Das Städtchen San Luis Obispo dürfte vielen Kalifornien-Urlaubern während der Fahrt über den legendären Highway No. 1 schon begegnet sein, einen Stopp wird aber kaum jemand dort eingelegt haben. Zumindest aus Fußball-Sicht hat der Ort allerdings mehr zu bieten, als gedacht.
Ex-Nationaltrainer auf der Bank
Grund ist die California Polytechnic State University, die sich vor den Toren der Stadt ausbreitet und im College Soccer eine große Nummer ist. Immerhin 10 der 44 bestbesuchten College-Spiele der gesamten USA fanden hier statt, gegen den Rivalen der Uni aus Santa Barbara meldet das Alex G. Spanos Stadium mit 11.075 Zuschauern sogar jedes Jahr ausverkauft.
College Soccer ist für Stadionfreunde also längst mehr als nur eine Alternative zu den etablierten Ligen. Zumal die Bedeutung in den USA hoch ist: Trainer der Cal Poly Mustangs ist kein Geringerer als Steve Sampson, einstiger Nationalcoach der USA und als solcher WM-Teilnehmer 1998. Das Niveau der besten Uni-Teams wird von Organisationen, die auch in Deutschland Fußball-Stipendien für Amerika vermitteln, mit dem "guter Oberligisten" verglichen.
US-Fahne aus der Luft
Wie im College Soccer üblich, steht das Stadion direkt auf dem Campus-Gelände und ist somit äußerst leicht zu finden. Für 9 Dollar gibt es sogar eine hübsche Eintrittskarte. Dann beginnt zunächst, wie am 15. Jahrestag der Terroranschläge des 11. September nicht anders zu erwarten, ein typisch amerikanisches Vorspiel: Die USA-Fahne wird von einem Fallschirmspringer ins Stadion geflogen, auf dem Rasen werden lokale Feuerwehrmänner geehrt, und zu guter Letzt wird natürlich - sogar live - die Nationalhymne gesungen. Nun denn.
Unsere Hoffnungen auf eine vierstellige Zuschauerzahl erfüllen sich leider nicht, am Ende nehmen "nur" 333 Interessierte auf der Haupttribüne Platz, ein paar drücken auch dem Gästen aus dem 220 Kilometer entfernten Fresno die Daumen. Der Beginn ist furios, nach drei Minuten steht es schon 2:0, am Ende aber nur 4:1. Kurios auch, dass bei Spielunterbrechungen die Uhr angehalten und somit auf die Sekunde genau nach 45:00 Minuten abgepfiffen wird - ein typisches Phänomen des College Soccer.
Drei Tribünen und ein Denkmal
Das Alex G. Spanos Stadium wurde bereits 1935 eröffnet und 2006 auf seine jetzige Kapazität von 11.075 erweitert, derzeit gibt es sogar Pläne für einen Ausbau auf 22.000 Plätze. Prunkstück ist zweifellos die Haupttribüne mit ihren US-typischen "Press Boxes", auch gegenüber und hinter einem Tor steht jeweils eine Tribüne. Da auch die Footballer der Uni hier spielen, ist der Rasen mit ziemlich vielen Linien und sogar zwei Endzonen bemalt, was das Spiel ziemlich unübersichtlich macht. Erwähnenswert ist zudem das Denkmal direkt nebenan, das an die 22 Mitglieder des Football-Teams erinnert, die 1960 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen.
Trotz der schwachen Zuschauerzahl hat der College Soccer bei uns durch dieses Spiel an Beliebtheit weiter gewonnen, und so geht es nur zwei Tage später in Santa Barbara gleich zur nächsten Uni...