WM 2010 in Südafrika - Teil 1 (8. bis 17. Juni 2010)

Ein paar Worte vorweg: Diese Tour hatte dank glücklicher Umstände nicht viel mit Groundhopping zu tun. Die schwierige Frage "Zählen oder nicht?" habe ich für mich trotzdem positiv beantwortet, schließlich saß ich nun einmal in den Stadien. Dennoch fällt dieser Bericht etwas kürzer aus als gewohnt.

Portugal - Mosambik 3:0 (Vorbereitungsspiel in Johannesburg, 8.6.2010)

Das Wanderers Stadium in Johannesburg

Tribüne im Wanderers Stadium in Johannesburg
Das für das Groundhopper-Herz interessanteste Spiel gab es schon drei Tage vor WM-Start: Portugal bat Südafrikas Nachbarn Mosambik zum Test in ein ganz besonderes Stadion - das Wanderers Stadium in Johannesburg. Die "Bullring" genannte Arena ist eines der bekanntesten (und schönsten) Cricket-Stadien der Welt, 2006 lieferten sich hier Südafrika und Australien das "beste Cricket-Match aller Zeiten".

Glaubt man dem südafrikanischem Fernsehen, war Portugals WM-Generalprobe erst das zweite Fußballspiel in diesem 1956 erbauten und mehrfach renovierten Rund. Das Wort "Rund" darf man hier übrigens ausnahmsweise einmal wörtlich nehmen - wie beim Cricket üblich bilden die Tribünen und der Rasen einen hübschen 360-Grad-Kreis. Mittendrin: Ein paar Linien, zwei Tore, und schon war dem Fußball die Bühne bereitet.

27.000 Fans kamen in das 34.000 Zuschauer fassende Stadion, das damit offiziell ausverkauft war. Die große portugiesische Kolonie in Südafrika machte die Begegnung zu einem Heimspiel für die Seleccao (--> Video) - wobei der Großteil natürlich gekommen war, um einen gewissen Herrn Ronaldo zu sehen. Als der dann endlich eingewechselt wurde, tröteten gefühlte 100.000 Vuvuzelas gleichzeitig und gaben einen Vorgeschmack auf das, was da noch kommen sollte...

England - USA 1:1 (Vorrundenspiel in Rustenburg, 12.6.2010)

Das Royal Bafokeng Stadium in Rustenburg

Tribüne im Royal Bafokeng Stadium in Rustenburg
Endlich WM! Erstes Ziel: Rustenburg, etwa 130 Kilometer nordwestlich von Johannesburg. Sollte doch in zwei Stunden machbar sein, oder...? Denkste! Stau vor allen drei Mautstationen (für jeweils 90 Cent...), drei Kilometer Stillstand auf der einspurigen Zufahrtsstraße zum Stadion und völlig ahnungslose Einweiser und Ordner strapazierten die Nerven doch arg. Nach fast fünf Stunden saßen wir schließlich pünktlich zu den Hymnen auf den Plätzen. Uff.

38.646 Zuschauer machten sich in der etwas ungewöhnlichen WM-Arena - drei Viertel der Ränge sind unüberdacht, dazu gibt es eine Laufbahn - breit. Wenig überraschend drückte der Großteil den Three Lions die Daumen und hatte alle verfügbaren Plätze mit Georgskreuzen zugepflastert - gestört freilich von den unvermeidlichen deutschen Hopper/Fanclub/Einzelpersonen-Fahnen. Kommentar überflüssig.

Steven Gerrard sorgte in der 4. Minuten für einen englischen Auftakt nach Maß, ehe Flutschfinger Robert Green dem schlechten Ruf englischer Torhüter gerecht wurde und sich um weitere WM-Einsätze brachte. In der zweiten Halbzeit hielt ein gewisser Michael Bradley die US-Abwehr souverän dicht und bescherte den Amerikanern zum Auftakt einen verdienten Punkt. Zurück nach Johannesburg ging es diesmal in "nur" dreieinhalb Stunden...

