Queens Park Rangers - Charlton Athletic 2:1 (Championship, 25.11.2008)

Das Loftus Road Stadium in London

Ältere Fans werden sich vielleicht noch erinnern: Einst gab es eine Zeit, in der Fußball-Stadien noch nicht nach Zahnpastamarken oder dubiosen Banken benannt wurden.

Schon gar nicht im England des späten 19. Jahrhunderts, wo die Fußball-Pioniere sich lieber für klangvolle Namen entschieden. Besonders hoch im Kurs stand dabei die Bezeichnung Park, die gerade in Industriestädten nach Freizeit und Vergnügen klang. Dieses Erbe ist teilweise bis heute erhalten - in solch ehrführchtigen Namen wie Ayresome Park (Middlesbrough), Villa Park (Aston Villa) oder Boothferry Park (Hull City). In Schottland heißen sogar bis heute fast alle Stadien Park, und selbst in Mönchengladbach wird nicht etwa in einer Arena, sondern in einem Park gespielt. Hoffentlich noch lange - aber das nur am Rande.

Hinweisschild in der Metro-Station White City
Road, Street, Lane - der Name als Navigationshilfe

Ähnlich populär war auf der Insel nur noch das Benennen des Stadions nach der Straße, an der es lag. Beispiele gibt es zuhauf: Anfield Road (Liverpool), Filbert Street (Leicester City), Love Street (St. Mirren) oder Plough Lane (Wimbledon). Oder, und damit sind wir am Ziel dieser kleinen Geschichtsstunde, die Loftus Road im Londoner Stadteil Shepherd's Bush. Seit 1904 wurde hier bereits gekickt, und immerhin schon seit 1917 heißt der Hauptmieter Queens Park Rangers.

Der hatte nach seiner Gründung 1882 nahezu im Zwei-Jahres-Rhythmus seine Heimstätte gewechselt und wurde nun endlich sesshaft - naja, zumindest fast. Gelegentliche Flirts mit dem benachbarten, riesigen und erst 1985 abgerissenen White City Stadium gab es bis in die 60er Jahre hinein. Heute findet sich an dieser Stelle - vis-a-vis zur U-Bahn-Station White City - die BBC.

Flutlichtmast duch das Stadiondach der Loftus Road
Über 90 Jahre nach seinem Einzug spielt QPR also noch immer an der Loftus Road, deren Name es inzwischen sogar bis in das Vereinswappen geschafft hat. Etliche Umbauten haben aus dem Viereck zwar seit 1994 leider einen All-Seater gemacht, der ist auf Grund seiner unglaublichen Enge (zwei Flutlichtmasten durchstechen aus Platzmangel sogar das Stadiondach, s. Foto!) aber wahrlich gelungen. Teilweise können die Zuschauer sogar mühelos mit ihrer Hand die Seitenlinie berühren.

Zwei Nationalteams und ein Lokalrivale als Untermieter

Kein Wunder also, dass die Loftus Road auch für andere Mannschaften attraktiv wurde. Berühmtester Untermieter wurde von 2002 bis 2004 der FC Fulham, dessen vier Meilen entfernte Craven Cottage zeitgleich umgebaut wurde. Darüber hinaus haben sogar die Nationalmannschaften Australiens und Jamaikas hier schon Heimspiele ausgetragen, um den vielen Einwanderern Londons buchstäblich ein Stück entgegen zu kommen.

Berühmt wurde das Stadion zudem, da die Rangers ab 1981 als erster Profiverein Englands - andere Quellen behaupten gar der Welt - seine Heimspiele auf Kunstrasen austrugen. Übrigens mit großem Erfolg: Schon 1982 erreichten die "Superhoobs" als Zweitligist das FA-Cup-Finale, 1983 folgte der Aufstieg in die First Division, wenig später qualifizierte sich QPR als Tabellen-6. für den Europapokal. Erst 1988 wurde der Kunstrasen wieder abgeschafft.

Ecclestone, Briatore, Sousa - große Namnen bei einem (noch?) kleinen Klub

Es geht eng zu bei QPR
Von Europapokalabenden kann QPR im Moment allerdings nur träumen. Das wiederum unter Umständen sogar zu Recht: Nach der Übernahme durch die Formel-1-Giganten Bernie Ecclestone und Flavio Briatore sehen viele in dem Klub bereits einen zweiten FC Chelsea. Bisher allerdings blieb die Rückkehr in die Premier League noch außer Reichweite. Für die soll im Übrigen neuerdings ein alter Bekannter sorgen: Beim heutigen Derby gegen Charlton gibt der neue Trainer Paulo Sousa sein Heimdebüt.

12.286 Zuschauer wollen am Ende das Nachbartschaftsduell sehen - für einen Dienstag gar nicht schlecht, auch wenn die 17.035 der vergangenen Saison nicht erreicht werden. Etwa 1200 Gästefans haben sich ebenfalls eingefunden und liefern sich ein zu Beginn sehr lautes, dann aber immer schwächer werdendes Gesangsduell mit der Gegenseite. Gut möglich, dass daran auch der skurille Paragraph 6 der Stadionordnung ("This is an all-seater stadium and persistant standing in the seated area will lead to you being asked to leave or ejected") seinen Anteil hat. Sämtliche Zuschauer halten sich jedenfalls brav an die Vorschrift.

Auf dem Rasen gehen die "Gers" schnell in Führung, stellen danach jedoch das Fußballspielen ein und kassieren vor der Pause den verdienten Ausgleich. Nach dem Seitenwechsel dürfen die auf einem Abstiegsplatz stehenden Gäste sogar von einem Auswärtssieg träumen, doch zehn Minuten vor Schluss fällt der etwas glückliche Siegtreffer für QPR. Gut möglich also, dass Charlton ein weiteres Mal absteigen muss und es dieses Derby in der kommenden Saison nicht mehr geben wird.

Fans von Charlton Athletic beim Derby gegen die Queens Park RangersDie Loftus Road hat es bis ins QPRE-Wappen geschafftDie Haupttribüne von Außen