Unzählige Male auf Mallorca gewesen, aber noch nie Fußball geschaut - das geht nun wirklich nicht. Also wurde am Sonntag kurzerhand der Strand von Cala Ratjada gegen das Stadion im 45 Kilometer entfernten Sa Pobla getauscht. Jaja, Hopping ist das nicht, aber immerhin Fußball-Begeisterung.
Schützenfest reicht nicht für Platz vier
Sa Pobla ist ein 13.000-Einwohner-Örtchen im Norden der Insel, um das Touristen eher einen Bogen machen. Viel zu sehen gibt es in der Tat nicht, immerhin aber ein recht nettes Stadion: Der örtliche Viertligist UD Poblense kickt im Municipal de Sa Pobla, das mit einem Fassungsvermögen von 8000 eines der größten der Balearen-Staffel ist.
Bis 1989 spielte "Poblera" drittklassig und versucht sich seither vergeblich an einer Rückkehr. Auch vor dem heutigen letzten Spieltag sind die Chancen nur noch gering, Platz vier und damit die Play-offs noch zu erreichen. Da auch die Tordifferenz noch entscheiden kann, gibt Sa Pobla gegen das abgeschlagene Schlusslicht Atletico Rafal aus der Inselhauptstadt Palma dennoch von Beginn an Gas. Am Ende heißt es tatsächlich 9:1 - da parallel aber auch die Konkurrenz gewinnt, hilft das Schützenfest nicht, in der Tabelle bleibt es bei Rang sechs.
Viel Sonne, kaum Dach
Das Municipal de Sa Pobla wurde am 17. Januar 1977 eröffnet und ist rundherum ausgebaut - keine Selbstverständlichkeit in dieser Liga. Sitzschalen und ein Mini-Dach gibt es jedoch noch nur auf Höhe der Mittellinie, der Großteil der rund 300 Zuschauer (keine Gäste) muss sich auf die Stufen fläzen und dort die Sonne auf seinen Kopf knallen lassen. Nun, es gibt Schlimmeres, besonders an einem Sonntag nach einer langen Nacht.
Nach Schlusspfiff wartet noch eine kleine Überraschung auf uns: Der ältere Herr, der uns vor Anpfiff an der Stadionkasse für je 10 Euro die Tickets verkauft hatte, kommt plötzlich auf uns zu und drückt uns wortlos jeweils einen Vereins-Pin in die Hand. Das nenn ich doch mal nett. Muchas Gracias!