European Football's Greatest Grounds
Ranglisten der "besten" Stadien gibt es viele, das Ergebnis ist meistens erwartbar. Hier ist es zu großen Teilen anders. Beispiele gefällig? Der Nebenplatz des Millerntor (Platz 100) ist ebenso vertreten wie das Kaffeetälchen (Platz 35). Weitere Überraschungen: Das italienische Kaff Positano schafft es auf Rang 23, der holländische Amateurklub AVC Heracles auf die 68, Imotski sogar auf die 6. Auf 350 Seiten wird jedes Stadion mit (mindestens) einem Foto und reichlich Text vorgestellt. Platz eins sei hier auch noch verraten - die letzten Seiten des Buches gehören dem San Siro. Ehre, wem Ehre gebührt.
British Football's Greatest Grounds
Wie beim Europa-Pendant sind es nicht die modernen Arenen, die den Großteil der Top-100-Liste einnehmen. Unter die letzten Zehn schaffen es daher der Twerton Park von Bath City, der Victory Park des Chorley FC und der Griffin Park in Brentford. Spoiler: Einer aus diesem Trio landet sogar auf Rang eins. Auf den zahlreichen, großartigen Fotos sind alte Tribünen zu sehen oder einfach nur ein atemberaubendes Setting (Berge! Kirchen! Industrie!), in das sich der Ground einschmiegt. Flankiert wird das Ganze mit starken Texten.
Das Fußball-Stadion
Josef Gruber hat von seinen zahlreichen Reisen zu kleinen und großen Stadion-Perlen unzählige Fotos und Geschichten mitgebracht. In diesem Buch werden zwar "nur" Deutschland, Italien, Österreich, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn behandelt, aber die Fülle erschlägt den Leser auch so. Zudem gehen die Texte in die Tiefe. Der eine oder andere sprachliche Holperer fällt da nicht ins Gewicht. Sein Buch sei "für Nostalgiker, Stadionliebhaber und Lost-Ground-Begeisterte", schreibt Gruber völlig zurecht.
Es war einmal ein Stadion
Der Bökelberg („Kultstätte des bundesdeutschen Fußballs“) kommt natürlich auch vor in diesem großartigem Werk. Skrentny listet viele Grounds auf, die tatsächlich „lost“, also längst abgerissen sind – also auch die Berliner Plumpe oder die Kölner Radrennbahn. Highlight ist aber der Abschnitt über alte Holztribünen, die noch in der Provinz stehen – von Gotha bis Rendsburg oder Tübingen. Ganz nebenbei löst Skrentny das Rätsel, wo denn nun die älteste Fußball-Tribüne des Landes steht.
Groundhopping - das letzte echte Abenteuer
Man muss den Prof einfach gerne haben. Erst recht nach seinem dritten Buch. Der gute Gayson nimmt uns wieder mit bei seiner Jagd nach Länderpunkten, erzählt von Beinahe-Zusammenbrüchen und den großen Momenten, wenn alles geklappt hat. Neu ist aber, dass er uns einen Blick in seine Seele gewährt und von privaten Problemen erzählt – das ist stark und auch traurig, wenn er in wenigen Sätzen erwähnt, dass seine Beziehung in die Brüche gegangen ist. Und deswegen ist die Nummer drei das beste aus der Trilogie.
PS: An dieser Stelle sei auf mein Interview mit dem Prof zu dessen zweitem Buch hingewiesen: Hier entlang.
Wo geht's hier zum Stadion?
Herausgeber Benjamin Schaller tippte und telefonoierte viel, um für sein Buch 33 Groundhopping-Geschichten aufschreiben zu können. Tatsächlich fragte er im Juli 2016 auch bei mir an (jaja!), aus Zeitmangel klappte es aber nicht. Leider, wie ich heute sagen muss, denn das Buch ist wirklich gut geworden. Zwar geht es nicht in allen Geschichten um "echtes" Groundhoppen, lesenswert sind sie dennoch. Und den einen oder anderen bekannte Namen hat Schaller ja dann doch noch gewinnen können. Unglaublicherweise sind gleich drei davon sogar ehemalige Arbeitskollegen von mir!
Dem Ball hinterher - Die Reisen eines Stadionfreundes
Der Meppen-Fan Thomas Peek hat das getan, wovon ich auch ab und an träume: Weil Internetseiten vergänglich sind, hat er seine "Memoiren" auf Papier drucken lassen - Spiel für Spiel, Bericht für Bericht. Entstanden ist quasi ein 316 Seiten langes Hopping-Fanzine - vorne und hinten mit (bunten) Foto-Seiten versehen und garniert mit ein paar persönlichen Statistiken. Perfekt zum Blättern, Stöbern und Aha-Erlebnisse.
In 90 Minuten um die Welt
Fußballfibeln unter dem Motto "Fan schreiben für Fans" gibt es inzwischen eine Menge, die zur Borussia vom geschätzten Steffen sei an dieser Stelle ausdrücklich empfohlen. Auch zum Thema Groundhopping wurde ein passender Autor gefunden: Michael Stoffl hat wahrlich genug erlebt und gesehen. Hier berichtet er auf gut 200 Seiten von seinen Erlebnissen u.a. in Madagaskar, Sansibar oder Indien. Mein persönliches Highlight ist aber der Text zum nur selten möglichen Kongo-Doppler.
Englische Woche in Armenien
Jörg aka Captain Klobasa erzählt über seine schönsten Reisen in den Jahren von 2016 bis 2020 - also bis hinein in die komplizierte Corona-Zeit. Die Kapitel heißem "Singapur", "Malta & Gozo", "Oblsst Kaliningrad" - und eines tatsächlich "Rheydt". Im November nutzt der Captain die vorletzte Möglichkeit, das "Schmuckkästchen" RSV-Stadion zu machen. Zitat: "Die Hütte ist ein Prachtbau". Wohl wahr! Ein großer Lesespaß - und Fotos gibt es auch!
Passport to Football
Englische Hopper legen den Fokus meist auf die eigenen Ligen, doch immer mehr bereisen auch Europa – und dabei besonders gerne auch Deutschland. Stuart Fuller berichtet von solchen Reisen u.a. nach Minsk, Sofia, Stockholm und Wien – oft mit der englischen Nationalmannschaft. Zweimal geht es auch nach Deutschland: 2007 sieht er Werders 5:2 gegen Leverkusen, 2008 Englands 2:1-Sieg gegen Deutschland in Berlin. Zu sehen gibt es, natürlich, „sausages, beer and mayhem.“
Europe United
Selten habe ich ein englisches Buch so verschlungen wie dieses. Alle UEFA-Länderpunkte in einer Saison - da bedarf es schon einer erstklassigen Planung. Walker erzählt humorvoll von Schwierigkeiten bei Suchen nach ansezungen und Routen, um möglichst viele Länder an einem Wochenende zu besuchen. Deutschland (Mönchengladbach!), Belgien (Gent) und die Niederlande (Den Haag) etwa hakt er in 48 Stunden ab. Schwieriger wird es mit Island oder Georgien.
Fußballsucht
Autor Lükemann ist 57 und Lehrer, als er durch seinen Schwiegersohn in spe das Groundhoppen entdeckt. 2Grounden" nennt er das - und wenn man ganz ehrlich ist, besucht er in erster Linie während des Urlaubs ein Spiel, wo auch immer er gerade ist. Aber hey, das ist erstens nicht verwerflich und zweitens noch immer besser, als morgens um 6 Uhr die Handtücher über mallorqinische Strandliegen zu werfen. Die Groundhopping-Polizei wird bei diesem Buch also die Nase rümpfen. Alle anderen dürfe nsich mitfreuen, dass man auch im "höheren" Alter die Faszination von Fußballreisen entdecken kann.
Anstoß in Baku
Drei lange Reiseberichte aus den Jahren 2004 bis 2006 bis umfasst dieses Buch: Markus Stapke fährt mit der Bahn über Budapest, Belgrad und Sofia bis Tiraspol (und auf Umwegen wieder zurück). Martin Czikowski und Mirko Otto zieht es im stärksten Teil dieses Buches über Polen und die Ukraine bis Georgien und schließlich (natürlich) Baku. Und Ronny Schulz macht Halt in Budapest, Athen und Sofia. Alles äußerst lesenwert.
