Bevor die Groundhopping-Polizei empörte Briefe schreibt: Nein, ich habe diesen Stadionbesuch in der laotischen Hauptstadt Vientiane nicht gezählt. Es wäre ja auch zu schön gewesen...
Kaum Chancen auf Fußball
Aber von vorne: Nachdem wir aus Thailand kommend in Chiang Khong den Mekong und damit die Grenze überquert hatten, standen sieben Tage Laos auf dem Programm. Leider, so viel stand schon vorher fest, mit nur geringen Chancen auf ein Fußballspiel. Aber, und das war eben auch schon vorher klar: Mit vielen, sehr vielen Eindrücken.
Da wäre etwa die zweitägige Fahrt über den Mekong. Ich würde behaupten, noch nie so fernab dessen gewesen zu sein, was man so gerne "Zivilisation" nennt. Links und rechts nur endloser, grüner, dichter Urwald, aus dem ab und zu ein paar Holzhütten hervorlugten. Wer da wohl wohnen mag? Nun, bei einem kurzen Stopp erhielten wir die Antwort. Der Besuch in dem namenlosen Dorf bei den (natürlich informierten und von den Gästen profitierenden) etwa 300 Bewohnern gehört zu den bleibenden Eindrücken der Reise.
Kreuz und quer durch Laos
Übernachtet wurde am Abend im Ein-Straßen-Örtchen Pak Beng, wo auf dem Markt gebratene Ratten angeboten wurden, ehe am zweiten Tag Luang Prabang erreicht wurde. Die von Touristen inzwischen überlaufene alte Königsstadt ist alleine schon die weite Reise wert. Nicht zuletzt der allmorgendliche Almosen-Gang unzähliger in orangefarbene Kutten gehüllter Mönche, die von der Bevölkerung Reis für den langen Tag im Kloster erbeten (und dabei von Touristen wie uns nur zu gerne fotografiert werden...) war sehenswert. Weiter ging es in die von Karstbergen umgebene Backpacker-Hochburg Vang Vieng und schließlich am Dienstag in die Hauptstadt Vientiane.
Exakt zwei Chancen auf ein Fußball-Spiel hatte ich mir während dieser Zeit ausgerechnet. Nummer eins: Am Samstag in Luang Prabang, das über ein recht großes Stadion, aber keinen Verein verfügt. Also latschte ich auf gut Glück hin, betrachtete die fehlenden Linien und Tornetzte, wartete dennoch 90 Minuten (man weiß ja nie...) und gab dann auf.
Nummer zwei: Am Dienstag in Vientiane, wo fast alle Spiele der ersten Liga ausgetragen werden, aber eben nur am Wochenende. Und so marschierte ich nach einem langen Tag eher aus Pflichtbewusstsein Richtung Nationalstadion, als ich plötzlich aus der Ferne einen Pfiff hörte und umgehend meinen Schritt beschleunigte.
Schiedsrichter, Linienrichter, Stadionsprecher...
Drei Minuten später stand ich im Anouvong-Stadion und stellte mir die große Frage, die mir mangels Englisch-Kenntnissen auch keiner der wenigen Anwesenden beantworten konnte: Was für ein Spiel läuft da gerade? Etwa eines, das meinen nicht gerade geringen Vorstellungen einer "zählbaren" Begegnung entspricht?
Naturgemäß sammelte ich zunächst die Pro-Argumente:
- Beide Teams tragen einheitliche Trikots, sogar mit Namen
- Es gibt einen Schieds- und sogar zwei Linienrichter
- Sogar ein Stadionsprecher verrichtet seinen Dienst
- Und, hallo, ich bin im Nationalstadion, da wird jawohl nicht jede Freizeitmannschaft mal eben kicken dürfen...
Nur, leider gewannen mit zunehmender Spieldauer dann doch die Contra-Argumente die Oberhand:
- Das Niveau, nun ja, war unterirdisch
- Der Stadionsprecher, nun ja, war eher ein Kommentator und quasselte während des Spiels ohne Pause
- Die Spieler, hmm, durften aus- und dann wieder eingewechselt werden
- Und, was schließlich die Entscheidung einfach machte: Die zweite Halbzeit, ich hatte extra auf die Uhr geschaut, wurde nach 35 Minuten abgepfiffen. Am Ende war es wohl doch nur ein Hobby-Spiel...
2008 renoviert, 2009 ins Abseits gestellt
Schade, schade. Trotzdem war es ein unterhaltsamer Fußball-Nachmittag in einem Stadion, zu dem dennoch ein paar Worte gesagt werden dürfen: Das Chao Anouvong Stadium, auch als Laos National Stadium bekannt, stammt ursprünglich aus den 1950er Jahren, wurde 2008 gründlich renoviert und fasst seither 15.000 Zuschauer. Seit 2009 steht es allerdings im Schatten des "New Laos National Stadium", das 16 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt für die Südostasien-Spiele gebaut wurde. Namensgeber ist Chao Anouvong, bis 1828 letzter König von Vientiane, der heute als Vater der laotischen Nation verehrt wird.
Somit ging es am nächsten Tag wie erwartet ohne den Länderpunkt Laos zum Flughafen, um das nächste Ziel in Angriff zu nehmen: Vietnam.