Das beschauliche Schweden erlebt derzeit unruhige Zeiten. Der kriegslüsterne Nachbar Russland hat das Königreich in die Arme der NATO getrieben, und nun droht nach diversen Koranverbrennungen im Land weiteres Ungemach. Die Folge: Mitte August erhöhte Schweden seine Terrorwarnstufe auf die zweithöchste Kategorie - erstmals seit 2016.
Das macht sich auch im Fußball bemerkbar: Für die Zweitliga-Partie in Växjö kündigen die Gastgeber zwei Tage vor Anstoß verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an. Am Ende ist davon nicht viel zu sehen. Weder werden wir abgetastet, noch bilden sich lange Schlangen. Ganz im Gegenteil, beim - natürlich nur bargeldlosen - Ticketkauf ist sogar Zeit für einen längeren Plausch ("Woher kommt ihr? Mönchengladbach? Aaah, Borussia, Oscar Wendt!"), und überhaupt herrschte eine entspannte Athmosphäre.
Pyro in der Eishockey-Stadt
Entspannt gibt Schweden sich auch im Umgang mit Pyrotechnik, und so hofften wir nach den Fünftliga-Spielen in Oskarshamn und Vimmerby auf ein wenig Action. Und wir wurden nicht enttäuscht: In beiden Kurven wurde zum Intro ein wenig gezündelt, das ließ sich doch gut an.
Eigentlich ist Växjö eine Eishockey-Stadt, die Lakers sind sogar amtierender Meister. Doch auch im Fußball hat das vergleichsweise kleine Växjö - in der Rangliste der größten Städte Schwedens reicht es nur für Rang 22 - schon für Aufsehen gesorgt. Einerseits sind da natürlich die Meisterschaften 1968, 1978, 1980 und 1981, andererseits aber auch das Kunststück, gleich zweimal binnen kürzester Zeit (2005 bis 2007 sowie 2013 bis 2015) von der ersten in die dritte Liga durchgereicht zu werden. Fahrstuhlmannschaft nennt man das wohl.
Aufstieg im Blick
Derzeit kämpft Östers IF mal wieder um den Aufstieg in die Allsvenskan, das Heimspiel gegen Kellerkind Örgryte wollen 2895 Zuschauer sehen. Und sie werden nicht enttäuscht, ein Doppelpack von Niklas Söderberg hält zumindest die Hoffnung auf den Relegationsplatz drei am Leben.
Die Stimmung ist wie erwähnt ganz ordentlich, woran auch der kleine, aber feine Haufen aus Göteborg seinen Anteil hat. Bei einem Spruchband der Heimseite kommt es auch zu einem Wechselgesang, den ich einfach mal sinngemäß in die Kategorie "Fußballfans sind keine Verbrecher" einordnen würde - jedenfalls ging das Plakat in diese Richtung.
Über Växjö zum EM-Titel
Schauplatz ist die 12.000 Zuschauer fassende und recht schmucke Visma Arena, die 2012 den benachbarten und noch immer vorhandenen Värendsvallen als Heimstätte ablöste. Bei der Frauen-EM 2013 spielte Deutschland hier gleich dreimal, blieb ohne Gegentor und holte am Ende (in Solna) den Titel. Damals hieß die Arena freilich noch anders, aber so ist da ja heutzutage. Und: Direkt nebenan steht die "Tipshal", in der die einzig wahre Borussia im Januar 1999 an einem Hallenturnier teilnahm (Programmheft siehe strysio.de).
Damit endete der kurze Schweden-Abstecher dann auch schon wieder, am nächsten Tag ging es mit dem E-Auto (...) zurück nach Malmö und von Kopenhagen wieder nach Düsseldorf. Schön war es!