TSG Sprockhövel - Preußen Münster 0:2 in Hagen (Oberliga Westfalen, 11.4.2008)

Das Ischeland-Stadion in Hagen

Wenn die Bild-Zeitung im Vorfeld über ein Oberligaspiel berichtet, muss außergewöhnliches anstehen. "Deutschland-Premiere", titelte das Blatt vor der Begegnung zwischen der TSG Sprockhövel und Preußen Münster. Was war passiert? Stellte DJ Ötzi sein neuestes Machwerk vor? Schnürt Cristiano Ronaldo künftig für "Sprocki" die Schuhe? Nix da: Erstmals in Deutschland stand eine Oberliga-Begegnung unter der Leitung eines ausschließlich weiblichen Schiedsrichtergespanns. Ist doch auch schonmal was.

Fans von Preußen Münster in Hagen Grund meiner Anwesenheit war weder Marina Wozniak noch einer ihrer beiden Assistentinnen, sondern eine andere Art von Premiere: Erstmals seit über zehn Jahren wurde im nicht gerade kleinen Hagener Ischeland-Stadion wieder viertklassiger Fußball geboten. Was der heimische SSV nicht schafft, ermöglichte die erwähnte TSG. Zum Spiel gegen das "große" Preußen Münster erschien der heimische Baumhof schlicht zu klein, sodass der Umzug ins 23 Kilometer entfernte Hagen beschlossene Sache war.

Ein Stadion als Landestelle für Außerirdische

Immerhin 1500 Zuschauer machten sich schlussendlich auf den Weg - viele davon erreichten ihr Ziel verspätet, da der Hagener Hauptbahnhof wegen eines entgleisten Zuges komplett gesperrt war und auch der Schreiber dieser Zeilen nur dank einer Joggingeinlage (HBF -> Stadion in handgestoppten 14 Minuten) soeben vor Anpfiff das Stadion betrat. Wenig überraschend drückte der Großteil der Anwesenden dem "Gast" die Daumen, wobei die fast pausenlose und stellenweise überraschend laute Unterstützung gelobt werden muss. Schade nur, dass die weniger "italienisch" orientierten SCP-Fans quasi einen zweiten Fanblock bildeten und nur selten gemeinsam angefeuert wurde. Immerhin gab es Grund zum gemeinsamen Feiern, denn der klare Favorit gewann beim abgeschlagenen Schlusslicht ungefährdet 2:0.

Das Ischeland-Stadion steht wie erwähnt nur selten im Fokus der Öffentlichkeit. Das dachte sich wohl auch ein offensichtlich Geistesgestörter, der im Oktober 1984 das Stadion teilweise in Brand setzte, um eine Landestelle für Außerirdische zu markieren. Sachen gibt's. Für ein paar Tage gehörten dem weiten Rund die Schlagzeilen, doch das war es dann auch. Eigentlich schade, denn die 1960 erbaute und 1989 gründlich renovierte Anlage kann sich wahrlich sehen lassen. Die ungewöhnlich hohen Stehränge auf der Gegengerade ergeben zusammen mit der schnuckeligen Haupttribüne und den vielen Bäumen ein harmonisches Gesamtbild. Daran ändern können auch die vielen Leichtathletikanlagen mitsamt Laufbahn nichts. Das einstige Fassungsvermögen von 39.000 (Rekordbesuch: 32.000 beim Jugend-Länderspiel D-TCH) ist zwar auf 18.000 gesunken, dennoch hat das Ischeland-Stadion mehr verdient als sein derzeitiges Schatten-Dasein.

 Marina Wozniak und ihre Kolleginnen sorgten für eine Deutschland-Premiere Blick auf die Gegengerade des Ischeland-Stadions in Hagen Die steilen und hohen Stehränge im Ischeland-Stadion in Hagen