Sligo liegt im Nordwesten der Republik Irland, eine knapp dreistündige Linksverkehr-Fahrt von Dublin entfernt. Eine hübsche Strecke übrigens, besonders wenn man wie ich "Mautstraßen vermeiden" ins Navi eingibt und durch lustige Dörfchen kommt.
Früh genug in Sligo war ich dennoch, und so blieb noch ein wenig Zeit für Sightseeing in der malerisch am Tafelberg "Ben Bulben" gelegenen Stadt. Besonders in Erinnerung blieb der kleine Hafen, der über eine große Geschichte verfügt: Während der Hungersnot verließen hier Tausende Iren ihre Heimat, um in den USA ihr Glück zu suchen. Die Einwohnerzahl der Grafschaft Sligo sank von 181.000 (1841) auf 57.000 (1956)!
The Boys are back in town
Ich schweife ab. Heute ist Sligo nicht zuletzt durch Fußball bekannt: Die Sligo Rovers ließen 2012 die Größen aus Dublin und Derry hinter sich und sind immerhin amtierender irischer Meister. In der Champions-League-Quali war dennoch schnell gegen Molde FK Schluss (0:1, 0:2). Schade eigentlich. Aber leider ist der irische Fußball derzeit maximal zweitklassig, auch im Vergleich zu anderen Sportarten: Das Hurling-Finale zwischen Clare und Cork am Vorabend meiner Anreise sahen im Croke Park satte 81.651 Zuschauer...
Das heutige U21-EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland wollen dagegen "nur" geschätzte 2000 Zuschauer sehen, mitgereiste Fans aus Deutschland sind keine auszumachen. Zum Einlaufen dröhnt ein fetziges "The Boys are back in town" aus den Lautsprechern, anschließend verdirbt die DFB-Elf dem Gastgeber aber mit einem lockeren Sieg gründlich die Stimmung. Für gute Laune sorgt einzig der etwa zehnjährige Fan, der nach einem harten Schuss über das Tor den Ball eiskalt zurück in Feld köpft und sich dafür feiern lässt. Zurecht, versteht sich. Auch gut der "Sicherheitshinweis" , dass die Zuschauer nach dem Spiel den Rasen nicht stürmen dürfen. Warum sollten sie auch?
Ein Loch, wo einst die Kurve war
Schauplatz der einseitigen Partie war das 4500 Zuschauer fassende Stadion "The Showgrounds", das 1928 eröffnet wurde und seither Heimat der Sligo Rovers ist. Zuletzt wurde das Viereck kräftig renoviert, die Haupttribüne ("Treacy Avenue Stand") verfügt seit 2001 über 1800 Sitze, auf dem Jinks Avenue Stand gegenüber nehmen bei Ligaspielen sowohl Heimfans (die "Forza Rovers") als auch Gäste Platz. Hinter einem Tor klafft leider ein großes Loch: Das Shed End, einst die Fankurve der Rovers, musste 2006 aus Sicherheitsgründen abgerissen werden. Den ungewöhnlichen Namen hat das Stadion übrigens der seit 1908 jährlich veranstalteten Ausstellung der "County Sligo Agricultural Society" zu verdanken.
Insgesamt eine kleine, aber hübsche Anlage in einem echten irischen Arbeiterviertel. Oder, um einen Rovers-Fans zu zitieren: "It's a working class setting in one of Sligo's oldest communities, the sense of the Showgrounds being one of Irish soccer's most resilient outposts. While the facilities have improved over the years, the character of the Showgrounds will never change and it will always retain its special place in the hearts of Sligo Rovers supporters." Amen.