Zum Abschluss der Nord-Tour folgte ein weiteres Kapitel aus der Serie "Der/die/das nördlichste XY der Welt". Diesmal: Der Polar Park bei Bardu. der nördlichste Zoo der Welt, der endlich die von uns zuvor so vermissten Elche parat hielt und auch manch anderes Gekreuch und Gefleuch. Die knapp zwei Stunden Fahrt von
Tromsö lohnen auf alle Fälle.
Tromsös kleiner Nachbar
Zurück in Tromsö, rollte am Abend wieder der Ball. Genau gesagt im Stadtteil Tromsdalen, der anders als die City auf dem Festland gelegen ist und mit der Eismeerkathedrale sowie der Seilbahn auf den Hausberg Storsteinen auch zwei touristische Highlights zu bieten hat.
Nummer drei ist, wenn man so will, der Fußballverein. Seit dieser Saison spielt Tromsdalen UIL wieder zweitklassig und damit in einer Liga mit dem großen Nachbarn Tromsö IL.
Schicke Tribüne seit 2010
Tromsdalen, bis 2010 übrigens von einem gewissen Morten Pedersen (die älteren Gladbach-Fans werden sich erinnern) trainiert, pendelt derzeit quasi jährlich zwischen zweiter und dritter Liga.
Im Moment sieht es immerhin so aus, als könnte ausnahmsweise mal die Klasse gehalten werden. Grund ist in erster Linie die Heimstärke, drei Siege und ein Remis stehen nach vier Partien in der TUIL Arena auf der Habenseite. Heute soll sich das gegen Alta IF fortsetzen - der einzige Klub, der noch nördlicher beheimatet ist als die beiden Vereine aus Tromsö.
Die TUIL Arena ist eine nette kleine Anlage, die seit ihrer Eröffnung im Jahr 1983 zunächst als Tromsdalen Stadion bekannt war und damals auch häufiger von Tromsö IF benutzt wurde. Als am 1. April 2010 die durchaus auffällige Haupttribüne mit ihren 1165 blauen Sitzschalen fertig gestellt wurde, musste aber "natürlich" ein neuer Name her. Übrigens: Google schlägt bei der Suche nach "TUIL Arena" immer das Stadion in Hannover vor. Willkommen im Arena-Zeitalter.
Holz bleibt Holz
Gegenüber den blauen Sitzschalen findet sich immerhin noch eine alte Holztribüne, die über fünf Reihen verfügt und sich über die gesamte Länge des Spielfeldes zieht. In der Mitte haben sogar ein paar Sitzgelegenheiten überlebt, die allerdings ausdrücklich Sponsoren vorbehalten sind. Die entsprechenden Schilder sind jedoch längst verblichen - kaum vorstellbar, dass irgendwelche Geldgeber lieber hier im Regen sitzen statt gegenüber auf Plastik.
Wir stehen freilich trotzdem lieber auf Holz, was den Nachteil hat, dass für einen Becher Kaffee und eine selbstgebackene Waffel ein Latsch um das gesamte Stadion und wieder zurück zu absolvieren ist. Was tut man nicht alles für Koffein. Allerdings lädt das Spiel gerade in der ersten Halbzeit auch kaum zum Verweilen ein. Die 677 Zuschauer, darunter auch etwa 30 Gäste, sehen nach der Pause zwar immerhin ein wenig mehr Action, mit einem Tor werden sie aber nicht für ihr Kommen belohnt.
Blauer Himmel nach Mitternacht
Nach Schlusspfiff machen uns ein paar TUIL-Fans zunächst auf den platten Vorderreifen unseres Mietwagens aufmerksam, was ärgerlich ist, uns angesichts des Endes unserer Reise aber auch nicht weiter besorgt. Am späten Abend geht es mit der Seilbahn noch einmal hinauf auf Tromsös Hausberg, um von dort die Mitternachtsonne zu erleben. Leider verhindert dies die permanente Wolkendecke, taghell ist es dennoch, und das alleine ist schon beeindruckend. Als irgendwann nach 0 Uhr immerhin über unseren Köpfen die Wolkendecke aufreißt und ein Stück blauen Himmels freigibt (siehe Foto ganz unten), sieht das schon irgendwie seltsam aus für diese Uhrzeit.
Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen nach sechs Tagen im hohen Norden. Schön war's!
Bleibt die Frage: Was wird im Land der Samen beim Fußball für Musik gespielt? Vielleicht Sami Deluxe (Riesengag, ich weiß. Ich wollte auch irgendwie Sami Khedira einbauen, habs aber nicht geschafft)? Nein, eher die rockige Variante.
Die Setlist von Tromsdalen UIL:
1. The Brogues - I Ain't No Miracle Worker. Nie zuvor gehört. Die Brogues hatten nur sechs Songs, der hier aus 1965 klingt auch wie 1965. Rockig!
2. The Black Keys - Lonely Boy. Klingt auch wie 1965, ist aber 2011. Und das ist ein Kompliment! "Alternative Rock" trifft es wohl am besten.
3. The Castaways - Liar, Liar. Wieder zurück in 1965, damals Nummer 12 der Billboard-Charts. Song und Video ein wenig abgedreht.
4. Foo Fighters - Times Like These. Jaja, Zeiten wie diese! Heute der erste Song, den ich kannte. Gutes Ding, muss man sagen.
5. Temples - Shelter Song. Erst 2012 gegründet, Psychedelic Rock aus England. Ebenfalls Neuland für meine Ohren, gefällt auf Anhieb.
6. The Moody Blues - Sitting At The Wheel. Willkommen in 1983. Britischer Rock, kann man hören.
Fazit: Absolut außergewöhnlich, diese Auswahl. Und es gab noch zwei, drei weitere Songs dieser Sorte, die ich leider auch mit Google-Hilfe nicht identifizieren konnte. Außer "Times like these" alles rockiges Neuland, und gutes dazu. Dafür Danke und eine glatte 2. Zum Gesamtstand.