Ältere Bücher (vor 2005)
Das Grosse Buch der Deutschen Fussball-Stadien
Der Uhlenkrug in Essen, das Dante-Stadion in München, das Holstein-Stadion in Kiel - geschichtsträchtige Namen, bei denen das Herz des Fußball-Liebhabers höher schlägt. Die Historie dieser und 337 weiterer deutscher Spielstätten hat Werner Skrentny nach dem Vorbild des "Football Grounds of England and Wales" zusammengetragen, und entstanden ist ein Buch, das schon jetzt als Standardwerk eingeordnet werden kann.
Keine Kampfbahn, die fehlt, keine Arena, die ausgelassen worden ist. Man braucht bloß eine beliebige Seite aufschlagen - und darf von der guten, alten Fußballzeit träumen. Zeiten, in denen in Kleve ein Länderspiel ausgetragen wurde (1910) und am Bökelberg das Mitbringen sowie Aufstellen von Stühlen in den Gängen verboten werden musste (1968). Verzeichnet ist jedes Stadion, das bis 1963 mindestens ein Jahr erstklassig oder danach mindestens eine Saison zweitklassig war - viel Platz war also nötig, aber keine Seite wurde verschenkt. Besonders die Fotos beeindrucken stets aufs Neue, wahrscheinlich gibt es kein Stadtarchiv, das Werner Skrentny bei seiner Recherche nicht besucht hat.
Um auf den Geschmack zu kommen, hier noch ein vielsagender Auszug dem Vorwort: "Für viele Fußballfans ist das Stadion der Ort, wo sie sich am häufigsten aufhalten - von der Wohnung und dem Arbeitsplatz mal abgesehen. So ist das nicht nur ein Stadion, sondern ein Ort öffentlicher Erinnerung. Begriffe wie Betzenberg, Bökelberg, Tivoli beschreiben nicht nur den Standort deutscher Stadien; sie künden gleichzeitig von einem Mythos". Noch Fragen?
Abenteuer Groundhopping. Wenn Fußballfans Stadien sammeln.
Mit dem "Abenteuer Groundhopping" brachte Jörg Heinisch 1999 das Phänomen der reisenden Stadionsammler erstmals einem breiten Publikum näher. Damit füllte der "Fan geht vor"-Redakteur ein Lücke, gab es doch bis dato kein Buch, das sich ausschließlich dem Thema widmete. Entsprechende Abhandlungen beschränkten sich auf Fanzines - nicht zuletzt besagtes Fgv, wo Carlo "Fari" Farsang regelmäßig zu Wort kam - oder das aufstrebende Internet.
So ist es nur folgerichtig, dass Heinisch in seinem Buch weit ausholt und sich zunächst mit Definition und Ursprung des Groundhoppens befasst. Das mag dem fachkundigen Leser alles hinlänglich bekannt sein, interessant zu lesen ist aber dennoch. Nach dieser Einführung in das Thema geht es eher unstrukturiert weiter. Hier ein Tourbericht, da ein Interview, dort ein Fanzine-Überblick - ganz nach dem Geschmack eines Hoppers plätschert das Buch herrlich ungezwungen und auch ein wenig chaotisch vor sich hin.
"Ich bin so süchtig"
Inhaltlich stechen die Interviews mit Thomas Kratz (OFC-Thommy), Karl-Heinz Stein und Carlo Farsang heraus, die mit ihren eigenen Worten die Faszination ihres Hobbys authentischer rüberbringen, als es jeder Bericht eines Außenstehenden jemals vermag. Wenn "Fari" etwa eingesteht "Ich bin so süchtig. (...) Ich habe mittlerweile alles im Leben in den Hintergrund gestellt, es ist alles zweitrangig geworden. Die Arbeit, meine Beziehungen. Mein Ziel ist es, meinen Lebensunterhalt zu verdienen, um zum Fußball fahren zu können", dann bedarf es keiner weiteren Worte, um die Leidenschaft zu beschreiben.
Ansonsten befasst sich Heinisch mit allen Facetten des Hoppens. Entstehende Probleme (Leidet der Freundeskreis? Die Beziehung? Der Geldbeutel?) werden ebenso thematisiert wie Schwierigkeiten bei einem Ausstieg; die Frage nach Frauen beim Hoppen wird genauso beantwortet wie diejenige nach der Zukunft, es wird berichtet von Flops, Tipps und Tricks.
Zwischendurch gibt es Tourberichte aus aller Herren Länder. Allen voran Faris fesselnde Südamerika-Geschichten sowie der Bericht eines V.d.G.D-Mitgliedes, der bei einem Spielbesuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten vor Anpfiff auf den Rasen durfte und allen Spielern die Hand schütteln musste, machen Lust auf mehr. Weitere Geschichten spielen in Belgrad, den USA, den Färöer-Inseln, Afrika, Istanbul, und und und... Gerade am Ende des Buches ist man aber des Lesens dieser Berichte ein wenig müde, sind diese doch teilweise etwas zäh geschrieben und scheinen eher als Füllwerk zu dienen. Am hervorragenden Gesamteindruck des "Abenteuer Groundhoppings" kann das aber nichts mehr ändern.
Auswärtsspiele
Carsten Koslowski ist Fan von Fortuna Düsseldorf, damit aber nicht ausgelastet und folglich auch Fußballreisen in fernere Gefilde nicht abgeneigt. Dazu hat er ungemein fleißige Finger, wie der Leser nicht nur auf Koslowskis Homepage www.janus-kleine-welt.de , sondern auch in seinem Erstling "Zwei Jahre sind genug" schon sehen konnte. Drehte sich letzteres Werk noch ausschließlich um die Fortuna, geht es in "Auswärtsspiele" nun auch über die nationalen Grenzen hinweg.
Ein Groundhopper im engsten Sinne ist Koslowski allerdings nicht. Vielmehr ein Freund des runden Leders, so denn auch das Drumherum eine interessante Geschichte verspricht. Das kann beim DJK SF Dorff, mit dem kleinsten zugelassenen Platz Deutschlands, genauso der Fall sein wie auf den Färöer-Inseln, das gilt für Eintracht Trier gegen Alemannia Aachen ebenso wie für Iran gegen Detschland.
"...und Herr N. aus K. fragt nach der BILD-Zeitung"
Koslowski reist dabei stets mit offenen Augen durch die Gegend, interessiert sich für Land und Leute und nimmt dabei auch gerne einmal das typische deutsche Verhalten im Ausland aufs Korn. Die schönste Episode spielt auf den Färörer Inseln: "Dienstag, 10. Juni 2003. Eine Inselgruppe im Nordatlantik auf 62 Grad N, ein Dorf mit 822 Einwohnern, und Herr N. aus K. fragt nach der BILD-Zeitung". Ja, so sind sie, die Deutschen.
Drei drei Länderspielreisen (Färöer, Island, Iran) sind es, die das Herzstück dieses Buches ausmachen. Zwar holt Koslowski bei seinen Berichten stets weit aus, kann auch über kleine Details seitwenweise schreiben, macht dies aber derart spitzfindig, dass keine Langeweile aufkommt. Besonders kleine Details sorgen immer wieder für Unterhaltung. Sei es die Musik beim FC Junkersdorf ("Wir starten jetzt die Partykarawane, die Frauen fassen die Männer direkt an der Banane"), das Phallologische Museum in Reykjavik ("80 Gemächter aller Säugetierarten") oder die grandiose Studie bahnfahrender FCK-Fans - das macht Laune.
Gesammelte Erfahrungen mit der Deutschen Bahn
Ebenfalls unterhaltsam sind die Erfahrungen des Autors mit der Deutschen Bahn, die sich wie ein roter Faden durch das Buch ziehen. Jeder reisende Fußballfan kennt ähnliche Geschichten, Koslowski bringt die schönsten auf den Punkt. Sollte es eine zweite Auflage des "Bahnhasserbuchs" geben, sollte er unbedingt einen Gastartikel schreiben. Gladbach-Fans übrigens sollten sich vor dem letzten Kapitel warm anziehen. Dort nämlich berichtet Koslowski über seinen Besuch im Borussia-Park beim Heimspiel gegen Hertha am 14.5.2005, und das (übliche) Verkehrschaos auf dem Rückweg sorgt nicht gerade für ein positives Urteil. Aber lest selbst!
