Florida Gulf Coast Eagles - UCF Knights 2:0 abg. (Atlantic Sun Conference, 2.9.2015)

FGCU Soccer Complex in Fort Myers

"Florida in der Hurricane-Saison ist nur bedingt eine gute Idee", schrieben wir gerade noch zum Spielbesuch in Fort Lauderdale. Wie wahr, wie wahr...

Florida Gulf Coast University
Aber von vorne. Nach einem Abstecher auf die Florida Keys ging es durch die Everglades bis hinüber an Floridas Westküste nach Fort Myers. Dort gibt es tatsächlich Delphine am Strand, verrückte Minigolf-Anlagen (genial!) - und auch Fußball. Letzteres allerdings "nur" als College Soccer.

Weiterführender Fußball

Wobei: Schon hier oder hier versuchten wir, eine Lanze für die Uni-Kicker zu brechen. Schließlich ist, zum Beispiel, College Football in den USA fast so groß wie die NFL. Und auch beim Soccer lohnt der Blick an die Hochschulen immer. Cal Poly etwa hatte in der vergangenen 2014er Saison einen Schnitt von 14.345 Zuschauern, mehr als manch MLS-Klub also.

Tribünchen bei den Eagles
Zu den Positiv-Beispielen zählt auch die Florida Gulf Coast University. Ganz in der Nähe des Campus stehen dort auf engstem Raum zahlreiche Sportstätten, in denen 15 Teams verschiedene Sportarten betreiben. Sie alle heißen "Eagles" und werden von der Fangruppe "Dirty Birds" unterstützt, egal ob beim Volley-, Basket- oder Fußball. Fast so wie bei den Ultras auf dem Balkan, könnte man sagen :-)

"Dirty Birds" als Wandervögel

Die Fußballer treten in der NCAA Division I an, der höchsten Ebene der USA, und dort in der Atlantic Sun Conference, die den Südosten des Landes umfasst. Hier sind die "Adler" aus Fort Myers Serienmeister, zum landesweiten Titel hat es bislang aber noch nicht gereicht. Immerhin: Daheim sind die Eagles aktuell in 26 Spielen der regulären Saison unbesiegt - das ist aktueller US-Rekord.

Daheim, das meint in diesem Fall den FGCU Soccer Complex. Der ist fast so unspektakulär wie sein Name: Immerhin 1500 Sitzschalen finden sich auf einer Seite, hinzu kommen hinter beiden Toren kleine Stehtribünen. Dort stehen jeweils die erwähnten "Dirty Birds" - und zwar jeweils hinter dem Tor, auf das das eigene Team gerade spielt. Was in der Halbzeitpause eine wahre Völkerwanderung bedeutet.

Dirty Birds mit Trompeten
"Shots", "Corner Kicks" und "Saves"

Ansonsten sorgen viele Palmen für ein idyllisches Ambiente. Typisch Amerika ist die Anzeigetafel, auf der neben den Toren auch die "Shots", "Corner Kicks" und "Saves" jedes Teams gezählt werden. Als Krönung sagt der Stadionsprecher sogar jede Aktion durch, was dann so klingt: "Foul! FGCU!". Irgendwie verrückt.

Sogar 20 Gästefans aus Orlando sind angereist und brüllen bei der auch hier live vorgetragenen US-Hymne bei der Zeile "Gave proof through the night" ein lautes "Knights!!!" - was böse Blick des restlichen Publikums zur Folge hat. Das besteht insgesamt aus sehr beachtlichen 1462 Zuschauern. Die meisten davon tragen beim heutigen "Whiteout" weiße Shirts, oft mit der Aufschrift "Defend the Nest".

Gleich geht's lo-hooos
Abbruch nach langem Geduldsspiel

Dann geht es los. Und damit wären wir, siehe oben, beim Wetter. Denn Florida im Spätsommer bedeutet Hitze, aber beinahe täglich auch Gewitter. Und so zieht während des müden Kicks eine bedrohlich wirkende dunkle Wand auf, ehe es in der 37. Minute heißt: Das Stadion wird geräumt, alle Zuschauer müssen in ihren Autos oder der benachtbarten Basketball-Halle Unterschlupf suchen. Und während es draußen blitzt und blitzt, aber nicht regnet, beginnt das lange Warten. Unsereins sieht schon den Ground flöten gehen, ehe es nach 105 (!) Minuten heißt: Es kann weiter gehen.

Die erste Halbzeit wird dann schnell beendet, wir danken kurz dem Fußball-Gott, die Pause wird auf fünf Minuten verkürzt, doch es hilft alles nichts. In der 63. Minute muss der Schiedsrichter erneut unterbrechen, inzwischen sind seit dem Anpfiff 3:15 Stunden vergangen, und nach kurzer Beratung ist klar: Spielabbruch, das war es für heute. Da in den USA für eine offizielle Wertung mindestens 70 Minuten absolviert werden müssen, geht das Spiel als "No Contest" in die Bücher ein. Als einzige Statistik bleibt die Rote Karte eines Gästespielers bestehen - auch irgendwie bitter.

Unsereins nimmt den Abbruch locker, freut sich lieber auf noch zwei sonnige Tage und tritt dann die Heimreise an. Fazit: Florida in der Hurricane-Saison - irgendwie doch eine ziemlich gute Idee.

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