RRC Boitsfort - Houtain Genappe 3:0 (Tweede Provinciale, 19.4.2015)

Stade de Trois Tilleuls

Viel geblieben ist nicht vom einstigen belgischen Rekordmeister Racing Brüssel. Sechs Titel bedeuten bis heute Rang sechs in der ewigen Bestenliste, doch nach dem 2. Weltkrieg versank der Klub mit der Stammnummer 6 durch zahlreiche Fusionen von der Bildfläche. Heute zeugt nur noch das großartige Stade des Trois Tilleuls vom einstigen Glanz.

Drei-Linden-Stadion von Boitsfort
Unglaubliche 40.000 Zuschauer passen noch heute in das traditionsreiche, 1948 eröffnete Rund. Nach Kapazität ist das "Drei-Linden-Stadion" damit die Nummer zwei in Belgien hinter dem Nationalstadion. Das Schöne: Fußball wird hier auch nach dem Niedergang von Racing noch gespielt - dank Sechstligist RRC Boitsfort.

Akute Nebenplatz-Gefahr

Ganz so einfach ist es jedoch auch nicht: Boitsfort kickt besonders im Winter gerne auch auf dem Nebenplatz. Tatsächlich soll es sogar vorgekommen sein, dass sich das Team im großen Stadion aufwärmte und dann auf den Kunstrasen wanderte.

Stade des Trois Tilleuls von RRC Boitsfort
Hilfreich ist es also, wenn a) gutes Wetter herrscht und b) die 2. Mannschaft von Boitsfort zeitgleich ebenfalls ein Heimspiel hat, um besagten Nebenplatz zu belegen. Beides war heute der Fall, sodass die Chancen auf einen Kick im Trois Tilleuls gut standen. Und, was soll man sagen - wir hatten Glück!

Stufen ohne Ende

40.000 Plätze, das bedeutet vor allem: Unzählige, längst verwitterte, aber noch immer brauchbare Stehplätze. Auf drei Seiten wachsen die Stufen schier endlos gen Himmel, und als wäre das noch nicht genug, wartet auf der vierten Seite eine ebenfalls in die Jahre gekommene, mächtige Tribüne. Da hüpft das Herz des Stadionfreundes auf und ab!

Racing Brussels ehemaliges Stadion
Anekdote am Rande: Eröffnet wurde das Stade des Trois Tilleuls - von den drei Linden existieren übrigens nur noch zwei - im November 1948 mit einem Spiel zwischen Racing und dem italienischen Meister AC Turin. Nur sechs Monate später starb die Mannschaft von "Il Grande Torino" bekanntlich bei einem Flugzeugabsturz.

Vier Euro, zwei Spiele

Zurück in die Gegenwart. Für vier Euro gibt es bei Boitsfort eine Eintrittskarte und damit die Erlaubnis, das famose Stadion zu betreten (und, bei Interesse, das Spiel der 2. Mannschaft auf dem erwähnten Nebenplatz zu verfolgen). Das Interesse ist dennoch wie zu erwarten gering: Am Ende lassen sich gerade einmal 100 Zuschauer im weiten Rund nieder und genießen die Frühlings-Sonne. Zu sehen gibt es einen ungefährdeten 3:0-Sieg der Gastgeber, aber das ist heute ohnehin nur Nebensache.

Am Ende bleibt vor allem eine Frage: Warum nur wirbt Boitsfort auf seiner Homepage nicht mit seinem Stadion? Kein Foto, kein einziger Satz weist auf das Drei-Linden-Stadion hin. Klar, beim nächsten Heimspiel würden nicht plötzlich 1000 Zuschauer kommen, aber was bitte kann sich ein Sechsligist mehr wünschen als ein so großartiges Alleinstellungsmerkmal wie das zweitgrößte Stadion des Landes? Die Reise nach Brüssel jedenfalls ist dieses Monument allemal wert!

Stade des Trois Tilleuls  Stehstufen  Tribüne bei Boitsfort

Stade de Trois Tilleuls