Verwinkelte Gassen, viel Wasser, entspannte Menschen: Stockholm als seine Lieblingsstadt zu nennen, ist nicht besonders schwer. Und daher brach ich bereits um 7 Uhr in Jönköping auf, um zumindest ein paar Stunden bei bestem Wetter durch Schwedens Hauptstadt zu ziehen. Einfach gut.

Enthusiastische Fans, Choreographien, beeindruckende Gesänge: Das Stockholmer Derby als sein Lieblingsspiel zu nennen, ist ebenfalls nicht besonders schwer. Zum fünften Mal nach 2002, 2005, 2006 und nochmal 2006 kam ich nun in den Genuss eines Stadtduells im Rasunda, damit liegt Schwedens Nationalarena in der Rangliste der besuchten Stadien im Ausland klar vorne.

Die Tage sind gezählt

Allerdings muss ich heute "Hej da" sagen: Das Rasunda sieht derzeit seine letzte Saison. Nicht weit entfernt wächst die neue "Friends Arena" heran, die bereits im November eröffnet werden soll. Naja, immerhin ein Grund mehr, nochmal nach Stockholm zu reisen.

Dennoch ist der Abriss des Rasunda ein Verlust. Seit 1910 wird hier schon gekickt, von einem echten Großstadion kann indes erst seit dem umfassenden Umbau 1937 gesprochen werden. Der Rekordbesuch (52.943) stammt übrigens vom Länderspiel Schweden gegen Deutschland am 26. September 1965, als ein gewisser Franz Beckenbauer sein Debüt im DFB-Dress gab.

Doppel-Choreo auf beiden Seiten

Heute passen 36.000 Besucher in das Stadion, das auch Sitz des schwedischen Fußball-Verbandes ist. Auch eine Besonderheit kann das Rasunda für sich reklamieren: Es war das erste Stadion, in dem WM-Endspiele der Männer (1958) und Frauen (1995) stattfanden. Die gleiche Ehre wurde ansonsten nur der Rose Bowl in Pasadena (1994 und 1999) zuteil.

AIKs "sista hemmaderbyt pa Råsunda", das letzte Heim-Derby im Rasunda also, lockt immerhin 27.112 Zuschauer. Und beinahe muss ich froh sein, Karten im Vorverkauf erworben zu haben, gibt es doch am Spieltag nur noch Rest-Tickets für die Kurven. Auch wenn der Tribünen-Preis mit 500 Kronen (ca. 50 Euro) nicht gerade günstig war. Dafür werde ich gleich beim Intro belohnt. Beide Seiten bieten dabei ziemlich ähnliche Choreographien: Zu sehen gibt es große Spruchbänder im Oberrang sowie auf dem Rasen (!), dazu zunächst eine Papptafel-Choreogrpahie, die auf Kommando in eine Fähnchenchoreo übergeht.

"Für dich schlägt unser Herz"

Das Motto bei AIK: ”Över Råsunda lyser himlens klaraste stjärna, den leder oss hit för att försvara vår borg", also etwa "Über Rasunda leuchtet der hellste Stern des Himmels, er führt uns hierher, um unsere Festung zu verteidigen". Dazu gibt es, natürlich, einen Stern zu sehen, was ein wenig an 2002 erinnert. Die DIF-Supporter zitieren einen ihrer Gesänge ("Det hörs ett rop") mit der Zeile "Det är för dig våra hjärtan slår, alltid oavsett i alla år", also etwa "Für dich schlägt unser Herz, egal was passiert in jedem Jahr." Zu sehen ist, natürlich, ein Herz. Siehe auch das Video, das ich Schlaumeier natürlich genau beim Wechsel der Choreo gestoppt habe...

Die Stimmung ist zunächst "nur" ok, steigert sich aber bis zur Pause immer mehr. Während AIK ein wenig lauter daher kommt, ist bei den Gästen wesentlich mehr Bewegung im Spiel (siehe Video). Klares Remis. Leider ist die Partie zunächst schwach, dabei war die Tour mit 27 Toren in 6 Spielen bisher doch so gut. Schon befürchte ich ein 0:0, als die Gäste doch noch in Führung gehen und fortan die Stimmungshoheit übernehmen. Top! Den fast schon sicheren Derbysieg kostet drei Minuten vor Schluss allerdings ein selten dämliches Eigentor. So kann es gehen.

Mit dem Spiel endet auch meine Schweden-Woche, am nächsten Morgen geht der Flieger von Skavsta zurück nach Hahn. Fazit: Ich komme wieder, garantiert!