FC Differdange 03 - RFC Union Luxemburg 2:2 (BGL Ligue, 11.3.2012)

Stade du Thillenberg in Differdange

"Nowadays people know the price of everything and the value of nothing“ (Oscar Wilde)

"Wer sich an einem Tag die doppelte Dosis Fußball reinziehen will, ist am Sonntag im Glück", schrieb das Tageblatt. Also dann: Auf nach Luxemburg.

Tribüne am Thillenberg
Erster Halt: Der FC Differdange, wie fast alle Topklubs im Süden des Landes beheimatet und (als Red Boys) immerhin sechsmaliger Meister. Jener Verein also, der die höchste Niederlage der UEFA-Pokal-Geschichte kassierte: 1984 gab es ein 0:14 bei Ajax Amsterdam - nachdem es im Hinspiel noch 0:0 geheißen hatte...

Ein Kleinod im Talkessel

Das ist lange her. Heute ist der FC ein erfolgreicher Erstligist, amtierender Pokalsieger und in dieser Saison sogar im Titelrennen dabei. Eine Erfolgsgeschichte, die einen gravierenden Nachteil hat: Im September wird Differdange in das neue Stade Parc des Sports umziehen und damit ein echtes Kleinod der Stadion-Landschaft verlassen. Das ist verdammt bitter.

Es beginnt schon am holzvertäfelten Eingang, auf dem in großen Buchstaben "Stade de Thillenberg" zu lesen ist. Es geht weiter mit der kleinen Holztribüne mit urigem Giebel und Sitzbänken für gerade 300 Zuschauer. Und es findet seinen Höhepunkt in der steilen, stellenweise mit Moos bewachsenen Naturtribüne auf der Gegengeraden mit Platz für etwa 6000 Menschen. Sehr hübsch und vor allem sehr gemütlich.

Eingang
Erbaut wurde das Ganze ab 1921 in einem Talkessel des hügeligen Erzgeländes oberhalb der Stadt, eingeweiht am 24. Mai 1922. Auch danach musste immer wieder Erde abgetragen werden, um das Spielfeld zu vergrößern und in Schuss zu halten. Das gelang über Jahrzehnte - bis 2011 der Umzug beschlossen wurde.

"Sind wir nicht Erbe dieses Spielfeldes?"

Die große Frage: Was bedeutet das für das Stade du Thillenberg? "Man muss nicht Hellseher sein, um zu erahnen, dass der "Stade du Thillenberg" aufgegeben wird und dort irgendwann eine Immobilie mit unbezahlbaren Kaufpreisen gedeihen wird", heißt es in einem sehr zu empfehlenden Bericht, in dem auch die entscheidende Frage gestellt wird: "Sind wir nicht Erbe dieses Spielfeldes, und sind wir es unseren Vorgängern nicht schuldig, für seinen Erhalt zu kämpfen?". Warum geht mir eigentlich gerade der Bökelberg nicht aus dem Kopf?

Ach so, gespielt wurde auch. Offiziell 250 Zuschauer (tatsächlich mindestens 500) sahen ein munteres Spiel, in dem der Gast aus der Hauptstadt schnell 2:0 führte, ehe Differdingen jeweils in der Nachspielzeit der beiden Halbzeiten traf und so einen Punkt rettete.

Anschließend kämpften wir uns durch die verstopfte Sackgasse aus dem besagten Talkessel, um im acht Kilometer entfernten Esch dem Stadtderby zwischen Jeunesse und Fola beizuwohnen.

Naturtribüne im Stade de Thillenberg  So steh's  Hübsch