Wormatia Worms - Borussia II 0:3 (1.11.2008)

Das Wormatia-Stadion in Worms

"Ohne viel Zeit zum Luftholen nach der aufregenden Saison mussten wir zum ersten Spiel reisen. Nach Worms, ins "Nibelungenstadion". Das Spiel lief wie am Schnürchen, und der 5:1-Sieg war Grundlage für unser Selbstbewußtsein, mit dem wir an die nächsten Aufgaben heranzugehen gedachten."
aus: Helmut Grashoff, Mein launische Diva

Gesperrte Traversen im Wormatia-Stadion in Worms
SSV Reutlingen, Holstein Kiel, Wormatia Worms - noch heute wecken diese drei Namen wohl bei jedem Borussia-Fan die selbe Assoziation: 1965, Aufstiegrunde. Wobei die Wormatia in diesem Dreiklang sogar eine Sonderrolle einnimmt: In Worms war es, wo der Grundstein zu 34 erfolgreichen Bundesliga-Jahren am Stück gelegt wurde (s.o.), und gegen Worms war es, als am 26. Juni 1965 mit einem erzitterten 1:1 der Aufstieg perfekt gemacht wurde. Noch einmal unser Ex-Manager: "In Mönchengladbach war der Teufel los".

"Wir freuen uns, wieder einmal gegen die Borussia zu spielen"

Über 43 Jahre sollte es bis zum nächsten Teffen beider Klubs dauern. Und auch wenn von Gladbacher Seite nur die zweite Mannschaft ihre Aufwartung machte, dachte man auch in Worms sofort an 1965. "In den 70er Jahren hat Borussia den Fußballfans in ganz Deutschland tolle Europapokalabende in Deutschland beschert. Wir haben einen kleinen Anteil daran", bemüht dann auch der Stadionsprecher die Vergangenheit, um mit einem Augenzwinkern hinzuzufügen: "1965 hätten wir im letzten Spiel auch gewinnen können. Aber wir haben uns natürlich zurückgehalten. Daher freuen wir uns ganz besonders, wieder einmal gegen die Borussia zu spielen."

Schauplatz des Wiedersehens war wieder das Wormatia-Stadion, das (leider) in all den Jahren auch mit der Zeit gegangen ist: 1988 war es, als die wunderschöne Holztribüne von 1927 (!) einem weit weniger spektakulären Neubau weichen musste. Denkmalschutz war leider ein Fremdwort. Die letzte Generalüberholung ist erst ein paar Wochen her: Zum Aufstieg in die Regionalliga wurden zwei Neben- und eine "Neben-Neben-Tribüne" (Zitat Stadionheft) geschaffen sowie die Stehstufen gegenüber mit frischem Beton ausgebessert. Die alten und baufälligen Traversen hinter den Toren sind dagegen aktuell gesperrt, die offizielle Kapazität beträgt daher statt der einstigen 15.000 nur noch exakt 6997.

Wormser Haupttribüne mit neuen Neben-Tribünen
"Alla, ich schwöre, scheiß Amateure"

Im Zuge des Umbaus hat auch der sangesfreudige Teil der VfR-Fans die Seiten gewechselt und ist von der Vortribüne auf die Gegengerade gewandert. Auch wenn uns der Vergleich fehlt, scheint der Umzug gelungen: Gegen Gladbach feuern die Wormser durchgehend und lautstark ihre Elf an, allen voran mit dem ureigenen Ruf "Alla Wormatia". Ab und zu geht es in den Texten auch gegen Amateur-Vertretungen, aber das können die etwa 80 mitgereisten Gladbacher verkraften. Mal ganz nebenbei: Ob z.B. aus Elversberg wirklich mehr Fans anreisen werden? Insgesamt verkündet der Klub übrigens 1804 Zahlende. Ein letzter Blick zurück: 1965 waren es noch 20.000...

Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. Die Gladbacher - bis auf die "Halb-Profis" Frederic Löhe und Moses Lamidi nur mit Amateuren am Start - sind klar feldüberlegen und profitieren zudem immer wieder von haarsträubenden Fehlern der Wormatia-Abwehr. Am Ende heißt es völlig verdient 3:0, seit fünf Spielen sind die "Fohlen" nun schon unbesiegt und klettern auf Rang fünf. Die Wormatia dagegen steckt im tiefsten Abstiegsstrudel - es sei ihnen gewünscht, noch den Ausweg zu finden...

Zu guter Letzt: Musik gespielt wurde im Wormatia-Stadion auch. Zeit also für die "Die DJ-Ötzi-Hitmix-Skala".

Die Setlist der Wormatia:

1. De Höhner - Wenn nicht jetzt, wann dann? (EM-Version). Hatte im Sommer zum Glück kaum Erfolg. Reicht aber anscheinend dennoch fürs Stadion.
2. Lightning seeds - Three lions. Ohne Zweifel der beste Fußball-Song aller Zeiten. Wird dafür erstaunlich selten gespielt.
3. Right Said Fred - We Are the Champs. Verzweifelter Versuch der Glatzköpfe, an "I'm too sexy" anzuknüpfen. Geht gar nicht.
4. Alla Wormatia (oder so...). Eigene Vereinslieder sind immer gut. Auch wenn Zeilen wie "Was auch passiert, du bleibst immer unser Verein" nicht neu sind.
5. Safri Duo - Played alive. Schon wieder. Ich bleib dabei: Fand ich früher gut, finde ich heute noch gut.
6. Pet Shop Boys - Go West. Ach, die Pet Shop Boys. So großartige Musik gemacht, und doch läuft immer nur Go West. Mag ich nicht.
7. Sportfreunde Stiller - 54, 74, 2010. Ach, die Sportis. So großartige Musik gemacht, und doch läuft immer nur 54, 74, 2010. Find ich blöd.
8. Hermes House Band - I will survive. Kurz vor Schluss ist es doch noch passiert: Die Kirmes-Kombo mal wieder. Das gibt kräftige Abzüge.

Fazit: Ein wenig zu gewollt auf Fußball getrimmt. Die wenigen Lichtblicke rechtfertigen die Gesamtnote 4-. Hätte schlimmer kommen können. Zum Gesamtstand.

Gladbach-Fans im WormsSups WormsGladbacher Jubel nach dem Sieg