Paris 13 Atletico - FC Bourg-Péronnas 2:1 (31.10.2025, National)
Stade Pele in Paris

Personenkult ist der FIFA bekanntlich nicht fremd. Irgendwie hatte es daher einen seltsamen Beigeschmack, als Gianni Infantino nach dem Tod von Pelé im Dezember 2022 jedem der 211 FIFA-Verbände nahelegte, ein Stadion nach der brasilianischen Legende zu benennen. Und natürlich gehorchte die Fußball-Welt brav.

Tribüne im Pariser Stade Pele

Also heißt auch das Stade Boutroux im Pariser Süden seit 2023 "Stade Pelé", Infantino höchstpersönlich schaute im Juni 2024 zur offiziellen Einweihung vorbei. Ein pompöses Stadion sollte allerdings niemand erwarten, auch mit gutem Willen passen hier gerade einmal 1500 Menschen hinein.

Was soll das?

Hausherr ist der französische Drittligist Paris 13 Atletico, der die Umbenennung wohl eher unkritisch sah. Schließlich hat der Klub sich selbst erst 2020 einen neuen, schicken Namen verpasst. Wenn man mich fragt: "Atletico" passt ebenso wenig zu einem aus einem Arbeiterviertel stammenden Verein wie der ins Wappen beförderte Eiffelturm.

Block Gobelin in Paris

Das sehen auch andere so. "Der Eiffelturm befindet sich in einem der wohlhabendsten Viertel der Hauptstadt, geografisch weit entfernt, und steht im Widerspruch zur sozioökonomischen Realität des 13. Arrondissements von Paris", zitiert Wikipedia die damalige Kritik: "Zudem ist das Monument bereits auf den Logos von Paris Saint-Germain und dem FC Paris, den beiden Profivereinen der Hauptstadt, zu sehen."

Kein Eintritt, aber Ticket

Stade Pele Boutroux

Aber es ist nicht alles schlecht im von Einwanderern geprägten 13. Arrondissement. So ist Paris 13 Atletico der einzige Verein der ersten drei Ligen ohne Online-Ticketsystem – man muss tatsächlich an ein Kassenhäuschen gehen. Verrückt. Zudem gibt es (wohl) nur einen Ticketpreis. Heute lag dieser übrigens bei 0 Euro – es wurden einfach Freikarten ausgegeben. Merci.

Bis 2008 spielte der Klub – damals noch als FC Gobelins – nur neuntklassig, es folgte ein rasanter Aufstieg bis in die Drittklassigkeit. Nur zu großen Spielen muss Atletico ins Stade Charlety umziehen, der Rest findet im Boutroux – pardon, im Stade Pelé statt. Ein Graffiti-Künstler hat dort übrigens tatsächlich mit Gelb und Grün die Wände angemalt und Pelés Konterfei verewigt.

Schön aber: Das Spiel ist mit knapp 500 Zuschauern (darunter 30 Gäste und auch ein paar Deutsche) ganz ordentlich besucht, und auf der einzigen Tribüne gibt es sogar einen Haufen aktiver Fans: Der Block Gobelin hat sogar eine Mini-Choreo in den Farben Schwarz, Weiß und Grün im Gepäck. Na, das lob ich mir doch.

Komische Karte

Wie an einer Perlenschnur

Hinter einem Tor verläuft die Pariser Ringautobahn. Womit wir bei einer Frage sind, die sich bei einem Blick auf die Europlan-Karte zu Paris förmlich aufdrängt: Warum genau liegen quasi alle Pariser Stadien bzw Sportplätze, wie an einer Perlenschnur aufgereiht, kreisförmig um das Stadtzentrum herum? Und nicht nur das: Alle liegen eigentlich direkt an der Ringautobahn, der Prinzenpark wird von dieser bekanntlich sogar unterquert. Klar, im Pariser Zentrum ist kein Platz, und die Autobahn garantiert Erreichbarkeit. Aber in keiner anderen Großstadt der Welt liegen die Stadien derart auffällig verteilt. Jemand ne Idee?

Zu Fuß und mit Metro ging es nach dem verdienten Heimsieg zurück Richtung Unterkunft. Für Samstag war eigentlich der Zweitliga-Kracher Red Star gegen Saint-Etienne angedacht (übrigens direkt an der Ringautobahn gelegen). Leider ließ sich aber auch mit sämtlichen Tricks kein Ticket organisieren. Grmpf.

Paris 13 Atletico Tribüne im ehemaligen Stade Boutroux in Paris Fußball im Pariser Süden