Liebe Fans von DJ Ötzi und der Hermes House Band, von Trettmann und den Beatles: Es besteht Grund zum Feiern! Denn was im August 2008 in
Elversberg begann, wurde nun in Sterkrade rund. Zum 100. Mal reichten Zeit und Geduld, um die
Stadionmusik einer natürlich höchst subjektiven Bewertung zu unterziehen.
Und daher fangen wir zu Feier des Tages mal hinten an.
Die Setlist der SpVgg Sterkrade-Nord:
1. Mabel - Don't Call Me Up. Wer diese Rubrik halbwegs verfolgt hat, weiß, dass irgendwelche Instagram-Popsternchen mich langweilen. So auch hier.
2.
Helene Fischer - Achterbahn
. Ach, die Helene hat noch ein zweites Lied? Joah, ziemlich austauschbar. Aber definitiv origineller als Punkt 1.
3. Pietro Lombardi - Bella Donna
. Oh Mann, schwere Kost. Ein typisches Produkt der RTL-Parallel-Welt, dieser (eigentlich gar nicht so unsympatische) Pietro mit seinen komischen Songs. Bei dem hier fällt besonders die Zeile "Wir trinken Mai Tais und Corona" auf. Ach, was waren wir unschuldig, damals, 2019...
4. Calvin Harris - Giant. Mein Problem ist, dass ich gute Lieder sehr schnell leid bin. Das hier z.B. kann ich nicht mehr hören.
5. Tim Toupet - Henri Henrisson
. Ok, da musste ich erstmal laut lachen. Ganz wichtig: Wer Tim Toupet in eine Kategorie mit DJ Ötzi steckt, begeht einen großen Fehler. Denn ab zwei Promille ist "Henri Henrisson" geradezu genial, der Ötzi dagegen nie.
6. Die Nordler-Hymne. 80 Prozent aller Klubhymnen sind unfassbar unkreativ ("Wir werden immer zu dir stehen blablabla"). Diese hier gehört zu den 20 anderen Prozent, weil sie unverkennbar von Leuten gemacht wurde, die da Bock drauf hatten. Dickes Lob. Nachzuhören hier.
Fazit: Abseitiges bekommt immer Pluspunkte, und seien es Tim Toupet oder die gute Helene. Zweimal Chart-Kram gibt Abzüge, macht ne 3.
Hits in Altona, Schrott in Speldorf
Und damit wären die 100 voll. Es gab echte Höhepunkte: "I am The Black Gold of The Sun" im heißen
Wiesbaden etwa. Oder Trettmanns "Knöcheltief" in
Altonas Morgensonne. Oder "London Calling" bei
Crystal Palace. Oder die Tatsache, dass RW Oberhausen meine Liste in der Stadionzeitung erwähnte, weil sie dort auf Platz eins standen.
Und es gab die vielen, vielen Tiefpunkte. Dreimal in 20 Minuten die Hermes House Band in Speldorf. Maroon 5 (ganz furchtbar!) in Santander. Und natürlich - zuletzt etwas seltener - immer wieder der alte Ötzi. Und massenweise das, was ich so gerne Charts-Gedudel nenne. Wenn ich ins Stadion gehe, möchte ich einfach nicht eine Fortsetzung dessen hören, was mir ohnehin den ganzen Tag im Radio vorgesetzt wird. Punk zum Beispiel geht immer, gerade beim Fußball. Und deswegen führt Altona 93 auch weiterhin die Liste an.
Am Ende ist das alles aber natürlich, wie erwähnt, höchst subjektiv und nur eine kleine Spielerei. Aber eine, die Spaß macht. Also dann: Auf die nächsten 100.
Umrahmt von Wäldern und Natur
Womit wir in Sterkrade wären. "Hoch im Norden unserer Stadt, da liegt der schönste Platz. Umrahmt von Wäldern und Natur", heißt es zu Beginn der oben schon erwähnten Nordler-Hymne. Tatsächlich ist die etwas versteckte Lage des Nordler-Parks gelungen, und weil das Team neuerdings sogar in der Oberliga kickt, war ein Besuch höchste Zeit.
Die größte Hürde war das Ticket-Problem: Noch 150 Karten gab es am Spieltag, an dem ich aber leider noch arbeiten musste. Dickes Danke daher an Daniel, der schon 90 Minuten vor Anstoß zwei Karten einsackte. Am Ende war das Stadion mit insgesamt 260 Besuchern zwar nicht ausverkauft, aber man weiß ja nie.
Feuerwerk zum Sieg
Der Nordler-Park hat eine kleine überdachte Stehtribüne zu bieten, gegenüber einen Haufen orangener Sitzschalen, und ansonsten noch einen kleinen Hügel. Das reicht für ein Fassungsvermögen von 3000. Weil es jedoch ganz hervorragende Würstchen vom Grill gibt und das Bier sogar in Kästen verkauft wird, hat das ganze einen hervorragenden Charme.
Kleve hat sogar einen Haufen Fans mit Zaunfahnen mitgebracht. Dennoch zählt Kleve zu den von mir wenig geliebten Vereinen, was auf einen Vorfall vor mehreren Jahren beruht. Damals kickte Kleve in Odenkirchen, auf dem zugegebenermaßen nicht gerade luxuriösen Ausweichplatz im Beller Park. Die mitgereisten "Spielerfrauen" fanden das ganz offenbar unter ihrer Würde und motzten in einer Tour über die Zustände in Odenkirchen, was meinen Lokalpatriotismus weckte. Seither hab ich Kleve als hochnäsigen Lackschuh-Verein abgestempelt. Wahrscheinlich ist das hochgradig unfair, aber so was bekommt man halt manchmal schwer wieder raus :-)
Meine Sympathien gehörten also den Hausherren, die von der zweiten Mannschaft lautstark angefeuert wurden. Wie schön also, dass Sterkrade nach 1:2-Rückstand noch 4:2 gewann. So lob ich mir das. Als wir schon auf dem Weg zum Auto waren, brannte der kleine Fanblock sogar ein Feuerwerk ab. Die auch heute nicht gerade wenigen Hopper auf dem Parkplatz - uns inklusive, versteht sich - ärgerten sich ein wenig, so pünktlich gegangen zu sein. Egal :-)