Crystal Palace - Wolverhampton Wanderers 0:1 (Championship, 3.3.2009)

Der Selhurst Park in London

Und wieder einmal London. Warum aber auch nicht? Gesehen haben wir auch nach mehreren Besuchen noch nicht alles, und das gilt nicht zuletzt für die Stadion-Landschaft.

Das Stadion von Crystal Palace von Außen Somit gab es heute nach Bohnen zum Frühstück, Fotos vorm Buckingham Palace und dem Blick auf Big Ben einen kleinen Ausflug in die Stadion-Historie. Erste Station: Highbury. Schon krass, wie dort gewerkelt wird und alle vier Tribünen bereits mit Glasfronten für die künftigen Wohnungen versehen sind. Ach, hätte der Bökelberg nicht auch stehen bleiben können...? *seufz*

Die ehemalige Spielstätte steht noch

Als Vorbereitung auf das Abendspiel führte uns der nächste Stopp in die Vergangenheit des Crystal Palace FC. Der nämlich spielte bis 1915 im "Crystal Palace Ground", mit einer Kapazität von 120.000 Zuschauern einst das größte Stadion der Insel und bis zum Wembley-Bau Spielstätte des englischen Pokalfinals. Das Schöne: Das Stadion steht noch! Wenn auch stark modernisiert und ganz auf Leichtathletik getrimmt. Immerhin lassen einige Graswälle noch das einstige Potential erahnen. Eine mögliche Rückkehr des Klubs ist übrigens immer wieder ein Thema.

Eine neue Heimat fanden die "Eagles" ein paar Kilometer die Straße rauf, und seit 1924 wird im Selhurst Park gekickt. Mal mit mehr Erfolg (1991, 3. Platz Premier League), mal mit weniger (1958-61, Fourth Division). Aktuell sind die Londoner zweitklassig, und daran wird sich nach dieser Saison wohl auch nichts ändern. Anders als beim heutigen Gegner aus Wolverhampton, der die Tabelle recht souverän anführt.

Regen in London, im Hintergrund die Fans der Wolverhampton Wanderers
Englisches Wetter und eine alte Tribüne

Ein wenig Sorge macht vor dem Anpfiff das Wetter. Es regnet in Strömen, der Wind bläst wie verrückt, und überall auf der Insel werden zeitgleich Spiele abgesagt, einige später sogar abgebrochen. Nicht so in Selhurst. Na Gott sei Dank. Und so sehen 14901 Zuschauer, darunter gut 800 Gäste, kein hochklassiges, aber ein kampfbetontes Spiel. Es wird gerutscht, getackelt und schließlich auch getroffen: Sylvan Ebanks-Blake verwandelt in der 73. Minute einen Foulelfmeter. Daraufhin bemühen endlich auch die Gästeanhänger ein wenig ihre Stimmbänder, denn bis dahin war es für meinen Geschmack doch etwas zu ruhig im weiten Rund.

Apropos weites Rund. Der Selhurst Park hat sich seit 1924, natürlich, grundlegend geändert. Ein blau-roter All-Seater ist entstanden, mit Platz für 26.309 Zuschauer. Älteste Tribüne und somit ein Fall für Nostalgiker ist der Main Stand. Geplant wurde die Tribüne zur Stadioneröffnung vom altbekannten Archibald Leitch - leider ohne den typischen Dachgiebel, aber ein paar Holzstühle am Rand sind immerhin geblieben. Topmodern sind die beiden Hintertorseiten, darunter auch der Homesdale Road Stand, die einzige zweistöckige Seite des Selhurst Park.

Das Dach des alten Main Stand
Erstes Groundsharing in Englands Profifußball

Ein wenig Fußballgeschichte wurde hier auch geschrieben: Lang Zeit galt in Englands Profifußball die Devise "Jedem Klub sein eigenes Stadion". Bis 1985 - als die Fans von Charlton Athletic per Flugblatt über den Umzug nach Selhurst informiert wurden. Diese Episode endete immerhin glücklich - wenn auch erst 1991 - mit der Rückkehr ins The Valley. Der nächste Untermieter, der FC Wimbledon (ab 1991), zog bekanntlich nie wieder in seine Heimat Plough Lade zurück, sondern verließ die Stadt in Richtung Milton Keynes. Geblieben ist ein wohl ewiger Negativrekord: Im Oktober 2002 sahen nur noch 849 Zuschauer im Selhurst Park die First-Division-Begegnung zwischen Wimbledon und Rotherham.

Bleibt der Blick auf die "DJ-Ötzi-Hitmix-Skala", die bei Wind, Wetter und Pausentee (der erste WIRKLICHE Pausentee meines Lebens!) für angenehme Abwechslung sorgte.

Die Setlist von Crystal Palace:

1. Eminem - Lose yourself. Anständiger Auftakt. Gut zum Mitwippen, gerade in der Kälte...
2. Coldplay - Viva la vida. Typische Radio-Musik halt. Gut, aber schon zu häufig bei den üblichen Lokalsendern gehört.
3. The Beatles - Hey Jude. Passt zu England, passt zu Fußball, passt zu meinem Geschmack. Groß!
4. The Clash - London Calling. Geile Scheibe, und dann noch in London. Noch größer!
5. White Stripes - Seven Nations Army. Zum Abschluss leichte Abzüge. Natürlich gut, aber beim Fußball ausgelutscht.

Fazit: Dank zweier Überraschungen eine Wohltat für die (frierenden) Ohren. Note 2, ab sofort muss sich der TuS Mechtersheim den ersten Platz teilen. Zum Gesamtstand.

Der Homesdale Road Stand im FlutlichtFans von Crystal Palace mit Schwenk- und ZaunfahneRegen über Selhurst