Drei Spiele an einem Tag sind in Deutschland gar nicht so leicht zu schaffen - zumindest, wenn man "Männer-Fußball" bevorzugt. Möglich ist ein solcher Dreier recht häufig in Hamburg. Und so gönnte ich mir den Luxus einer Tagesreise in die Hansestadt. Das Angebot war einfach zu verlockend.
"Leicht morbider Charme"
Schon Teil eins um 11.00 Uhr war reizvoll: Union 03 Altona kickt seit 1960 im Rudolf-Barth-Stadion, das wie ein kleiner Kessel angelegt und auf allen Seiten mit bis zu zehn Stufen versehen ist. Kein Wunder, dass auch der Fanverein HFC Falke nach seiner Gründung 2015 bei der Suche nach einer angemessenen Spielstätte hier fündig wurde.
Das Rudi-Barth-Stadion sei "eine traditionsreiche Anlage, die mit ihrem leicht morbiden aber dennoch gepflegten Charme das Herz eines jeden Fußballromantikers schneller schlagen lassen dürfte", teilte Falke damals mit: "Der etwas tiefer gelegte Rasenplatz wird an allen vier Seiten von zehn Stufen eingefasst, die der kesselartigen Anlage durchaus einen echten Stadioncharakter verleihen. Und wir sprechen hier nicht von sterilen Betonfertigteilen aus dem Hause Hellmich, sondern über zum Teil schon etwas windschiefe, mit Sand und Granulat verfüllte Oldschool-Stehplätze."
Adolf Jägers Heimat
Eigentlicher Hausherr ist freilich Union 03, ein echter Traditionsverein. Die "Jonier" waren der erste Klub von Adolf Jäger, bevor dieser beim Nachbarn Altona 93 groß raus kam, in Albert "Ali" Beier und Kurt Stössel brachte "Nulldrei" zwei weitere Nationalspieler der 20er und 30er Jahre hervor. Zuletzt machte hier noch Ivan Klasnic seine ersten Schritte.
Der Glanz ist freilich verblasst. Wie sehr, zeigt das heutige Spiel. Nur etwa 40 Zuschauer sind trotz strahlenden Sonnenscheins gekommen und sehen ein Debakel der Hausherren. Besonders die letzten 15 Minuten werden mit sechs (!) Gegentoren zum Desaster, der Stadionsprecher kommt mit dem Ansagen der Treffer und dem gleichzeitigen Bedienen der Anzeigetafel kaum hinterher. Zu Ehrenrettung sei aber gesagt, dass Union nach einer Roten Karte und einer Verletzung zeitweise mit nur noch acht Feldspielern auf dem Rasen stand.
Der Abriss droht
Benannt ist das 6000 Zuschauer fassende Stadion nach einem Hamburger Fußball-Pionier und früheren Vereinsvorsitzenden, worauf auch eine Tafel im Vereinsheim hinweist. Der damals 16-jährige Barth wurde 1906 in den Vorstand des SC Union gewählt und war über 50 Jahre für seinen Verein aktiv. Wahrlich ein würdiger Namensgeber.
Schade nur, dass die Zukunft des Stadions offen ist:
Der neue Bahnhof Altona wird gleich um die Ecke an der Stelle des S-Bahnhofs Diebsteich gebaut. Auch das Rudi-Barth-Stadion wird dann wohl weichen müssen.
Für mich ging es nach Schlusspfiff per pedes direkt zum
nächsten Spiel. Vorher aber noch schnell der Blick auf die Stadionmusik:
Die Setlist von Union 03 Altona:
1. Trettmann feat. GZUZ - Knöcheltief. Recht entspannter Deutsch-Rap. Es geht schlechter an einem Sonntagmorgen! Krieg den Palästen!
2. Trettmann - Grauer Beton. Siehe oben. Schön auch, dass "Weiße Sneaker mehr wert als Millionen" gleich zweimal wiederholt wird :-)
3. Trettmann feat. GZUZ - Knöcheltief. Weil es so schön ist, gleich noch mal...
4. Trettmann - Grauer Beton. Wohl ein Trettmann-Fan, der DJ.
5. Trettmann feat. Marteria - Fast Forward. Aaah, was Neues! Kann mich nur wiederholen: Sonntagmorgen, Sonne, Kaffee, entspannte Musik. Passt!
6. Namika feat Black M - Je ne parle francais. Ich gestehe: Ich finde Namika sehr, sehr anstrengend. Diese Version - quasi ein Duett mit dem Franzosen Black M - ist zumindest was Neues.
7. Trettmann feat. GZUZ - Knöcheltief. Ah ja. Da wollte wohl auch der DJ heute einen Dreier machen :-).
Fazit: Ganz klar: Ich würde Trettmann daheim nie hören. Aber hey, ich fand's gut. Trotz der Abzüge für die vielen Wiederholungen gibt's noch ne glatte 2. Zum Gesamtstand.