Nach dem "Sheffield-Triple" mit Wednesday, United und dem FC ging es noch weiter in den englischen Norden. Dort also, wo wir schon vor genau einem Jahr in Newcastle schon eine ganz eigene Party-Kultur "genießen" durften.

Zumindest in diesem Punkt steht Sunderland dem Nachbarn in nichts nach. Bevor ich zum Fußball komme, nur eine Szene vom Sonntagnachmittag, die garantiert nicht erfunden ist: Vom Balkon eines Pubs pinkelte (!) allen Ernstes ein strunzenvoller W****er hinab auf einen Tisch, von dem die Personen angewidert aufsprangen und sich bei den Türstehern beschwerten. Dumm nur, dass diese gerade damit beschäftigt waren, einen bewusstlosen Mann aus dem Pub ins Freie zu tragen. Wohlgemerkt: An einem Sonntag!

Booking History, selbst gemacht

Ein wenig hatte diese Szenerie freilich auch mit Fußball zu tun. Denn bereits um 12.00 Uhr wurde das Wear-Tyne-Derby zwischen dem FC Sunderland und Newcastle United ausgetragen, für uns das Zielspiel unseres Wochenendes. Und das mit dem größten Ticket-Problem, das wir *KlopfAufDieSchulter* durchaus elegant lösten: Um die geforderte "Booking History" zu erlangen, holten wir uns einfach im September eine 10-Pfund-Karte für ein Ligapokalspiel - und durften so eine Woche später vier Derby-Tickets kaufen. Besser kann man 2,50 Pfund pro Person kaum investieren.

Das Wear-Tyne-Derby (oder "Tyne–Wear-Derby", je nach Heimrecht) gilt als eines der ältesten und auch erbittertsten in Nord-England. Erstmals 1883 ausgetragen, stand heute die 154. Auflage auf dem Programm. Und eine mit besonderen Vorzeichen: Zum einen war da Sam Allardyce, der sein Heim-Debüt als Sunderland-Trainer gab - der frisch verpflichtete Allardyce ist der erste Coach, der sowohl die "Black Cats" als auch Newcaste trainiert. Und dann ist da die Statistik: Sunderland kann heute das sechste Derby in Folge gewinnen, in der langen Historie gab es eine solch lange Serie noch nie.

Six in a row

Das zieht trotz der sportlichen Misere beider Klubs wie erwartet die Massen an: 47.653 Zuschauer füllen das Stadion des Lichts nahezu komplett, auch der Gästeblock ist mit 2800 Nasen ausverkauft. Die Atmosphäre knistert dann auch, der Hass ist zu spüren, richtig laut wird es aber zunächst nicht. Das mag auch am Spiel liegen: Sunderland beginnt extrem schwach, ehe kurz vor der Pause plötzlich ein Elfmeter für die Hausherren plus Roter Karte für die Wende sorgt. Plötzlich hat Sunderland Oberwasser und fährt nach der Pause locker den Sieg ein. "Six in a row" steht auf einem Plakat, das schon vor Abpfiff die Runde macht - zahlreiche Newcastle-Fans sind da schon auf dem Heimweg.

Das Stadium of Light ist mit einer Kapazität von 48.707 Plätzen immerhin die Nummer sechs in England - direkt hinter Newcastle. Eine Aufstockung ist problemlos möglich - erst im Jahr 2000 wurde die Nordtribüne erweitert. Da war das Stadium erst drei Jare alt: 1997 hatte es nach 100 Jahren den in Sichtweite zum Strand gelegenen Roker Park abgelöst. Übrigens: Mit "Light" ist nicht Licht an sich gemeint, sondern eine Lampe der Minenarbeiter. So viel Zeit muss sein.

Meer und Bahnhof in Riechweite

Und falls noch jemanden meine persönliche Meinung interessiert: Das Stadium of Light ist sicherlich nicht besonders spektakulär, aber für einen (inzwischen nicht mehr ganz so neuen) Neubau dann doch gelungen. Besonders die Haupttribüne mit ihrer roten Backstein(?)-Fassade gefällt und weckt Erinnerungen an manch wesentlich älteren Bau. Schön auch, dass die Arena sowohl vom Meer als auch vom Bahnhof zu Fuß zu erreichen ist. Das gibt es ja bekanntlich ganz andere Beispiele.

Für uns endete damit zumindest aus Fußball-Sicht das Wochenende. Es folgte die oben erwähnte Anekdote aus dem Ausgehviertel Sunderlands und am Montag ein Abstecher ins sehenswerte York, ehe am frühen Abend von Leeds/Bradford der Rückflug gen Düsseldorf startete. Schön war's!