KF Kika - KF Bashkimi 2:1 (2. Liga Kosovo 10.9.2017)

Luanet Kika
Ultras Kika
Choreo Kosovo
Derbi Kika Bashkemi
Derbi Koretin
Ultras Bashkemi Koretin
Bashkimis-Ultras
Das Schöne am Hopping ist ja eigentlich das immer wieder Neue, das Unerwartete. Selbst beim x-ten Besuch des Mailänder Derbys weiß man nicht genau, was einen erwartet, und auch die ganz großen, von Hinz und Kunz schon besuchten Stadien bieten letzlich jedem in irgendeiner Ecke irgendetwas Neues. Vielleicht ziehen wir deshalb immer wieder los.

Auf der anderen Seite ist Hopping aber nur selten richtig überraschend. Fast kein Stadion, bei dem nicht schon jemand war - auch an diesem Wochenende waren wir weder in Drenas noch in Kukes die einzigen Deutschen. Das ist irgendwie verrückt, irgendwie aber auch schön, zeigt es doch, dass dieses komische Hobby irgendetwas Besonderes an sich hat, weil es eben auch andere packt.

"Super Derbi" auf dem Acker

Und ganz selten ist Hopping noch beides - sowohl unerwartet als auch überraschend. Vielleicht lachen mich jetzt ganz alte Hasen aus, aber ich hatte bis 24 Stunden vor dem heutigen Anpfiff noch nie gehört, dass es in dem kosovarischen Dorf Koretin mit seinen 3500 Einwohnern ein Zweitliga-Derby gibt, das den Besuch mehr als lohnt. Dann bekamen wir den Hinweis auf eben jenes "Super Derbi", fahndeten über Google Maps nach dem wahrscheinlichen Spielort, hackten die Koordinaten ins Navi und düsten los.

Angekommen auf dem Dorfplatz, war der erste Eindruck eher ernüchternd. Kein Witz: Auf dem ramponierten Rasen ging ein Huhn spazieren, an der Seitenlinie liefen fünf Kühe zu ihrem Weideplatz, und auf der einzigen Mini-Tribüne war nicht viel los. Nicht einmal ein Eintritt wurde verlangt. Ein klassischer Dorfkick also?

Hurra, das ganze Dorf ist da

30 Minuten später war alles anderes. Erst machten sich ganz in orange gekleideten Bashkimi-Ultras breit, dann zogen die Kika-Fans mit Fahnen und Gesang auf die andere Seite der Tribüne - übrigens unter dem Applaus des gegnerischen Anhangs. Die Tribüne war somit rappelvoll, der Rest der Dorfbewohner suchte sich und um das Spielfeld einen Platz - etwa 15 Zuschauer drängten sich auf die Ladefläche eines Lasters, fünf andere Jungs stiegen kurzerhand auf das Dach ihres Autos und schauten von dort. Am Ende, ich kann nur schätzen, dürften es gut und gerne 1500 Zuschauer gewesen sein, die den Kick sehen wollten - wenn nicht noch mehr.

Dann ging es los: Vor dem Anpfiff versammelten sich beide Teams vor ihren Fans zum Mannschaftsfoto, bei den "Luanet" von Kika gab es schon da eine kleine Choreo mit blauen Zetteln zu sehen. Dann ertönte der Anpfiff, und zehn Sekunden später war der Kika-Block in blaue Rauchschwaden gehüllt - was den Schiedsrichter freilich nicht die Bohne interessierte. Dazu wurde gesprungen, gebrüllt und geschunkelt. Alles in allem ein absolut geniales Bild!

Gäste-Show zur 15. Minute

Und die Unikat Ultras auf der anderen Seite der Tribüne? Warteten bis zur 15. Minute, legten dann aber ebenfalls los wie die Feuerwehr. Fast fünf Minuten lang rauchte und qualmte es am Stück, garniert wurde das Ganze mit ein paar Feuerwerksraketen. Ebenfalls absolut sehenswert.

Beide Seiten hielten während der ersten Halbzeit das hohe Niveau, nach der Pause ließ der Eifer aber ein wenig nach - was freilich irgendwie auch verständlich ist. Zu erwähnen sind allerdings noch alle drei Torjubel, bei denen jeweils die halbe Mannnschaft über der Bande hing und sich von den Fans ausgiebig feiern ließ. Zweimal jubeln durften dabei die Blauen von Kika. Und falls es jemanden interessiert: Das Spiel passte sich wenig überraschend dem Dorfacker an, auf dem es gespielt wurde. Unterhaltsam war es trotzdem.

Nur eine Tribüne

Und das Stadion? Nun ja, die von beiden Klubs benutzte Bezeichnung "Koretin Arena" ist wohl eher ein kleiner Witz. Wie erwähnt gibt es nur eine Tribüne, die aus sechs orange und schwarz angemalten Stufen besteht. Genau genommen ist die Tribüne auf Höhe der Mittellinie kurz unterbrochen. Der Rest des Spielfeldes ist nur von einem Zaun umringt, hinter dem sich heute die Zuschauer in bis zu drei Reihen drängen. Erwähnenswert ist vielleicht noch die Moschee, die direkt hinter der Tribüne steht und das ganze exotische Bild irgendwie abrundet - zumal kurz vor Anstoß auch der Muezzin rief.

Alles in allem also ein wirklich lohnenswerter Ausflug nach Koretin, auch wenn parallel zwei Erstligaspiele im Angebot waren. Gut 90 Minuten quälten wir uns anschließend über Landstraßen zurück nach Pristina, was bei den teilweise doch recht chaotischen Fahrweisen der Kosovaren wahrlich kein Spaß ist - zumal nach Einbruch der Dunkelheit. Allen voran an Kreisverkehren macht das wirklich keinen Spaß.

Mirupafshim, Kosovo

Es folgte ein letzter Abend in der Altstadt, in die uns ein Taxifahrer chauffierte, der während des Kosovokrieges nach Deutschland geflohen war und fünf Jahre in Bielefeld verbrachte. "Als Krieg Ende, ich sofort zurück nach Kosovo", sagte der gute Mann und betonte, wie dankbar er Deutschland sei. Das nur mal so als kleine Randgeschichte, darf sich jetzt jeder seinen eigenen Teil zu denken.

Am nächsten Morgen ging es also zurück zum kleinen und sehr übersichtlichen Flughafen von Pristina, von dort nach Wien und schließlich nach Düsseldorf. Im Gepäck die UEFA-Komplettierung (nun schon zum dritten Mal - mal schauen, wie lange es diesmal hält, vielleicht kommt ja irgendwann Grönland?) und vor allem viele neue Eindrücke aus einem spannenden Land. Schön war's.

Stadion  Aufm Dach  Kühe, Hühner, Koretin