Fazit: Zwar leider etwas teuer, aber eine optimale Lektüre für Bahnfahrten - wenns denn mal wieder länger dauert.
1000 Tipps für Auswärtsspiele
Mit diesem schon 1993 erschienenen "Stadion- und Reiseführer" leisteten Michael Müller-Möhring und Bernd Imgrund Pionierarbeit. Kurz vor dem Bundesliga- und noch weit vor dem Grundhopping-Boom tourte das Duo quer durch die Republik uns sammelte nützliche Informationen für den auswärtsfahrenden Fußballfan.
In der vorliegenden 2. Auflage von 1995 bringen es die Autoren so bereits auf 75 Stadien, verteilt auf stolze 317 Seiten. Die Auswahl der behandelten Vereine sorgt dabei aus heutiger Sicht manchmal für Schmunzeln, zeigt letztlich aber nur, wie schnelllebig der Fußball ist. So spielen das Stimbergstadion in Erkenschwick, das Hardtwald-Stadion in Sandhausen oder das Hasetal-Stadion in Herzlake im Jahr 2005 keine Rolle mehr in der ersten Liga der Fußballplätze. Noch deutlicher werden die Veränderungen der vergangenen 10 Jahre bei einem Blick auf die Fotos. Kaum ein Stadion, dass sich seit 1995 nicht entscheidend verändert hätte - oder gar längst selbst Teil der Geschichte geworden ist.
Bratwurst und Fanzines auf dem Prüfstand
Von der ersten Seite an schütten Müller-Möhring und Imgrund ein wahres Füllhorn an Detailwissen über den Leser aus. Beide haben dabei mit ihrem lockeren Ton, der allerdings den schnoddrigen Humor der späteren Auflagen noch vermissen lässt, stets den normalen Fan im Blick. Dies gilt nicht zuletzt auch für den Inhalt: Statt Spielerkader oder Museumstipps, wie man sie in heutigen Bundesliga-Führern gerne findet, wird lieber die Bratwurst getestet, die Sicht aufs Spielfeld bewertet und die lokalen Fanzines quergelesen. Auch der Kneipentest für die 3. Halbzeit (in der eigentlichen Bedeutung des Ausdrucks!) fehlt selbstredend nicht.
Auch wenn der Nutzwert heute nur noch teilweise gegeben ist, stellt die 2. Auflage des "1000 Tipps für Auswärtsspiele" noch immer ein gern zur Hand genommenes Werk dar. Wer schwelgt schließlich nicht gerne in Erinnerungen an die "gute alte Zeit"? Fußballfans sind eben Nostalgiker. Und Stadionfreunde Romantiker.
1000 Tips Europacup. Von Aberdeen nach Zrenjanin
Die unumstrittene Perle aus der "1000 Tips"-Reihe! Schon 1997 auf den Markt gebracht, genießt dieses unterhaltsame Werk heute sowohl Kultstatus als auch Seltenheitswert. Denn anders als bei der nationalen Ausgabe gab es vom "1000 Tips Europacup" keinen Nachfolger, selbst von einer zweiten Auflage ist mir nichts bekannt. Gründe mag es viele geben, in erster Linie fanden sich wohl zu wenige Käufer für dieses doch sehr spezielle Buch.
Immerhin 222 Vereine aus 25 Ländern stellt Michael Müller-Möhring auf 344 Seiten vor. Die Auswahl führt dabei vom Ta'Quali in La Valletta über den Norrköping Idrottspark bis hin zum "großartigsten Stadion der Welt", dem Giuseppe Meazza in Mailand. Bei der Abhandlung der einzelnen Spielstätten konzentriert sich der Autor auf das Wesentliche: Fragen wie "Wie komme ich hin?" und "Was muss ich über das Stadion wissen?" stehen im Vordergrund, auf die Bewertung der Stadionwurst oder andere Mätzchen wird bewusst verzichtet. Garniert wird das Ganze mit teilweise erstklassigen Fotos von recht bekannten Namen wie Michael Seiß oder Burkhard Schulz.
Hannes Linßen und der FC Barcelona
Was den "Stadion- und Reiseführer" so einzigartig macht, ist allerdings die entspannte Art und Weise, mit der Michael Müller-Möhring den Leser auf seine Europareise mitnimmt. Stets mit einem Augenzwinkern dabei ("Lazio hat bislang nur eine Meisterschaft, einen Pokalerfolg und den Sieg im Alpenpokal 1971 zu verzeichnen. Letzteres könnte allerdings auch Fliegendreck sein") und immer für einen saloppen Nebensatz zu haben ("Der FC Barcelona hat sich stets die besten Trainer der Welt geleistet. Außer Ernst Happel und Hannes Linßen waren eigentlich alle da"), wird die Lektüre nie langweilig.
Ebenfalls gute Ideen sind die "Galerie der Großen" (Wer hat hier mal gespielt?), die Sightseeing-Tipps (Was darf ich nicht verpassen?) sowie der Fremdsprachen-Crashkurs. Letzterer übersetzt nicht nur hilfreiche Standardphrasen wie "Um wieviel Uhr ist das Spiel" in mehrere Sprachen, sondern auch nicht minder nützliche Sätze wie "Der Schiedsrichter ist ne Flasche" oder "Ich verlange einen Anwalt".
Einziger Nachteil: Das Buch ist inzwischen hoffnungslos veraltet. Espanyol Barcelona spielt längst nicht mehr im Estadio de Sarria, in Frankreich stimmt dank der WM 1998 ebenfalls nur noch die Hälfte. Diese Makel sowie das Fehlen beliebter Länder wie Irland, Bulgarien oder Wales schreien geradezu nach einer Neuauflage!
sightlines. a stadium odyssey.
Der Engländer Simon Inglis gilt auf der Insel als der Stadion-Experte schlechthin. Schon 1983 veröffentliche der Autor ein glänzend recherchiertes Werk über die Geschichte der wichtigsten englischen und walisischen Stadien ("Football grounds of Britain"), seither ist er im Fußball-Mutterland Ansprechpartner Nummer eins bei Fragen zum Thema. Nach Werken, die sich um die Historie verschiedener Arenen drehen ("Villa Park: 100 Years" oder "The History of Non-league Football Grounds") hat Inglis im Jahr 2000 "Stadium Odyssey" veröffentlicht - ein Buch rund um die weltweite Faszination der Stadien.
Herzstück sind die unter der Überschrift "Ciudad de los Estadios" firmierenden Kapitel zur argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Dort solle es mehr Stadien als Büchereien geben, las Inglis einst - und machte sich prompt auf den Weg über den Atlantik. Stolze 25 dieser Arenen, vom Bombonera bis zu Ferrocarril Oeste, besuchte er innerhalb von sechs Tagen - freilich ohne Spiel. Mit einer Ausnahme: Für den Klassiker Boca - River blieb dann doch noch Zeit...
Auf seiner Irrfahrt durch sämtliche Viertel der Millionen-Metropole trifft der Engländer vornehme Vereinsbosse genauso wie Bewohner der Armenviertel, alle eint dabei die Begeisterung für Fußball. Von seinen unzähligen Erlebnissen berichtet Inglis derart fundiert und mit feinem Humor, dass auch die englische Sprache keine Hürde mehr darstellt.
Die weiteren Kapitel beschäftigen sich mit bunten Geschichten rund um Stadien dieser Welt. So besucht Inglis Architekten des Nationalstadions in Beirut, spricht mit vom Flutlicht genervten Anwohnern des Eden Park in Auckland und erzählt die Geschichte der "Mutter aller Arenen", des Astrodomes in Houston. Besonders lesenswert ist der Bericht vom Gaelic Football-Finale in Dublin mitsamt der ewigen Diskussion "Soccer at Croke Park?" sowie vom Wrigley Field in Chicago, wo die Cubs seit 1914 Baseball spielen. Einhelliges Urteil: Absolut lesenswert!
Die einzige Schwachstelle des Buches bringt Inglis ausgerechnet im ersten Kapitel. In einem fiktiven Briefwechsel aus dem 1. Jahrhundert lässt er den Griechen Anorakos und den Römer Vicarius über den Unterschied zwischen Stadion und Arena philosophieren - das ist streckenweise ermüdend und passt so gar nicht zu den spannenden Geschichten, die da noch kommen.
