Die Tour

Südamerika-Tour 2005 (Mehr Bilder findet ihr im Foto-Bereich)

Nach langem Sparen und noch längerer Planung starteten wir am 16.3. (mittwochs) ab Amsterdam. Von hier ging es mit KLM in 20 Stunden (inkl. Stopps auf den Niederländischen Antillen und in Guayaquil) in Ecuadors Hauptstadt Quito. Schnell geduscht, denn keine fünf Stunden nach der Ankunft stand hier schon Partie Nummer eins auf dem Programm.

17.3.: Liga Dep. Universitaria Quito - Santos FC 2:1 (Copa Libertadores)

Leider schon um 16 Uhr Anpfiff (Jaja, das Fernsehen), daher zu Spielbeginn nur 25.000, später 35.000 Zuschauer. Geniales Stadion (La Casa Blanca), mit Fankurven hinter beiden Toren. Die "gemäßigtere" Kurve bot zum Intro eine gigantische, überdimensionale Blockfahne, die über beide Ränge ging und auch in der Breite die ganze Kurve ausfüllte. Sah nach einer "Standard"-Blockfahne aus, wenn man das bei der Größe denn überhaupt sagen darf. In der gegenüber liegenden Kurve gabs massig bunten Rauch (allerdings nicht mittels Pulver, sondern aus einer Art Kanone geschossen, mit dem Nebel in Diskos zu vergleichen) und Konfetti. Während des Spiels zudem immer wieder Feuerwerksraketen aus dem Block und eine sehr gute Stimmung - Hüpfen und lautstarker Gesang inklusive. Nach der Partie erwischten wir zum Glück schnell ein Taxi und gelangten aus dem doch skurrilen Vorort wieder in die City.

El Nacional in Lima aus dem Taxi fotografiert20.3. Universitario Lima - Alianza Lima 2:2 (Primera Division)

Schon drei Tage später saßen wir in Peru beim Superclassico auf der Tribüne. Vom Taxi bis zum Stadion waren es zwar nur 100 Meter, auf denen wir aber trotzdem ca. 20 nervende (bettelnde) Kinder abschütteln mussten. Krass! Das Spiel im Estadio Nacional (leider nicht im Monumental) war mit 30.000 zwar nicht ausverkauft, die Stimmung dennoch ohrenbetäubend. In den Kurven und selbst auf der Gegengeraden ging permanent die Post ab. Da möchte ich nicht stehen... Tifo-mäßig gabs bei "La U" eine Blockfahne vom Quito-Ausmaß zu bewundern. Nach vier Gelb-Roten Karten und einem abwechslungsreichen Spiel warteten wir nach der Partie verzweifelt auf ein Taxi, als es leider zum einzig negativen Zwischenfall unserer Tour kam. Plötzlich rannte ein Universitario-Fan um die Ecke, 5 Sekunden später folge eine Horde Jugendlicher Alianza-Supporter, die die Jagd genau vor uns schnell aufgab. Leider entdeckten sie dann uns (als Westeuropäer fällt man in Peru nun mal schnell auf) und machte sich in Sekundenschnelle über uns her. Erst war mein Kollege dran, dann ich. Was soll man da schon machen außer keine Gegenwehr leisten? Immerhin beließen sie es beim Ausrauben. Wohlweislich hatten wir keine Wertsachen mit - bis auf die Kameras, die zwar versteckt waren, aber schnell zum Vorschein kamen. Meinem Kumpel haben sie gar die Schuhe von den Füßen gerissen. Naja, zur Polizei, Anzeige, Versicherung zahlt, abgehakt.

26.3. Bolivien - Argentinien 1:2 (WM-Qualifikation)

Das höchstgelegene Nationalstadion der Welt in La Paz

Nach Zwischenstopp in Cuzco (mit Ausflug in die "verlorene" Inka-Hauptstadt Maccu Picchu und ins Sacred Valley) ging es weiter nach La Paz. Hier traf im höchstgelegenen Nationalstadion der Welt (3700 Meter) im Rahmen der "Eliminatorias" Bolivien auf Argentinien. Ground erneut nicht ausverkauft, auch die Stimmung war eher "länderspieltypisch", also mau. Einzig der Wechselgesang aller vier Seiten (1. Kurve: "Bo" - Gerade: "Li" - 2. Kurve: "Via" - Alle: "Viva Bolivia") sowie das Riesen-Trikot als Überziehfahne überzeugten. Immerhin liegt das Stadion sehr zentral, so dass es endlich einmal keine Sorgen um das Wegkommen gab. Ansonsten ist La Paz allerdings schon sehr von Armut geprägt. Schön auch, dass in unserem Hotel die bolivianische Nationalmannschaft logierte und ständig die PCs belegte, um sämtliche Pornoseiten dieser Welt abzusurfen... Unvergesslich war am nächsten Tag unser Ausflug nach Chacaltaya, dem höchstgelegenen Skigebiet der Welt - auf 5488 Meter. Atemnot allez! Aber das nur am Rande...

