Stoke City - Wigan Athletic 2:2 (Premier League, 29.01.2013)

Britannia Stadium von Stoke City

Die Arbeiterstadt Stoke-on-Trent hat eine ganze Reihe, nun ja, Weltstars hervorgebracht. Fast alle haben eines gemeinsam: Die Liebe zum Fußball.

Blick ins Britannia Stadium
Robbie Williams etwa, Schnulzensänger und Teenie-Star, ist glühender Fan des Port Vale FC und benannte einst sogar ein Album nach einem Fan-Gesang. Auch Phil Taylor, Dart-Weltmeister, unterstützt den "kleinen" Verein aus Stoke, steht aber auch gerne mal im Gästeblock von City (und wird dort gefeiert.. Stokes berühmtester Sohn ist dann wenig überraschend ein Fußballer: Sir Stanley Matthews, Europas erster Fußballer des Jahres, der mit 50 Jahren (!) sein letztes Profispiel bestritt.

Traditionsklub par excellence

Mit Fug und Recht darf Stoke folglich als echte Fußball-Stadt bezeichnet werden, und maßgeblichen Anteil daran hat Stoke City. Der zweitälteste noch existierende Profi-Klub der Welt (nach Notts County) war 1888 eines der zwölf Gründungsmitglieder der Football League - so etwas nennt man wohl Traditionsverein. Ein erfolgsloser, allerdings: Weder Meister-Pokal noch FA-Cup wanderten bisher nach Stoke, das Anfang der 90er-Jahre sogar in der Drittklassigkeit verschwand und eine Liga unter dem Stadtrivalen Port Vale spielte. Diese Schmach ist immerhin beseitigt, seit 2008 spielen die Potters wieder in der Premier League.

Denkmal für Stanley Matthews in Stoke
Genug Gründe also, Stoke einen Besuch abzustatten. Das taten wir, falls es jemanden interessiert, per Flug von Eindhoven nach Stansted und mit einem Abstecher in den Sherwood Forest. Nachdem wir uns mehr oder weniger erfolgreich auf die Spuren von Robin Hood begeben hatten, folgten wir aber doch lieber denen des erwähnten Stanley Matthews.

Wer nämlich dem "Stanley Matthews Way" folgt, findet schnell die "Stanley Matthews Statue" und direkt dahinter das Stadion von City. Jenes ist leider nicht nach der Fußball-Legende benannt - wie es nicht wenige Fans fordern - sondern nach einem Sponsor ("Britannia Stadium"). Schade, Chance vertan. Immerhin dürfte der damals 82 Jahre alte Matthews im Jahr 1997 das Stadion noch eröffnen; Als er drei Jahre später starb, wurde seine Asche unter dem Mittelkreis vergraben.

Minus-Kulisse trotz voller Ränge

Erster Halt war die ins Stadion integrierte Delilah's Bar, benannt nach der in Stoke besonders populären Version des Tom Jones-Klassikers. Zwei Pfund Eintritt kostet der Spaß für Nicht-Mitglieder, Grmpf. Immerhin ist der Weg zum Sitzplatz denkbar kurz, und so schoben wir uns 30 Minuten vor Anpfiff mit der Masse in Richtung Flutlicht, um das Heimspiel der Mannen um Robert Huth gegen Abstiegskandidat Wigan zu begutachten.

Stoke Citys Stadion von außen
24.421 Zuschauer in dem nur 27.740 Plätze bietenden Britannia Stadium bedeuteten zwar volle Tribünen, aber dennoch einen Minusrekord für die laufende Saison. Die größten Lücken taten sich im Gästeblock auf, wo nur etwa 700 Fans ihr Unwesen trieben. Die Stimmung war, nun ja, in Ordnung. An die langen Pausen hat man sich in England ja fast schon gewöhnt, aber es gab auch einige laute Momente der Heimseite, die im Übrigen trotz großflächig angeschlagenen Verbots zum Großteil das Spiel stehend verbrachte. Besonders nach dem 2:0 wurde es laut, allerdings nur kurz: Die bis dahin völlig harmlosen Gäste drehten plötzlich auf, schnürten Stoke in der eigenen Hälfte ein, glichen verdient zum 2:2 aus und hatten am Ende sogar den Siegtreffer auf dem Fuß. Seltsames Spiel.

Kein Mut zur Lücke

Das Britannia Stadium wurde wie erwähnt 1997 eröffnet, als der alte Victoria Ground ausgedient hatte (dessen Grund und Boden liegt übrigens bis heute brach, zu sehen gibt es aber nicht viel). Das Stadion liegt recht exponiert auf einer Anhöhe und ist zum Glück vor dem Arena-Boom entstanden, hat also durchaus noch englischen Charme. Auch wenn die von mir geliebten freistehenden Tribünen langsam verschwinden: Im November 2012 wurde nach jahrelangen Diskussionen entschieden, eine weitere Ecke zu schließen und so die Kapazität auf 30.000 anzuheben. Insgesamt trotzdem ein gelungener Bau, in dem sich Bier und Halbzeit-Pie in ehrlicher englischer Fußball-Atmosphäre genießen lassen.

Nach Schlusspfiff bewältigten wir den Weg zum Hotel - etwa 100 Meter - und nahmen am nächsten Tag das nächste Ziel in Angriff: Norwich.

Englisches Wetter  Stoke City FC  Pie und Bier