Übrigens: Auch unser geliebtes Hobby streift Inglis kurz, als er nach einer passenden Bezeichnung für seinen Beruf sucht: "The nearest I had ever come to a professional-sounding title for my own work had been a "stadiologist", one I much preferred to "stadium expert" or "groundhopper", which implies a hobbyist with a rail pass and a vacuum flask." Na dann... :-)
Voetbal Tempels. Sport & Architectuur.
"Das Stadion selbst ist ein Ereignis", sagt Angelo Spampinato. Und er muss es wissen, ist er doch einer der bekanntesten Stadion-Archtitekten Italiens und Co-Autor der Webseite worldstadiums.com . Seine Leidenschaft hat der erst 26-Jährige mit Voetbal Tempels nun auf Papier gebannt.
90 Stadien - so viele, wie ein Spiel Minuten hat - stellt Spampinato auf 448 Seiten vor: "Nicht unbedingt immer die schönsten, aber mit Sicherheit die wichtigsten". Im Blick hat er dabei in erster Linie die Architektur der Arenen. Aus diesem Grund hat er die Stadien nach ihrem Baujahr geordnet: Den Anfang machen mit der Anfield Road (1884), dem Hampden Park (1903) und Old Trafford (1910) folgerichtig drei britische Stadien. Weiter gehts es in einer Art Zeitreise, die auch beim oberflächlichen Blättern schnell den stetigen Wandel in der Stadion-Bauweise aufzeigt, quer über den Erdball. Über das weitläufige Estadio Nacional in Chile, das steile Camp Nou in Barcelona oder den Ellis Park in Johannesburg landete der Leser schließlich bei der hochmodernen Münchner Allianz Arena - nach Stuttgart, Berlin, München (Olympiastadion), Dortmund, Gelsenkirchen und Hannover übrigens das siebte deutsche Stadion in der Reihe.
Für deutsche Leser sind es wohl die hochwertigen Fotos, die das Buch kaufenswert machen: Die Aufnahmen aus meist ungewöhnlicher Perspektive möchte man sich am liebsten als Poster über das Bett hängen. Für die Texte, die sich neben architektonischen Besonderheiten mit der Geschichte des Stadions befassen, bleibt somit nur eine Nebenrolle.
Voetbal Tempels ist unter den Namen Stadi del Mondo (Italienisch), Stades du Monde (Französisch) und Estadios del Mundo (Spanisch) in drei weiteren Sprachen erhältlich.
Football Grounds of London
Die Stadt mit den meisten Fußballstadien auf der Welt ist angeblich Buenos Aires, doch irgendwo direkt dahinter muss London kommen. Wer daran zweifelt, mag einen Blick in "Football Grounds of London" werfen. Alex White und Bob Lilliman haben in diesem einzigartigen Werk ausnahmslos jedes Stadion innerhalb Londons dokumentiert, die Grenzen setzte dabei der Autobahnring M25. Eine wahres Mammutprojekt also.
Die beiden Autoren gehen dabei äußerst demokratisch vor: Jeder (!) Ground - von "Addlestone & Weybridge Town" bis "Yeading" - ist mit einem Schwarz-Weiß-Foto und einem beschreibenden Text von etwa einer Seite aufgeführt. Sortiert nach den Vereinen, die dort ihre Heimat gefunden haben, bleibt keine Frage offen. Wie das Stadion von Kingsbury Town heißt? Silver Jubilee Park, versteht sich. Wann Viking Greenford gegründet wurde? 1945, logo! Ein Foto des Femdale Sports Ground von East Ham United? Schlag nach auf Seite 82.
Fotos aus einer vergangenen Zeit
Selbstverständlich sind nicht nur die kleinen Vereine vertreten: Auch Arsenal, Chelsea, Fulham und Co. finden ausgiebig Beachtung. Hier sind dann auch die Texte ein wenig ausführlicher und warten zum Teil mit Details auf, die von einer ausgiebigen Recherche zeugen. Schön auch, dass Wembley trotz fehlenden Stammvereins nicht vergessen wurde.
Die größte Stärke ist vielleicht auch gleichzeitig die einzige Schwäche des Buches. Denn die teils unglaublichen Fotos sind ausnahmslos veraltet, stammen zum Großteil aus den 80er Jahren und damit aus der Zeit vor den Bauaktivitäten der Nach-Taylor-Zeit. Zwar ist es spannend, in einer Art Zeitreise das längst abgerissene Shed End der Stamford Bridge oder Highburys East Stand im Jahr 1983 zu besuchen, aber bei Klubs wie Corinthian Casuals oder Waltham Forest wäre der Ist-Zustand interessanter als die längst abgerissene Fertigbau-Tribüne aus dem Jahr 1987.
An dem erstklassigen Gesamteindruck ändern kann dies allerdings nichts. Fazit: Für Freunde des englischen und insbesondere des Londoner Fußballs ein erstklassiger Reiseführer genauso wie ein informatives Geschichtsbuch.
You come with me - I get tickets.
Für die Besprechung dieses Buches wähle ich eine neue Variante und übersetzte einfach den Klappentext:
You come with me - I get tickets befasst sich damit, wie Menschen in ganz Europa den Fußball wahrnehmen. Was denken die heimischen Fans über ihre Mannschaft, und wie verhalten sie sich während des Spiels? Welche Lieder singen sie? Ist die Athmosphäre ruhig, fanatisch oder geradezu feindlich? Welche Art von Feuerwerk zünden die Anhänger in Athen? Wie scharf sind die Zähne der Hunde in Budapest? Von Istanbul bis Reykjavik, von Tiflis bis Helsinki hat Andrew Gummer 15 internationale Spiele besucht, um Antworten zu finden.
Seine Gesprächspartner erzählen ihm dabei über den Fußball in ihrem Land, egal ob serbische Ultra-Nationalisten, deutsche Heavy Metal-Biker in Athen, estnische Schiedsrichter, ukrainische Kosakentänzer in Norwegen, Taxifahrer überall, inhaftierte kroatische Kriegsveteranen, russische Skinheads, rumänische Gauner, türkische Hoteliers, kettenrauchende Studenten aus Georgien, Schottlands Ex-Trainer Craig Brown, der Sekretär des isländischen Verbandes oder ein sexsüchtiger, polnisch-sprechender, Arsenal-unterstützender Chirurg aus Nigeria.
Während er den korrekten "Waffen-Dresscode" für Mafia-Nightlcubs in Bulgarien lernt und sich in der Ukraine von Polizisten im Dienst chauffieren lässt, schaut er Van Nistelrooy bei seinem Comeback nach langer Knieverletzung zu und zahlt 50 Pence, um Luis Figo in einem überfluteten Leichtathletikstadion spielen zu sehen. Er sitzt in der VIP-Loge des Galatasaray-Stadions, als die Türkei sich erstmals seit 1954 wieder für eine WM qualifiziert, verursacht eine unbeabsichtige Verfolgungsjagd im Berufsverkehr von Bukarest und wird von Spartak Moskau-Skinheads um Mitternacht zu einem riesigen Kriegs-Denkmal geführt.
Wie sind Englands EM-2004-Gegner drauf? Dieses Buch wird es Ihnen sagen.
Für Interessierte hier noch Gummers besuchte Spiele:
Das Abenteuer Groundhopping geht weiter
Und weiter geht's im Sauseschritt. Fünf Jahre nach seinem Überraschungserfolg legt Heinisch einen zweiten "Band zu Stadion sammelnden Fußballfans" nach.
Das Konzept ähnelt dabei dem bereits bewährten: Für alle neuen Leser gibt es zunächst eine, diesmal allerdings deutlich verkürzte, Einführung in die Thematik, gefolgt von einer Vielzahl von Tourberichten. Erneut überdurchschnittlich häufig vertreten ist dabei Carlo Farsang - was Heinisch bereits den durchaus kritisch gemeinten Titel als "Faris Haus- und Hofberichterstatter" einbrachte. Berechtigt? Ich denke nicht, heben sich die außergewöhnlichen und noch dazu unterhaltsam geschriebenen Erlebnisse des Schwarzwälders doch erneut vom Rest ab. So ist der Hintergrundbericht zu der bekannten NDR-Reportage mitsamt Überfall und Unruhen in Buenos Aires wesentlich spannender als etwa die "gefährliche" Tour nach Belfast. Einzig der "Fall Messias" erschließt sich nur Eingeweihten und ist für den normalen Leser wohl nur als Randgeschichte interessant.