30.3. Uruguay - Brasilien 1:1 (WM-Qualifikation)

Nach den drei Andenstaaten ging es per Flugmarathon (La Paz - Cochabamba - Santa Cruz - Sao Paolo - Montedvideo) an die Ostküste. Landschaftlich zwar weniger reizvoll, dafür aber schon eher "europäisch" geprägt. Und auch fußballerisch gab es gleich einen Leckerbissen: Der Klassiker zwischen Uruguay und Brasilien in Montevideo. 72.000 im natürlich ausverkauften Centenario verwandelten das Stadion des ersten WM-Endspiels (1930) in ein Tollhaus. Nach der Führung der Urus war es einfach nur eines: LAUT! Zum Intro erinnerten die Uru-Fans ihren Kontrahenten mittels zweier Blockfahnen an die Schmach von 1950. Die überraschend zahlreichen Brasilien-Fans antworteten mit Sprechchören: "Unos - Dos - Treis - Quatro - CINCO", in Anlehnung an die fünf WM-Titel, denen Uruguay "nur" zwei entgegenzusetzen hat.

River Plate3.4. River Plate - Arsenal 2:0 (Primera Division)

Mit der Fähre ging es von Montevideo über den Rio de la Plata weiter nach Buenos Aires. Der 3. April (ein Sonntag) war hier ein ganz besonderer Fußball-Tag: Die Boca Juniors feierten den Xentenario, ihren 100. Geburtstag - mit Riesenfete im Bombonera etc. Nur leider ohne Spiel (Boca spielte auswärts).... . Daher ging es für uns am Nachmittag vom Stadtteil La Boca und der auch von Außen beeindruckenden Pralinenschachtel mit dem Taxi weiter zum Stadion von River Plate. In der Riesenschüssel versammelten sich gut 40.000 Leute (1000 Gäste), die zwar abwechslungsreichen Gesang und ein beeindruckendes Ganzes-Stadion-Gehüpfe boten, mehr gabs fürs Auge aber nicht. Vielleicht waren wir auch einfach nur ein wenig fußballmüde an dem Tag.

7.4. Cerro Porteno - Deportivo Táchira 3:1 (Copa Libertadores)

Nächste Station: Paraguays Hauptstadt Asuncion. 40 Grad Hitze machten drei Tage lang jede Bewegung zu einer schweißtreibenden Angelegenheit, selbst am Abend kühlte es kaum ab. Kein Wunder, dass sich hier nach dem 2. Weltkrieg so viele Deutsche (mit oft zweifelhafter Vergangenheit) niedergelassen haben. Jedenfalls hingen auch in unserem Hotel Alpenbilder und Bayern-München-Wappen an der Wand, am Pool standen Gartenzwerge... Nur 5000 Zuschauer sahen am Donnerstagabend die Partie von Cerro gegen Deportivo Táchira aus Venezuela. Für uns galt das Motto: Hauptsache Länderpunkt! Auch hier waren wir übrigens wieder froh, als wir nach der Partie im Taxi saßen....

10.4. Fluminense - Volta Redonda 3:4 (Final-Hinspiel Carioca) Das Maracana

Zum Abschluss der Höhepunkt in Brasilien: Im Maracana kam es zum ersten Finale um die Meisterschaft des Bezirks Rio de Janeiro. Ca. 2000 Fans begleiteten den Außenseiter aus dem 80 Kilometer entfernten Volta Redonda zur Partie, wo die restlichen 48.000 natürlich Flu die Daumen drückten. Zum Intro bei "Nense" mehre Schwenkfahnen, umfassender Konfettiregen, bunter Rauch und zwei Blockfahnen, bei VD eine schwarz-gelbe Blockfahne. Angesichts dieses Stadions geriet das aber fast schon zur Nebensache. Nach Toren in der 1. und 5. Minuten schien die Partie schon für Fluminense entschieden, die Stimmung natürlich auf dem Siedepunkt. Das ließ aber mit zunehmender Spieldauer nach: Volta Redonda zeigte spielerische Qualitäten und drehte den Spieß bis zur 82. Minute noch auf 4:2 um! Die Gäste rasteten natürlich komplett aus. Flus Anschlusstreffer (86.) weckte noch mal die letzten Reserven bei Fans und Spielern, brachte aber nichts mehr. Rückspiel war eine Woche später, da holte sich Flu doch noch den Pokal. Die letzten Tage noch schön an die Copacabana und auf den Zuckerhut - und ab nach Hause.