England - Mexiko 3:1 (Freundschaftsspiel, 24.5.2010)

Wembley Stadion in Panorama-Ansicht in London

Ach, ja Wembley... Allein der Name fasziniert. Nie vergessen werde ich, wie ich Mitte der 90er Jahre etwas unbedarft zum Ticket-Master in Mönchengladbach latschte und fragte, ob seine Ankündigung "Karten für alles" auch für das englische Pokalfinale gelte. Wenig überraschend scheiterte mein erster Versuch, die Kathedrale des Fußballs zu besuchen. Ein paar Jahre später war es dann doch soweit: "The Final Whistle", das letzte Spiel vor dem Abriss, wurde einer der ersten Höhepunkte meiner Fußballreisen.

Das Wembley-Stadion in New York

Zeitgleich in beiden Hemisphären

Zehn Jahre später steht das Wembley-Stadion noch immer an derselben Stelle, hat nach jahrelangen Umbau-Arbeiten aber ein völlig neues Gesicht. Eine Bestätigung ist da quasi Pflicht - also ab nach London, diesmal von Eindhoven aus.

An der Themse angekommen gab es zunächst etwas völlig Neues: Sonne! Man könnte sogar sagen: Hitze! Der Schweiß rann jedenfalls literweise die Stirn herab, als wir den Pfad zum Royal Observatory in Greenwich empor kletterten. Als Belohnung wartete der Null-Meridian: Einen Fuß in der westlichen Hemisphäre, einen in der rechten. Ja, auch beim x-ten London-Besuch gibt es noch etwas Neues zu sehen.

Stadion der Superlative

Am Abend dann endlich: Wembley. Der erste Eindruck: Was wirklich fehlt, sind die Twin Towers. Und, wie immer, der Charme des Alten. Auch die Außenansicht ist nicht sooo spektakulär - bis auf den riesigen, die Arena überspannenden Bogen. Letztlich sind es die gewaltigen Dimensionen der 90.000-Mann-Arena, die beeindrucken. Drei Rolltreppen waren nötig, ehe wir unsere Plätze im Oberrang erreicht hatten. Immerhin brachte mir der Besuch so zwar keinen neuen Stadionpunkt, dafür aber endlich mal wieder eine Veränderung in den Top Ten "meiner" größten Stadien:

Teile der biggest ever human national flag

Platz - Stadt - Stadion-  Kapazität
1. Rio de Janeiro - Estadio Jornalista Mario Filho ("Maracana") 103.022
2. Barcelona  - Nou Camp 98.260
3. London  - Wembley Stadium 90.000
4. Mailand - Stadio Giuseppe Meazza 85.776
5. Dortmund  - Westfalenstadion 83.000
6. Rom - Stadio Olimpico 80.885
7. Paris - Stade de France 79.959
8. Buenos Aires - Estadio Monumental Antonio Vespucio Liberti ("River Plate") 76.687
9. Berlin - Olympiastadion 76.243
10.Madrid - Santiago Bernabeu 74.871
(Fassungsvermögen zum Zeitpunkt des Besuches)

88.638 Zuschauer bedeuteten zudem meinen zweitbesten Besuch bei einem Spiel. Und das bei einer Begegnung, bei der es um nichts ging: England und Mexiko testeten "nur" ihre WM-Form. Leichte Vorteile hatten hier die "Three Lions", die dank Ledley King, Peter Crouch und dem ersten Länderspieltor von Glen Johnson 3:1 gewannen, für die munter mitspielenden Mexikaner machte Franco mit dem Pausenpfiff das 1:2.

The crosses of St George are flying all around me

Wembley - Wir lieben dich. The Fraggles

Fantechnisch gab es nicht viel zu sehen oder hören: Die Hymnen waren fast schon der Höhepunkt (--> Video). Zudem lagen auf den Sitzen weiße und rote T-Shirts, die anzuziehen der Stadionsprecher in regelmäßigen Abständen ermahnte. Ziel: "The largest ever human national flag". Dabei strahlten die meisten Engländer nach diesem Sonnentag ohnehin in weiß oder rot. Haha. Nun, sah aber schon ganz nett aus.

Während des Spiels hatten die 2-3000 Mexikaner mit ihrem "Mexico, Mexico, ra ra ra" zumeist die Oberhand. Und natürlich durfte auch La Ola nicht fehlen. Am Ende waren irgendwie alle zufrieden, und zurück über die Dietmar-Hamann-Bridge ging es zur U-Bahn, zum Schlummern nach Stansted und mit dem frühen Flieger wieder heimwärts. Schön war's.

Bleibt der Blick auf die "DJ-Ötzi-Hitmix-Skala". Mal schauen, was auf der Insel gerade musikalisch angesagt ist...

Die Setlist vor dem Spiel England - Mexiko:

1. Jack Johnson - Sitting, Waiting, Wishing. 2005 auch in D recht erfolgreich. Wenns im Radio läuft, schalte ich trotzdem jedesmal um...
2. Jamiroquai - Virtual Insanity. Frauen-Musik, wie sie im Buche steht. "Virtual Insanity" ist immerhin noch halbwegs erträglich.
3. Morcheeba - The Sea. Nie zuvor gehört, sofort für gut gefunden und seit eben auf meinem MP3-Player. Perfekte Relax-Musik für Sommerabende.
4. Marlena Shaw - California Soul. Noch mehr Sommer-Stimmung, diesmal aus dem Jahr 1969. Entspannung zwischen Soul und Jazz.
5. Roy Ayers - Everybody Loves The Sunshine. Ja, Sonne in London muss gefeiert werden. Und wird es mit einer weiteren Jazz/R&B-Nummer.
6. Kelis – Acapella. Hmm... Von Lockenkopf Kelis hatte ich seit 1999 ("Caught Out There") nichts mehr gehört. Sehr elektronisch geworden, die Dame.
7. Cascada - Evacuate the dancefloor. Eigentlich ganz ok, passt aber irgendwie nicht in die bisherige Auswahl...
8. Kaiser Chiefs – Never miss a beat. Große Fußballfans, saubere Musik, sogar ein Bezug zu Südafrika - gute Wahl.
9. Paloma Faith - Stone Cold Sober. Als Londonerin mit Heimvorteil, für meine verwöhnten Ohren :-) trotzdem zu...äh... langweilig?
10. Dizzee Rascal - Holiday. Noch ein Londoner. "Holiday" war in England Nummer eins, mir gefällt das Video irgendwie besser als der Song :-)
11. Scouting For Girls - She's So Lovely. Geht so. Netter Wortwitz Der Bandname spielt auf das Pfadfinder-Buch "Scouting for Boys" an.
12. Kaiser Chiefs - Ruby. Eiserne Regel: Zweimal dieselbe Band gibt Abzüge. Trotzdem natürlich top!
13. New Order - World in motion. Englands WM-Song 1990 mit Rap-Einlage von John Barnes. Absolut Kult. Und New Orders einzige Nummer eins!
14. Lightning Seeds - Three Lions. Zum Schluss das beste Fußball-Lied aller Zeiten, (mit-)gesungen von 88.000 Fans in Wembley. Groß!

Fazit: Wahre Abwechslung zum deutschen (und europäischen!) Einheitsbrei. Quasi BFBS statt Einslive. Zudem gute Songs - macht ne glatte 2. Gesamtstand.

Wembley bei Nacht und... ...Wembley von Außen Blick vom Royal Observatory auf die Londoner City