Nette Menschen, schöne Landschaft und eine Tasse Kaffee immer in Reichweite: Schweden ist einfach gut, nicht ohne Grund habe ich dort ein Semester
studiert und fahre immer wieder gerne hin. Als nun der neue Spielplan sechs Spiele an sechs Tagen ermöglichte und der Hopper-Gott als Zugabe das Derby auf den siebenten Tag (ver-)legte, führte kein Weg an einer Reise in den Norden vorbei. Auch wenn sich leider kein Mitfahrer fand.
"Ich grüße dich, lieblichstes Land der Erde"
Schweden ist aber bekanntlich auch ziemlich teuer, und so wählte ich die Old-School-Variante: Um den Mietwagen zu finanzieren - man gönnt sich ja sonst nichts - packte ich den 2002 für unsere erste Schweden-Tour gekauften Jugendherbergs-Schlafsack und ein paar Nudeln zum selber Kochen ein. Hach, da fühlte ich mich doch glatt ein paar Jahre jünger...
Im deutschen Regen gestartet, erwarteten mich in Stockholm-Skavsta blauer Himmel und 20 Grad. Also erstmal ab ans Meer, tief durchgeatmet und, genau, einen Kaffee getrunken. Herrlich. Wie heißt es doch so schön in der Nationalhymne: "Ich grüße dich, lieblichstes Land der Erde, Deine Sonne, deinen Himmel, deine grünen Wiesen." Seufz.
Södertälje zum Zweiten
So, genug gesülzt, kommen wir zum Fußball. Nach Södertälje war es nicht mehr besonders weit, und ganz unbekannt ist Stockholms Vorstadt auch nicht, waren wir doch 2005 schon (vergeblich) dort. Seit November 2005 steht dort ohnehin ein neues Stadion, die Södertälje Fotbollarena, ein neuer Besuch wäre also so oder so nötig gewesen. Dem alten Barsta IP und seiner Holztribüne stattete ich dennoch einen Besuch ab, ehe es die Schnellstraße entlang zur neuen Arena ging.
Kurz vor dem Stadion passiert man die syrisch-orthodoxe Kirche. womit wir beim Thema wären. Södertäljes Topvereine heißen Syrianska und Assyriska, beide entstammen der großen aramäischen Gemeinde der Stadt - und sind sich dennoch nicht grün. Ganz schön kompliziert, für nähere Informationen verweise ich daher auf die 11Freunde. Auf der Tribüne wird dann auch kaum Schwedisch gesprochen, Hauptnahrungsmittel sind Kürbiskerne, aber immerhin gibt es die schöne schwedische Tradition des kostenlosen Kaffee-Nachschenkens.
Ein Ex-Gladbacher bleibt blass
1610 Zuschauer sind in die 6400-Mann-Arena gekommen, gut 200 unterstützen den Gast aus Boras und sorgen mit Fahnen und Gesängen für eine brauchbare Atmosphäre, von der Heimseite kommt dagegen nicht viel. Beides ist aber auch dem Spiel geschuldet: Elfsborg, Meister von 2006, feiert völlig problemlos den fünften Sieg im fünften Spiel und zieht an der Tabellenspitze einsam seine Kreise. Für Syrianska, bei denen der Ex-Gladbacher Sharbel Touma in der 65. Minute ausgewechselt wird, hat dagegen wohl schon der Abstiegskampf begonnen.
Für mich geht es nach kurzer Nacht - Sonnenaufgang 4:45 Uhr - 450 Kilometer gen Süden nach Mjällby, wo direkt am Strand gekickt wird. Wenn das mal nicht verlockend klingt.
Bleibt der Blick auf die Stadion-Musik. Schwedisch? Aramäisch? Mal schauen...
Die Setlist des Syrianska FC:
1. Europe - The Final Countdown. Wie sagte Franz Beckenbauer so schön: "We call it a Klassiker!" Right has he.
2. Ricky Martin - The Cup of Life. Nee. Neee. Neeee. Für einen WM-Song (1998!) akzeptabel, aber das rettet den Song auch nicht.
3. The Fans - Olé, Olé, Olé (The Name of the Game). Ok, es war 1987 und Fußball-Songs waren rar. Trotzdem keine Entschuldigung für DIESEN Text.
4. Journey - Separate Ways. Sogar von 1983 und dementsprechend typischer 80er-Rock. Vokuhila allez!
5. ? - ?. Irgendwas mit "syrio", "gol" und "stadion". Ein Fußball-Lied, nehme ich an :-)
6. Lucas Prata - And she said. War 2004 in den USA Nummer Eins der Club-Charts. Die Gründe dafür sind mir schleierhaft.
Fazit: Bis auf die (schwedischen) Europe nichts Brauchbares dabei. Glatte 4. Zum Gesamtstand.