Positiv ist, dass diesmal wesentlich mehr verschiedene Hopper zu Wort kommen, was auch an der umfassenden Recherchearbeit Heinischs liegen dürfte (selbst meine Wenigkeit wurde im Vorfeld kontaktiert, und das will schon was heißen). Somit geht es wieder auf zu einer Reise rund um den Erdball: Zum Tiger-Cup nach Singapur und Indonesien, zum Afrika-Cup nach Mali, auf die Nördlichen Marianen und natürlich nach Südamerika. Das liest sich alles meist sehr kurzweilig, einzig der Bericht zur WM 2002 ist mit 36 Seiten vielleicht etwas lang geraten.
Seine Stärken hat das Buch jedoch, sobald nicht vom, sondern über das Hobby berichtet wird. Wenn etwa "Besonderheiten bei Stadien", "Groundhopping in den Medien", oder gar "die Verbindung zur Kunst" thematisiert werden, ergeben sich völlig neue Perspektiven.
Nicht fehlen darf natürlich auch die Kritik am Nachwuchs, die zwar ihre Berechtigung hat, allzu oft aber nach Großvaters "Früher was alles besser"-Geschichten klingt. Natürlich hinterlassen 30 Deutsche auf einer italienischen Pressetribüne ein schlechtes Bild. Natürlich gibt es Experten, die Selbständigkeit vermissen lassen. Natürlich ist die Jagd nach Quote nicht alles. Aber ganz im Ernst: Welcher Hopper, der doch sein eigenes Ding durchzieht, sollte sich davon stören lassen?
Zurück zum Buch. Unter dem Strich verhält es sich bei "Das Abenteuer Groundhopping geht weiter" ähnlich wie mit manchem erfolgreichen Film: Die Fortsetzung scheitert irgendwie an der (zu) hohen Hürde, die der erste Teil gelegt hat. Für sich allein betrachtet bleibt das Buch aber mehr als lesenwert.
Neue Arenen. Bauen für den Sport.
Die Zeitschrift du dürfte für den gemeinen Groundhopper bisher eher ein Heft mit sieben Siegeln gewesen sein. Kein Wunder: "Jeden Monat widmet sich unsere Zeitschrift einem Thema der Kultur. Die Folge der Hefte bildet eine faszinierende Enzyklopädie der Gegenwart", heißt es in einer Eigendarstellung der Schweizer.
Nun aber das: Im Mittelpunkt der Ausgabe 748 stehen Sportarenen und die von ihnen ausgehende Faszination. "Die Pläne für neue Stadien interessieren in den Städten nicht nur die Anwohner. Moderne Stadionbauten sind Pilgerorte geworden. Das Interesse an den Sportstätten ist groß, seit Stararchitekten aufgefordert werden, sie zu bauen", heißt es treffend im Vorwort.
"Diese Bauten umgibt etwas Geheimnisvolles"
Um Architektur dreht sich folglich auch der Großteil der Beiträge. Dass damit nicht nur Fußballstadien gemeint sind, macht gleich zum Auftakt der Italiener Ugo Ricarelli deutlich, der über die "magischen Mauern von Flushing Meadows und San Siro" berichtet. "Diese Bauten umgibt etwas Geheimnisvolles und Faszinierendes, etwas, das schon vor den tatsächlich dort stattfindenden Ereignissen imstande ist, Botschaften über die künftigen sportlichen Höchstleistungen auszusenden", schwärmt der Autor. Der freie Journalist Christian Schmidt befasst sich derweil mit der Arena AufSchalke und dem Spagat zwischen Fankultur - mit Unterstützung von Bodo Berg ("Mehr als ein Spiel") - und den Zwängen des modernen Fußballs. Garniert wird das Ganze mit einmaligen Fotos.
Weiter geht es mit einem lohnenden Interview mit dem Schweizer Stararchitekten Jacques Herzog, der unter anderem den St. Jakobs-Park in Basel entwarf und einer der Erbauer der Münchner Allianz Arena ist. Urbanität und Mantelnutzung sind zwei Schlagworte des 55-Jährigen, der die Bedeutung seiner Arenen jedoch zu keinem Zeitpunk überschätzt. "Wenn ein Stadion voll und die Stimmung gut ist, ist die Architektur nicht mehr ausschlaggebend. Aber gute Architektur kann die Stimmung noch verstärken, und das ist natürlich besonders eindrücklich", so Herzog. Das gelungene Gespräch wird abgerundet mit einer Abbildung des Modells des Olympiastadions in Peking - ebenfalls aus der Feder des Büros Herzog und de Meuron.
Sexuelle Ikonografie am Berliner Olympiastadion
Eine der spannendsten Baustellen nimmt sich Ulrike Draesner vor: Das Berliner Olympiastadion. Die freie Autorin spannt dabei den Bogen von den unvermeidlichen Nazis ("Das Reichssportfeld ist die einzige in toto realisierte Grossanlage der Nazizeit") über die Nachkriegszeit ("Die Anlage war ein Provisorium - so wie Westberlin selbst eins sein sollte") bis in die Gegenwart. Den jüngsten Umbau des denkmalgeschützten Stadions bewertet Draesner als mehr als gelungen, insbesondere "das Dach, das fliegen will", hat es ihr angetan. Das Geschehen auf dem Rasen gerät laut Draesner angesichts solcher Bauten fast schon zur Nebensache: "Hauptträger der Inszenierung ist das Stadion, nicht mehr nur Gefäss für den Auftritt, sondern Auftritt selbst". Überraschen kann die Autorin schließlich noch mit einer interessanten Deutung des Gesamtbaus, in dem sie eine "sexuell konnotierte Ikonografie" erkannt haben will. "Das Stadion hat eine schlitzartige, das Oval durchbrechende Öffnung (Marathontor). Wer von Westen kommt, sieht mitten in ihr den Glockenturm aufragen. Wie durchschaubar und auch abstossend in seiner Plakativität ist dies gebaut, denke ich". Aha, denke ich...
Sehenswert ist ebenfalls eine Fotostrecke aus Senegal rund um das Stade Leopold Sedar Senghor sowie Beschreibungen der architektonisch außergewöhnlichen Stadien Lasesarre bei Bilbao ("Stein gewordener Jubel") und dem EM-Stadion in
Braga
("Fels und Vogelschwinge"). Zu guter letzt bietet Nadine Olonetzky in einer Art Chronik eine Kulturgeschichte der Sportstätten - vom alten Griechenland über das Kolosseum bis zu den modernen Mehrzweckarenen.
Zumindest erwähnt werden sollten an dieser Stelle die Beiträge, die sich nicht um Fußballstadien drehen. Denn auch wer sich für die Bergisel-Anlage in Innsbruck, die Formel-1-Strecke in Bahrain (entworfen vom Aachener Hermann Tilke) oder die Bogenschießanlage in Barcelona interessiert, ist hier genau richtig.
Fazit: Eine gelungene Hommage an die Architektur von Sportstätten
Football Grounds Fact Book
Der Titel verrät es: Dieses Buch liefert Fakten, Fakten, Fakten rund um die Stadien Englands. 192 reich bebilderte Seiten geben Antworten auf die schönsten Fragen zu Tribünen, Eintrittskarten, Flutlichtmasten und, und, und... Folgende 25 Themengebiete unterscheiden die Autoren:
Building, Rebuilding: Blick auf die wichtigsten Bautätigkeiten der vergangenen Jahre. Welcher Verein baute Schritt für Schritt, also Tribüne für Tribüne um, welcher gleich ein neues Stadion am alten Platz, wer zog an andere Stelle? Dazu Bilder, die längst der Vergangenheit angehören, etwa von der alten Gegengerade in Charltons "The Valley".
Standing, Sitting, Safety: Schon 1914 brach in Sheffield eine Mauer ein, 80 Menschen verletzten sich zum Teil schwer. Dieses Kapitel erzählt von Bolton, Glasgow, Bradford, Heysel und Hillsborough und den Folgen für alle anderen Stadien auf der Insel. Sensationell das Foto auf Seite 29 von der Stamford Bridge im Jahre 1967.
