Vitoria Setubal, das bedeutet Mourinho. Felix Mourinho zunächst, einst Torhüter der Grün-Weißen und dann Trainer in der Aufstiegssaison 1980/1981.
Und dann natürlich Jose Mourinho, Sohn von Felix und in Setubal geboren, und ehemaliger Jugendspieler von Vitoria. Trainiert hat er den dreimaligen Pokalsieger nie, doch wer Jose Mourinho nach seinem Lieblingsverein fragt, erhält nicht etwa Benfica, Porto oder Real Madrid als Antwort, sondern diesen kleinen Verein aus der 120.000-Einwohner-Stadt südlich von Lissabon: Vitoria Setubal.
66 Jahre, kein Titel
Zur Meisterschaft hat es für das Gründungsmitglied der Primeira Liga trotz 66 Jahren im Oberhaus nie gereicht, mehr Spielzeiten ohne Titel hat nur die andere Vitoria erlebt, die aus Guimaraes, mit 69. Zuletzt ging es ab und an sogar ins Unterhaus, die Zuschauer blieben weg, das Stadion rostete vor sich hin.
Womit wir beim Estadio do Bonfim wären, einem weiteren Zeugnis der verhinderten Größe des Klubs. Denn das 1962 eröffnete Rund fasste einst 30.000 Menschen, seither sinkt die zugelassene Zuschauerzahl kontinuierlich. Derzeit liegt sie noch bei 13.500, und Besserung ist nicht in Sicht. Als Vitoria zuletzt 2008 im UEFA-Pokal spielte, bekam das Stadion keine Zulassung, Setubal musste ins
Estadio Jose Alvalade des Rivalen Sporting Lissabon ausweichen.
Ein Stadion aus einer anderen Zeit
Aber, um es kurz zu machen: Ich finde das Stadion top! Ja, bis auf ein kleines Dach auf der Haupttribüne sitzen die Zuschauer unter freiem Himmel. Und ja, die alte Aschenbahn stört gewaltig, die wenigen gebliebenen Stehplätze in den Kurven sind längst gesperrt, alles wirkt marode. Ein Stadion aus einer anderen Zeit - großartig. Und, natürlich, es gibt längst Pläne für einen Neubau.
Vielleicht kämen dann ja auch mehr Zuschauer. Zum heutigen Montagabendspiel der ersten Liga erscheinen gerade einmal 2112, das ist bitter. Ich habe dank meiner offenbar ungewöhnlichen Platzwahl - ich wähle einen Sektor in der Ecke - tatsächlich einen Block ganz für mich allein. Das ist dann doch ein wenig trostlos.
Und tschüss
Einen Haufen aktiver Vitoria-Fans gibt es auch, oder besser: zwei Haufen, die in entgegengesetzten Ecken ihr Team anfeuern. Dem Gast drücken exakt acht Fans die Daumen, eine Schwenkfahne ist auch dabei, nun gut. Das Spiel gefällt, nach fünf Minuten steht es 1:1, nach 24 schon 2:1, nach der Pause fällt der Ausgleich, schön war's!
Letzteres gilt auch für meine iberische Reise: Nach 17 Spielen an 12 Tagen trete ich in der Nacht die Rückreise zum Flughafen Porto an, suche im Mietwagen ein wenig Schlaf und fliege am Morgen zurück nach Hahn. Schön.