Neuseeland - Slowakei 1:1 (Vorrundenspiel in Rustenburg, 15.6.2010)

Flutlicht in Rustenburg Royal Bafokeng Stadium WM in Rustenburg

Polizei bei der WM 2020 in Südafrika
Drei Tage später gleich nochmal Rustenburg - weil's so schön war. Diesmal sogar im Rekordtempo von zweieinhalb Stunden. Was wohl auch daran lag, dass sich gerade 23.871 Zuschauer auf den Weg zum Royal-Bafokeng-Stadion machten. Für eine WM wahrlich eine schwache Zahl. Aber angeblich liegt der Zuschauerschnitt in Südafrika ja höher als 2006 in Deutschland...

Tatsächlich bedeuteten die 23.871 Fans sogar den schlechtesten Besuch bei einem WM-Spiel seit 24 Jahren. Oder wie eine englische Fanseite aufzeigte: Selbst zum Drittligaspiel zwischen Leeds United und Milton Keynes kamen wenige Wochen zuvor mehr Fans...

An den Kiwis lag es jedenfalls nicht, dass das Stadion halbleer war: Gut 7000 Neuseeländer bevölkerten die Tribünen und wurden für ihr Kommen belohnt: Winston Reids Kopfballtor in der 93. Minute bescherte Neuseeland den ersten Punktgewinn bei einer WM-Endrunde überhaupt.

Cheerio!

Argentinien - Südkorea 4:1 (Vorrundenspiel in Soccer City, 17.6.2010)

Soccer City in Johannesburg

Löcher in Soccer City in Johannesburg
Zwei Tage später dann endlich Soccer City - was für eine Schüssel! Das größte Stadion Afrikas ist ein echter Hingucker: Die Fassade erinnert an ein traditionelles afrikanisches Trinkgefäß, innen beeindrucken die steilen und scheinbar endlosen Ränge. Auch wenn das Orange nicht ganz mein Fall ist. Immerhin: Trotz der riesigen Dimensionen sitzt keiner der Zuschauer weiter als 100 Meter vom Spielfeld entfernt.

Vor dem Umbau, der erst im Oktober 2009 abgeschlossen wurde, fanden 80.000 Fans in Südafrikas erstem reinen Fußball-Stadion Platz. Durch den Ausbau erhöhte sich das Fassungsvermögen auf über 90.000, auch wenn während der WM "nur" 84.490 Zuschauer zugelassen waren. In der Liste "meiner" größten Stadien reicht das immerhin zu Platz fünf.

Zum Gruppenspiel zwischen Argentinien und Südkorea kamen immerhin 82.174, wobei sich die Sympathien in etwa die Waage hielten. Besonders nervig mal wieder die Vuvuzelas, die leider die Dauer-Gesänge der ständig hüpfenden Argentinier fast vollständig übertönten. Auf dem Platz begeisterte Gonzalo Higuain mit dem einzigen Dreierpack dieser WM sowie ein gewisser Diego Maradona, der einen hohen Ball in seine Richtung lässig mit der Hacke weiterleitete. Einfach groß, der Mann!

Argentinische Fans bei der WM 2010 in Südafrika Soccer City bei Nacht Fans aus Südkorea mit Blockfahne

Ghana - Australien 1:1 (Vorrundenspiel in Rustenburg, 19.6.2010)

Zur Abwechslung ging es zwei weitere Tage später mal wieder nach Rustenburg. Immerhin ein Spiel der deutschen Gruppe, also sportlich durchaus interessant, trotzdem mache ich es kurz: Harry Kewell sieht in der 24. Minute Rot, die tapferen Socceroos erkämpfen sich dennoch einen Punkt. Zuschauerzahl: 34.812. Zudem hatte ich meinen Fotoapperat vergessen, aber wie das Stadion aussieht habt ihr ja weiter oben gesehen. Und ich verspreche euch: In Teil 2 taucht das Wort Rustenburg kein einziges Mal mehr auf...

Teil 2 gibt es hier!