Crowd Control: Vom Ordner über den Steward bis hin zur Videoüberwachung - wie Englands Ordnungskräfte das Problem der Hooligans in den Griff bekommen wollen.
The National Stadiums: Die Geschichte von Wembley, Hampden, Windsor Park und dem Millennium Stadium.
Away From Home: Ihre Heimat verlassen mussten bereits viele Klubs auf der Insel. Charlton spielte sechs Jahre im Selhurst Park, die Bristol Rovers mehrere Jahre in Bath, und Wimbledons Geschichte rund um den Umzug nach Milton Keynes ist hinlänglich bekannt. Dieses Kapitel widmet sich allen (einstmals) heimatlosen Vereinen.
The Ashburton Agenda: Alles rund um Arsenals künftiges Stadion, das "größte Projekt nach Wembley"
Archibald`s Architecture: Archibald Leitch (1866 - 1938) war eine Art Pionier der Stadion-Architektur. Die Fassaden in Ibrox und im Celtic Park tragen noch heute seine Handschrift, später war er auch bei Fulham, Chelsea, Blackburn und vielen weiteren Klubs am Stadionbau beteiligt.
Non-League Ladder: Kuriose Geschichten aus den unteren Klassen. Etwa die von Cambridge United, in deren Milton Road Stadium nicht zu laut gesungen werden darf. Der Grund: die Bewohner des benachbarten Altenheims hatten sich beschwert.
Groundsharing and Events: Fußballstadien werden seit jeher nicht nur für den 90-minütigen Kick genutzt. In Newport gibt's Speedway, in Darlington Cricket, und viele andere Vereine lassen Reserveteams anderer Klubs bei sich spielen (Aston Villas Reserve beispielsweise tritt im Bescot Stadium des Walsall FC an).
Tickets and Ticketing: Hier geht es rund um den Eingangsbereich der Stadien: Alles über steigende Preise, nostalgische Tickethäuschen und verschwindende Drehkreuze.
Advertising and Entertainment: Von der Blaskapelle zu Cheerleadern, von der Bandenwerbung zum McDonalds Family Stand: Die Kommerzialisierung macht auch vor Englands Stadien nicht Halt.
Behind the Scenes: Die schönsten Geschichten und Fotos aus den Kabinen und Katakomben.
Creature Comforts: Vom verdreckten Toilettenhäuschen zum überdachten Stehplatz, vom Schotterparkplatz bis zum Sektempfang. Komfort wird in England groß geschrieben - meistens zumindest.
Care in the Football Community: "Plätze für Behinderte sollten fester Bestandteil eines jeden Stadions sein, nicht nur eine Option", hieß es 1990 im Taylor Report. Dieses Kapitel zeigt die Umsetzung dieser Idee.
Food and Drink: England ist nicht gerade für kulinarische Höhepunkte bekannt, gleiches gilt für seine Stadien. Gerade kleinere Klubs kämpfen jedoch erfolgreich, weil kreativ, gegen dieses Vorurteil an, wie die Tabelle der "Food Football League" zeigt. Platz eines gehört Cambridge United, knapp gefolgt von Huddersfield Town. Letzter ist übrigens Leyton Orient.
Giantkilling Grunds: Der Pokal hat auch in England seine eigenen Gesetze, und manche Stadien scheinen wie gemacht für Sensationen. Unvergessen, wie Hereford United einst Newcastle aus dem FA-Cup warf. Yeovil Town warf zu seinen Non-League-Zeiten gar 20-mal einen League-Klub aus dem Wettbewerb. Dieses Kapitel erinnert an die schönsten Überraschungen.
Let there be light: Englisches Flutlicht in all seinen Variationen, von den ersten Experimenten 1870 (!) bis zur modernen Anlage. Amüsant auch der Überblick über die schönsten Stromausfälle. Schöne Fotos!
Pitches, Posts and Plastic: Mythos englischer Rasen. Manch einer pflanzt sich ein Stück im heimischen Garten an, andere lassen nach dem Tod ihre Asche darauf verstreuen - und Preston North End wagte einst sogar den Ausflug auf Kunstrasen.
Clubs Shops and Souvenirs: Vom Wollschal bis zum Handylogo: Mit der Auswahl an Fanartikel sind auch die Shops im Laufe der Jahre gewachsen.
Stadium Svengalis and Benefactors: Von Roman Abramowitsch bei Chelsea über Mohamed Al Fayed in Fulham bis hin zu Paul Madeley bei Halifax Town - alles über die finanzstarken Hintermänner.
Superstitions: Aberglaube im Fußball äußert sich nicht nur in seltsamen Angewohnheiten seiner Protagonisten, sondern ist manchmal auch an Stadien gekoppelt. So soll eine Umkleidekabine im Millenium Stadium der dort zugeteilten Mannschaft Pech bringen, in Birmingham ließ sich einst Manager Barry Fry überreden, in alle vier Ecken des Rasen zu urinieren, um einen "Fluch" zu beseitigen.
What`s in a name Ende des 19. Jahrhunderts wurden Stadien meist nach den Straßen, in denen sie lagen, benannt: Elland Road, Filbert Street oder Bloomfield Road beispielsweise. Später kam das Zeitalter der "Parks": Villa Park, Ayresome Park, Brunton Park usw. Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Namensgebung sämtlicher Stadien und erklärt dabei auch die Herkunft ungewöhnlicher Bezeichnungen wie "The Den" oder "Old Show Ground".
The Future: Geplante Projekte von Fulham bis Sheffield.
Football Grounds Statistics Zum Abschluss gibts es eine tabellarische Übersicht über alle Stadien der ersten vier Ligen mit Kapazität, Rekordbesuch, Ausmaßen und Baujahr.
The Rough Guide to European Football.
Der "1000 Tipps Europacup" auf Englisch. Und sogar noch eine Nummer größer: 30 Länder behandelt der "Rough Guide to European Football", und das auf sensationellen 655 Seiten. Zudem ist die vorliegende 4. Auflage aus dem Jahr 2000 selbstredend um einiges aktueller als der deutsche Bruder. Das Prinzip ist dabei denkbar einfach: Zu Anfang eines jeden Kapitels gibt es einen kurzen Überblick über die Geschichte des Fußballs des jeweiligen Landes, gefolgt von Basisinformationen zu Einreisebestimmungen, dem Ligasystem, Sportzeitungen oder auch kulinarischen Spezialitäten für die Halbzeitpause. Auch ein Blick aus die Fankultur darf da natürlich nicht fehlen.*
Nach dieser Einleitung werden in jedem Kapitel die wichtigsten (Fußball-)Städte mit ihren Vereinen abgehandelt. Dies hat zur Folge, dass auch kleine Klubs aus großen Metropolen ihre Erwähnung finden (Zeytinburnuspor aus Istanbul oder Fremad Amager aus Kopenhagen, um nur zwei zu nennen), große Vereine aus kleinen Städten dagegen sucht man vergeblich. So fehlt in der Schweiz z.B. der FC Basel, gleiches gilt für Borussia Mönchengladbach in Deutschland.
Die (immer noch sehr zahlreichen) Vereine werden dafür ausgiebig und ausführlich vorgestellt. Nach einem kleinen Kasten mit den wichtigsten Daten (Stadionname und -kapazität, Anschrift, Vereinsfarben, gewonnene Titel) folgt eine ausführliche Historie des Vereins mit Focus auf die vergangenen drei Spielzeiten. Weiter geht es mit Informationen zu Anfahrt, Ticketsituation, Internetadressen, Stadionzeitung, lohnenden Pubs sowie der örtlichen Fanszene. Darüber hinaus gibt es zu jeder Stadt Tipps zu öffentlichen Verkehrsmitteln, billigen Übernachtungsmöglichkeiten und empfehlenswerten Restaurants.
Abgerundet und aufgelockert wird das handliche Buch mit interessanten Randgeschichten zu einigen ausgesuchten Klubs. Als Beispiele seien hier "Back where they belong - Bologna", "Green with envy - Olimpija Ljubljana" oder auch "From Coalmines to the continent - Schalke 04" erwähnt.
Fazit: Mehr geht nicht!
