite die erwähnten 4000 Borussen, die die gesamte Gegengerade sowie den Oberrang der Haupttribüne besetzen. Von einer "deutschen Kolonie, die in das Velodrome einmarschierte" schrieben anschließend die South Winners auf ihrer Homepage und nannten die große Anzahl abwesender OM-Fans eine "Schande".

Auf zum Stadion
In vielen Jahren, wenn die Legenden-Bildung längst eingesetzt hat, werden wir wahrscheinlich erzählen, wie wir das Stadion in Grund und Boden gesungen haben. Die Wahrheit ist aber, dass es auch viele ruhige Phasen gab. Was schade ist, aber unter dem Strich nichts am sehr guten Gesamteindruck änderte. Besonders die Fans unter dem Dach der Tribüne waren einfach nur gut drauf, da durfte man ein wenig stolz sein.

Ein gefühlter Sieg

Der umjubelten Führung durch Mike Hanke folgten nach der Pause zwei schnelle Gegentreffer, und mit der Zeit machte sich Unmut breit. Doch der war in der 93. Minute wie weggeblasen. Arango ist derzeit einfach unbezahlbar und sorgte dafür, dass die 45-minütige Blocksperre ohne Murren ertragen wurde und am Ende sogar Lucien Favre noch auf dem Feld erschien, um sich für die Unterstützung zu bedanken. Ein gefühlter Sieg, zweifellos.

Wenn das kein Grund ist zu feiern! Das dachte sich auch die Borussia-Meute und zog zu einem Großteil mit der überfüllten U-Bahn in Richtung Hafen weiter, um dort die beiden Irish Pubs zu besetzen. Was auch gelang, bis irgendwann die Sperrstunde nahte. Was im Nachhinein vielleicht besser war: Am nächsten morgen dröhnte mein Kopf doch beträchtlich, der geplante Abstecher nach Arles wurde gestrichen, und stattdessen ging es direkt über Avignon zum vierten Spiel unserer Tour nach Istres.

Fazit: Europapokal ist geil, Fußball ist geil, Borussia Mönchengladbach ist geil. Mehr davon, bitte bitte!

Pyro bei Fans von Borussia Mönchengladbach in Marseille  Es wird gebaut  Auswärts-	Punkt!