Von einer Millionen-Metropole in die nächste: Von Singapur, dem Land mit der zweithöchsten Bevölkerungsdichte der Welt, ging es mit Tiger Air hinüber nach Hongkong, das immerhin Platz drei belegt. Oder besser: Belegen würde, wäre es denn noch ein souveräner Staat.

Seit der Rückgabe an China 1997 ist die Stadt allerdings politisch eine Sonderverwaltungszone, nur im Fußball blieb (fast) alles beim Alten. Noch immer ist Hongkong FIFA-Mitglied, noch immer stellt es eine eigene Nationalelf, und noch immer ist die nationale Liga nicht in der chinesischen aufgegangen. Zwar gab es immer mal wieder entsprechende Pläne, derzeit sieht es allerdings nicht danach aus. Und so kocht das Land, das dank seiner britischen Geschichte als Asiens Fußball-Pionier gilt, weiter sein eigenes Süppchen.

Traditionsklub ohne Fans

Wenn Hongkong Asiens Fußball-Pionier ist, dann darf der Hong Kong Football Club als echter Avantgardist bezeichnet werden. Gegründet am 16. Februar 1886, bestritt der HKFC am 16. März 1886 sein erstes Soccer-Match. Zahlen, mit denen so manch britischer Klub nicht mithalten kann, geschweige denn ein deutscher.

Wer allerdings heute beim HKFC vorbei schaut, ahnt nur noch wenig vom einstigen Glanz. Samstagabend, 20.03 Uhr, zwölf Minuten vor Anpfiff. "Äh, sorry, wie kommen wir denn ins Stadion?" - "Was wollt ihr denn da?" - "Äh, wird denn heute nicht Fußball gespielt?" - "Einen Moment, ich schau mal auf meiner Liste.... Ja, tatsächlich, da steht was von Fußball. Geht einfach da durch den Spielertunnel, dann kommt ihr rein."
Ohne Worte.

Stadion inmitten einer Pferderennbahn

Im Stadion angekommen, wurden gerade die Rugby-Tore abgebaut, die Mannschaften warteten noch auf der Tribüne und quatschten, und irgendwie wirkte alles eher wie in einer Hobby-Liga. Gut, von der Second Division in Hong Kong darf man nicht viel erwarten, aber ein wenig strange war es doch.

Zumindest das Stadion erwies sich aber als absolut erstligareif. Der HKFC Ground liegt inmitten der berühmten Pferderennbahn "Happy Valley", die man beim Gang durch den Spielertunnel unterschreitet. Zwei Tribünen mit 2750 Sitzschalen können sich durchaus sehen lassen. Seit 1995 spielt der Klub hier, nachdem er zuvor nur einen Steinwurf entfernt im Nationalstadion kickte.

Weniger Zuschauer als Party-Gäste

Seither pendelt der HKFC zwischen First und Second Division, nach einem Abstieg vor wenigen Monaten spielt er aktuell wieder zweitklassig. Schade nur, dass das niemanden interessiert. Vielleicht 30 Zuschauer verirren sich auf den Tribünen, während im angrenzenden Klubhaus die doppelte Anzahl fröhlich eine Party feiert und Bier aus Eimern trinkt. Dessen Kauf ist uns übrigens untersagt. "Members only" heißt es. Strange.

Das Spiel - nunja. Hanebüchene Aktionen wechselten sich mit wenigen Highlights wie einem 25-Meter-Freistoß genau in den Winkel ab. Aber es gibt Schlechteres als an einem warmen Abend vor der Kulisse von Hong Kong Island einem gemütlichen Kick beizuwohnen. Selbiges dachten wir uns auch einen Tag später, als Spiel Nummer zwei auf dem Programm stand...