* Im Deutschland-Kapitel gibt es unter dem Punkt "Fankultur" neben dem Hinweis auf Kutten, Ultras und Hooligans sogar ein paar Sätze zu Groundhoppern, die ich nur zu gerne zitiere:
"There is another side of the fanaticism of German fans. Just as England has the 92 Club, so Germany has it Groundhoppers. Unlike their English counterparts, they do not restrict themselves to their own national boundaries. Armed with that essential accessory, the international train schedule, they travel across Europe and beyond - most serious Groundhoppers have attended games at more than 200 stadia.
If you gear German being spoken at a ground somewhere in Europe, there are probably Groundhoppers about. Forget your pre-conceptions and approach them for a chat - these people do their research and will invariably know of any other games taking place later the day. Chances are, they will have visited your home ground and sunk a pint in your local, too.
Spirit High and Passion Pure.
"Spirit high and passion pure" ist der Reisebericht eine Engländers, der 14 europäische Länder besucht und sich dabei auf die Suche nach der Seele des Fußballs macht. Dabei stattet er Derry City einen Besuch ab und erzählt wie es dazu kam, dass der Klub aus Nordirland heute in der irischen Liga spielt, schaut auf den Färöer Inseln vorbei und berichtet von Vergangenheit und Zukunft des französischen Drittligisten Red Star Paris. Ebenfalls auf seiner Liste stehen Luxemburg, Italien, Österreich, Solwakei, Spanien, Bosnien-Herzegowina, Ungarn, Rumänien, die Niederlande, Norwegen und natürlich Deutschland. Hier schaut er am 21. Mai 2000 ausgerechnet bei der Zweitligapartie Borussia Mönchengladbach gegen Mainz 05 vorbei. Sein Bericht soll hier als Leseprobe dienen:
"A visit to Gladbach is a little like stepping back to the glory days of Simonsen, Netzer and Vogts. Well, off the pitch anyway. The fans queuing at the ticket kiosks are mainly clad in leather, topped with cut-off denim jackets. On the back of the denim jackets are sewn as many patches and badges as the owner can manage. Knotted to each wrist is at least one scarf.
Inside, the ground consists of three sides of steep terracing. The fact that it only costs a fiver to stand on the terraces increases the feeling that you are in a time warp. I buy my wurst and take my position amongst what appears to be the crowd at a `70s heavy rock festival.
Loud rock music thunders out of the speakers and the packed crowd jumps along in the time on the Nordtribune, where the most vociferous fans congregate. I soon realise that they are singing along and that the thumping rock tunes have been written specifically for Borussia. The rain fails to dampen their enthuisiasm. A man with a microphone interrupts the proceedings to read out the teams. As in Austria, he gives only the first names: the crowd shout back the surnames. "Danke" says the man with the microphone as he finishes reading the substitutes. "Bitte", reply 26,000 people.
Eventually a man with a mullet squelches on to the pitch with a guitar and proceeds to sing another bombastic heavy rock tribute to the Gladbach team. Unfortunately for him, his performance is overshadowed mid-song when the visiting Mainz fans unfurl a huge banner the size of the entire away terrace celebrating the friendship between the two sets of fans. Caught up in the bonhomie, I have already purchased a scarf which bears Borussia`s black-and-green on one half and Mainz`s red-and-white on the other, the two designs being joined by a handshake and the words Im Freundschaft. Borussia`s fans answer by holding up squares of green paper and bouncing up and down. This makes the north terrace look like a well-kept lawn undulating due to a horrendous mole problem.
The man with the guitar finishes his song with a thundering climax, raises a clenched fist in the air and bows his head in readiness for the applause. He passes a man dresses as a horse in full Borussia kit going the other way, who cavorts around on the snoggy turf to more Gladbach-inspired heavy rock."
Us vs. Them
Giles Goodhead ist Engländer, wohnt inzwischen mit Frau und Kindern in Kalifornien, hat deswegen aber seine Liebe zum Fußball nie verloren. Genervt vom Show-Charakter des US-Sports entschließt er eines Tages - "bevor ich dafür zu alt werde" - noch einmal Spiele zu besuchen, in denen es um mehr geht als um Cheerleader und Popcorn. "I wanted to taste these confrontations, in the cities where they still matter", entscheidet er und tritt die Reise zu acht Derbies rund um den Globus an.
Die Auswahl ist dabei natürlich höchst subjektiv, wie Goodhead zugibt, letztlich aber von Faktoren wie Urlaub und Spielplänen abhängig. Nichtsdestotrotz kann sich folgende Liste sehen lassen:
Die Berichte befassen sich nur in zweiter Linie mit dem eigentlichen Spiel, vielmehr erzählt Goodhead von seinen Reise-Vorbereitungen, der oft schwierigen Suche nach Eintrittskarten, der Geschichte der tiefgründigen Rivaliät, dem Geschehen auf den Rängen und vielen weiteren kuriosen Geschichten, die man als Fußballreisender so erlebt.
Le strade del tifo. Stadi, citta e informazioni.
Das zur Saison 2003/2004 erschienene Buch "Le Strade del Tifo" liefert einen Überblick über die bunte Stadionwelt Italiens. Jedem Spielort von der Serie A bis zur C2 ist dabei eine Seite gewidmet, auf der - natürlich in Italienisch - dem Reisenden nützliche Tipps gegeben werden. Informationen gibt es zu...
Garniert wird das ganze mit recht kleinen Fotos, die dazu noch eine teilweise miserable Qualität haben und wie aus dem Internet heruntergeladen wirken. Ebenfalls wenig brauchbar sind die Tabellen und Spielpläne, die 41 (!) Seiten des Buches einnehmen, ihren Nutzwert jedoch längst verloren haben.
Fazit: Zum Hoppen gerade in unteren Ligen eine gute Informations-Quelle.
Engineering Archie
Wer schon einmal auf der Insel Fußball gesehen hat, ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch schon einem Bauwerk von Archibald Leitch begegnet. Der aus Glasgow stammende Archtitekt (1865-1939) machte sich Anfang des Jahrhunderts auf, um von Schottland aus die britische Stadion-Landschaft zu revolutionieren.
An über 20 Projekten war der geniale Schotte beteiligt. Seine ersten Meriten verdiente er sich in Glasgow an Celtic Park und Ibrox Park, wo ihn die Katastrophe vom 5. April 1902 in Folge einer einbrechenden Tribüne beinahe die Karriere gekostet hätte. Doch Leitch hatte Glück, seine Arbeit wurde geschätzt, und fortan zeichnete er auch für Stadien wie Anfield in Liverpool, Highbury und White Hart Lane in London oder Hillsborough in Sheffield verantwortlich.
Seine ältesten noch erhaltenen Werke finden sich heute in Craven Cottage , wo die Fans des FC Fulham noch immer in Sitzen von 1905 Platz nehmen und den benachbarten Pavillon bestaunen dürfen. Der Pavillon war ein Markenzeichen von Leitch - wie auch das Giebeldach mit Vereinslogo , kreuzförmige Banden, massive Backsteintribünen oder verspielte Streben unter dem Dach. Viele seiner Werke sind in Folge des Taylor-Reports zwar zerstört worden - allen voran der Trinity Road Stand im Villa Park (2000) - aber hier und da finden sich noch Spuren.
Diesen Spuren geht Simon Inglis, der sich in England schon durch diverse Arbeiten einen Namen gemacht hat, nach. Der Autor beschreibt den Aufstieg des kleinen "Archie" zum gefragtesten Architekten Englands. Dabei holt er unzählige Fotos und Zeichnungen aus dem Archiv, die alleine schon den Kauf des Buches rechtfertigen. Einzelne Kapitel beschäftigen sich mit jedem Stadion, an dem Leitch beteiligt war - unglaubliche 30 Stück!. Wer sich also für seine nächste England-Tour ein wenig Hintergrundwissen anlesen will, sollte zu diesem Buch greifen.
Grounds around the world...
Dave Twydell ist weniger Groundhopper als Groundspotter. Auf seinen Reisen rund umd den Erdball setzt sich der Brite nach eigener Aussage gerne von seiner Reisegruppe ab, um den örtlichen Stadien einen Besuch abzustatten. Dabei entdeckt er - Hoppern wird dieses Gefühl bekannt vorkommen - im Gegensatz zu seinen Mitreisenden nicht nur kleine Schätze, sondern nach eigener Aussage oftmals auch "the real country".
