Concordia Hamburg - Niendorfer TSV 3:1 (Oberliga Hamburg, 26.9.2008)

Das Stadion Marienthal in Hamburg

Es gibt Vereine, bei denen sich die Frage nach der Anstoßzeit gar nicht erst stellt. Viktoria Zizkov zum Beispiel? Klar: Sonntag, 10.15 Uhr. Bei Concordia Hamburg lautet die immer gleiche Antwort: Freitag, 19.30 Uhr. Zustände, von denen man in der Bundesliga nur träumen kann.

Versteckter Eingangsbereich zum Stadion Marienthal in Hamburg
Warum die Rot-Schwarzen aus dem Osten Hamburg mit Vorliebe am Freitagabend spielen, lässt sich nur erahnen. Anzunehmen ist jedoch, dass der Klub gerne zeigt, was er hat - nämlich eine der ersten Flutlichtanlagen im deutschen Fußball. Seit 1958 beleuchten 40 x 2000 Watt-Lampen - einige haben bereits ihren Geist aufgegeben - die Abendspiele und sorgen in dem altehrwürdigen Rund für eine unverfälschte Fußball-Atmosphäre.

"Ein Stück 50er Jahre-Stadionarchitektur"

Doch die alten Funzeln sind nicht der einzige Hingucker im Stadion Marienthal. Besonders der Stehwall auf der Gegengerade hat es in sich und "imponiert", so das große Buch der deutschen Fußball-Stadien, "als ein Stück 50er Jahre-Stadionarchitektur". Tatsächlich wirken die Stufen teilweise krumm und schief, sind völlig unregelmäßig angebracht und mit einigen Stolperfallen versehen. Kurz: Ein Traum für Nostalgiker.

Auch der Rest der 1924 eröffneten Sportstätte wirkt herrlich veraltet. Die beiden Hintertortribünen sind zwar nicht ganz so hoch wie besagter Wall, haben ihre besten Tage aber auch schon hinter sich. Komplettiert wird das "klassische Vereinsstadion, ganz und gar auf Fußball zugeschnitten" durch die kleine, gemauerte Haupttribüne. Lohnenswert auch ein Blick auf den zwischen Bäumen etwas versteckten und nicht mehr benutzten ehemaligen Eingangsbereich.

Gegengerade im Stadion Marienthal in Hamburg
Der Stadionfreund darf sich also freuen, dass alle bisherigen Umbaupläne gescheitert sind. Zuletzt war allerdings von einem Umzug der Concordia die Rede. Mal schauen, was daraus wird.

In der Kurve verankerte Stehtische

Aktuell jedenfalls kickt "Cordi" in der Oberliga Hamburg und damit fernab des großen Fußballs. Einst die Nummer drei der Stadt, kommen nun also sämtliche Gegner aus selbiger. Vorbei die Zeiten, als der HSV und St. Pauli vor 12.000 Zuschauern geschlagen wurden. Heute kommen auch an einem lauschigen Abend gegen den Niendorfer TSV nur eine Handvoll Interessierter - der Verein nennt "ca. 221" als offizielle Zuschauerzahl. Mit dabei natürlich der Cordi-Fanclub, der nicht nur durch seine Zaunfahne: ("Concordia Hamburg - Support your local team") überzeugt, sondern vor allem durch die eigenen Stehtische, die in der Kurve installiert sind. Schon kurios.

Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt: Nach torloser erster Halbzeit geht der Gast in Führung, ehe Cordi noch die Wende gelingt und drei Tore und drei Punkte auf der Habenseite verbucht. Die Abstiegszone wird somit verlassen, die Fans dürfen zufrieden nach Hause gehen. Bis zum nächsten Freitag. Um 19.30 Uhr.