Karneval ist nun wirklich nicht mein Ding, manchmal aber hilfreich. "Wegen des Escher Karnevalsumzugs ist das Derby zwischen Jeunesse und Fola auf 18.30 Uhr verlegt", hieß es vor besagtem Duell, und so ging es nach der 16-Uhr-Begegnung in
Differdange gemütlich gleich zum nächsten Spiel.
Derby Nummr 100 der beiden Traditionsklubs
Die 30.000-Einwohner-Stadt Esch darf mit Fug und Recht als Luxemburgs Fußball-Hauptstadt bezeichnet werden, sind hier doch sowohl der Rekordmeister (Jeunesse, 28 Titel) als auch der älteste Verein des Landes (Fola, 1906) beheimatet. Das Derby hat es dennoch lange Zeit nicht gegeben: Erst als Fola, was nichts anderes als "Football and Lawn Tennis" (Fußball und Rasentennis) bedeutet, 2008 nach 14 Jahren in die Erstklassigkeit zurückkehrte, hieß es endlich wieder: Derby-Zeit in Esch!
Heute steht sogar das 100. Escher Derby auf dem Programm, was immerhin 1749 Zuschauer anlockt. Für Luxemburg durchaus eine stattliche Zahl. Und, sieh an, auch Auge und Ohr wird etwas geboten: Beim Einlaufen erleuchten auf beiden Seiten ein paar Bengalische Feuer, und während des Spiels sind besonders von Seiten der Heimfans Sprechchöre und Beschimpfungen des Gegners immer wieder zu hören. Als kurz vor Schluss Jeunesse einen Elfmeter zugesprochen bekommt, fliegt gar ein Bengalo auf den Platz und sorgt für eine kurze Spielunterbrechung.
Jeff ist der Chef
Schauplatz des Geschehens ist das Stadion op der Grenz oder auch Stade de la Frontière. Das wurde 1920 erbaut, fasst 5400 Zuschauer und liegt, wie der Name vermuten lässt, nur 300 Meter von der Grenze nach Frankreich entfernt. Wichtigster Bestandteil sind die Tribünen auf den Längsseiten, eine davon überdacht, während hinter den Toren nur an der Bande gestanden werden kann. Insgesamt eine ganz nette Anlage, mehr aber auch nicht.
Trainer bei Fola ist ein gewisser Jeff Strasser, und so gehören meine Sympathien recht schnell dem Gast. Leider ohne Erfolg: Zwar hätten sich die Rot-Weißen, die mit Strasser im vergangenen Jahr Vizemeister wurden und beinahe die erste Meisterschaft seit 1930 (!) geholt hätten, mindestens einen Punkt verdient, doch Pfosten und der glänzend aufgelegte Jeunesse-Torhüter wissen das zu verhindern. Am Ende gewinnt Jeunesse somit auch das zweite Derby der Saison, was angesichts der verspielten Titelchancen des Rekordmeisters immerhin ein kleiner Trost sein dürfte.