Glücklicherweise hat Twydell auf seinen Reisen fleißig fotografiert, die Ergebnisse präsentiert er nun in einem kleinen Buch. Auf 64 Seiten versammelt er über 100 Schwarz-Weiß-Aufnahmen von 75 Stadien aus 32 Ländern auf allen fünf Kontinenten. Als Highlights seien hier das Nationalstadion Tahitis, "The Oval" in Perth sowie das "People's Stadium" in Guangzhou erwähnt. Bei jedem Foto findet sich zudem ein kurzer Text, in dem Twydell von den Umständen seines Besuches, Besonderheiten des Stadions etc. berichtet.
Auch in Deutschland trieb sich der Stadionfreund herum, zwei Bilder schafften es ins Buch: Eines vom Ostseestadion in Rostock (aus dem Jahre 1995) sowie etwas überraschend der Sportplatz des "SSV Ellenz-Polters". Gemeint ist wohl der ruhmreiche SSV Ellenz-Poltersdorf aus dem Kreis Hunsrück, derzeit in der Kreisliga A spielend. Dessen Heimat bietet zwar keinerlei Ausbau, dafür aber inmitten des "Moselle Valley" eine "picturesque area". Na dann.
Fazit: Nichts spektakuläres, aber dafür ein liebevoll zusammengestelltes Bilderbuch eines echten Stadionfreundes.
Ansichtssache Fussballplatz
Herbert Perl sammelt Postkarten. Stadionpostkarten. Nicht nur, aber auch. Aus seinem Hobby hat er nun ein Buch gemacht: 75 der schönsten, skurrilsten, kuriosesten Abbildungen hat er auf 154 Seiten zusammengetragen. Wessen Herz beim Anblick alter Tribünen, steiler Stehränge oder aufragender Pylonen höher schlägt, wird das Werk so schnell nicht aus der Hand legen.
Zwischen den Abbildungen sorgen zehn Autoren, darunter Christoph Biermann und Ludger Schulze, mit ihren persönlichen Stadion-Geschichten für Abwechslung Diese sind zum Teil absolut lesenwert - so Rene Martens Liebeserklärung an die Adolf-Jäger-Kampfbahn oder Schulzes Hommage an das Flutlicht an sich -, zum Teil aber auch überraschend langweilig. Wiglaf Drostes Besuch der Partie Dortmund - Bayern etwa findet sich in manchem Fanzine unterhaltsamer geschrieben.
Bilderbuch für Erwachsene
Die eigentlichen Stars des Buchs sind aber ohnehin die Postkarten. Von Algier nach Augsburg, von Stuttgart nach Santiago, von Itzehoe nach Iglesias führt die Reise. "Für die Auswahl der Ansichtskarten war ausschlaggebend, dass sie beim Betrachter Assoziationen von legendären, provinziellen oder exotischen Spielstätten hervorrufen können. Im Vordergrund steht ihre ästhetische Wirkung", erklärt der Herausgeber dazu.
Dass dieses Vorhaben gelingt, steht außer Frage. Beeindruckend ist etwa die Ansicht des Sportplatzes in Fuglaf auf den Färöer-Inseln. Der kleine benachbarte Hafen; die zwei Straßen, die den Ort bilden; die grüne Berglandschaft im Hintergrund - und im Zentrum 22 Mann auf einem Fußballfeld. Oder der Blick in das Nationalstadion Guatemalas, wo 80 Prozent der Zuschauer den gleichen Hut zu tragen scheinen. Oder die Uralt-Aufnahme des "Aston Villa Football Ground", auf der mit den handgeschriebenen Worten "Fühle mich hier recht mollig. Hurra Germania!" gegrüßt wird.
Mollig fühlt sich indes auch der Leser: Beim Betrachten der Bilder schweifen die Gedanken schnell ab an ferne Orte, in vergangene Zeiten. Die Phantasie wird auf angenehme Art und Weise angeregt - ein Bilderbuch für Erwachsene hat Herbert Perl da geschaffen. Und das ist sicher keine Ansichtssache.
Football Grounds.
Seit 1993 erscheint in England jeweils zu Saisonbeginn der "Aerofilms Guide" Das Prinzip dieses bewährten Handbuches ist denkbar einfach: Jeder Ground der ersten vier Ligen sowie das Nationalstadion (in der vorliegenden Ausgabe das Millennium Stadium in Cardiff) wird auf einer Doppelseite vorgestellt. Unterteilt werden die Informationen in vier Elemente, egal ob ManU's Old Trafford oder Leyton Orients Matchroom Stadium behandelt wird.
Im ersten Teil, nennen wir ihn "Informationskasten", erfährt der Leser alles Wissenswerte über den Klub: Telefonnummer, Vereinsfarben, ehemalige Stadien, aktuelle Kapazität, Email-Adresse, kurze Vereinsgeschichte - keine Frage bleibt unbeantwortet.
Überragende Luftaufnahmen
Teil zwei fasst die vergangene Spielzeit des Vereins in ca. 15 Zeilen zusammen. Saisonverlauf, Trainerwechsel, wichtige Siege, tragische Niederlagen - nach der Lektüre kann selbst der unkundige Hopper auf der Tribüne ein kundiges Wörtchen mit seinem Sitznachbarn wechseln. Eingelinkt in diesen Text ist ein Querschnitt des Stadions, auf dem die Tribünen namentlich gekennzeichnet sind sowie der Auswärtssektor farblich hervorgehoben ist.
Komplettiert wird die Vorstellung mit zwei Luftaufnahmen, für die Aerofilms zurecht auf der Insel einen guten Ruf genießt. Die erste zeigt nur das Stadion, so dass auch Details mit bloßem Auge zu erkennen sind, auf der zweiten ist auch ein Großteil der Umgebung zu erkennen. Markiert sind hierauf wichtige Orientierungspunkte wie die nächste U-Bahnstation, alle größeren Straßen mit Namen sowie Autobahnen, Bahnhöfe etc.
Fazit: Für jeden Freund des englischen Fußballs ein hilfreicher Begleiter.
Eircom FAI Clubs 2005
Fußball spielt in Irland bekanntlich nur eine Nebenrolle. Wo Sportarten wie Hurling, Gaelic Football und selbst Rugby in der Gunst der Fans meist vorne liegen, lassen die Zuschauerzahlen eher zu wünschen übrig: Mit gerade 3593 Besuchern im Schnitt war Cork City 2005 der mit Abstand bestbesuchte Klub der Grünen Insel, mehr als 2000 Fans durfte ansonsten nur noch Derry City begrüßen.
Umso schöner, dass der "Supporters' Guide to Eircom FAI Clubs 2005" sich ausführlich mit den 22 Klubs und Stadien des Landes beschäftigt. Jedem der zwölf Erst- und zehn Zweitligisten ist eine Seite gewidmet, auf der unter einem Schwarz-Weiß-Foto des Stadions die wichtigsten Informationen über den Klub angegeben sind. Hieirbei findet sich alles Wissenwerte: Von der Anschrift über die Eintrittspreise bis zum Rekorbesuch und dem Spitznamen. Wäre hätte etwa gedacht, dass die Spieler von Galway United auch als "The Tribesmen" oder die von Kildare County als "The Thoroughbreds" bekannt sind?
"Beim Frisör linksab"
Wichtigste Information für den Groundhopper sind aber die ausführlichen Anfahrtsbeschreibungen. Für die Bus- und Bahnfahrer sind jeweils die nächsten Stationen angegeben, dem Autofahrer hilft ein detailierter Wegweiser. Dieser lässt keine Wünsche offen und lädt mitunter zum Schmunzeln ein. Zum Hogan Park etwa führt der Weg über die N7 und dann "the 2nd left at 'Pulse' hairdressers"... Na dann.
Aufgefüllt wird das 96 Seiten starke Werk mit mehr oder weniger nützlichen Informationen. Die Spielpläne der Saison 2005 etwa sind schnell überholt und unnützt. Auch alle irischen Länderspiele seit 2000 interessieren nur bedingt, eher lohnt da schon ein Blick auf alle Landesmeister und Pokalsieger seit 1922. Fazit: Vor Ort sicher eine große Hilfe, zum Schmökern nur bedingt geeignet.