Erste Hürde war die Passkontrolle, hatten wir doch ein Visum der ungeliebten Nachbarrepublik Armenien im Reisepass. Und, natürlich: Kaum war der Aufkleber entdeckt, hieß es ab zum Chef und ein paar Fragen beantworten. Was haben Sie in Armenien gemacht, was wollen Sie hier, was sind Sie von Beruf und so weiter und so fort. Immerhin beließen es die Uniformträger bei der kleinen Fragestunde, und am Ende gab es gar ein "Welcome to Azerbaijan". Geht doch.
55 Cent für den Liter Sprit
Also ab in die Stadt, das Zimmer im Gästehaus mit dem schönen deutschen Namen "Altstadt Hotel" bezogen und gleich mal ans Meer. Ich muss ja immer wieder sagen: Ich beneide jede Küstenstadt um das Geräusch der Wellen, den Strand und schlicht den endlosen Blick zum Horizont. Der ist in Baku zwar durch zahlreiche Öltanker eingeschränkt, aber so ist das halt an "Europas Tankstelle". Das schwarze Gold ist omnipräsent, in einigen Vierteln liegt der Geruch penetrant in der Luft, dafür ist der Liter Sprit an der Zapfsäule schon für 55 Cent zu haben.
          
          
         Tatsächlich hat das Öl dem Land einen gewissen Reichtum eingebracht. An allen Ecken wird gebaut, jedes zweite Auto ist ein Mercedes, und wenige Meter von historischen Gebäuden entfernt glitzern die Glasfronten moderner Wolkenkratzer. Was jedoch nicht bedeutet, dass es keine Armut im Land gibt – ganz im Gegenteil.
    Zwei fußballfreie Tage standen zunächst auf dem Programm, an denen wir uns sowohl durch die belebten Straßen der modernen City als auch durch die engen Gassen der Altstadt treiben ließen. Letztere hat in ihrer Gesamtheit den Status eines Weltkulturerbes inne, befindet sich aber nach dem Erdbeben von 2000 auf der Roten Liste. Allen voran der Shirvanshahlar-Palast zeugt von der Nähe zum Orient und ist ein absolutes Highlight. Auch wenn ich nie verstehen werde, warum man fürs Fotografieren extra bezahlen soll…
Ab Samstag galt unser Interesse dann wieder dem Fußball. Erste Frage war, ob wir zwei oder drei Spiele angehen wollten. Da uns der 16 Uhr/18 Uhr-Doppler am Sonntag zu knapp kalkuliert schien, entschieden wir uns für die Light-Version. Man muss es ja auch nicht übertreiben.
Erste Begegnung war also das Aufeinandertreffen zwischen Meister Inter Baku und Aufsteiger FK Mugan Salyan im Safa Stadion. Jenes liegt ein paar Kilometer nordöstlich der City, ist über die Metrostation Ulduz aber schnell und günstig zu erreichen. Jedes Wochenende findet hier mindestens eine Erstligabegegnung statt, tragen doch neben Inter auch Olimpik und Standard Baku ihre Heimspiele hier aus.
    
     Durch Heimsieg zurück auf Rang eins
Etwa 700 Fans fanden sich auf der Haupttribüne ein, der Großteil davon verbrachte seine Zeit mit dem Vernichten von Sonnenblumenkernen. Ein kleiner Haufen an der Seite darf aber durchaus als Fanblock bezeichnet werden, feuerte er doch 90 Minuten lang den Meister an. Mit Erfolg: Die hoffnungslos unterlegenen Gäste waren auf dem Kunstrasen mit dem 0:2 noch gut bedient. Und da am nächsten Tag Tabellenführer FK Baku überraschend an gleicher Stelle gegen Olimpik verlor, kletterte Inter durch den Heimsieg sogar auf Rang eins und ist damit der zweiten Meisterschaft der noch jungen Klubgeschichte ein gutes Stück näher.
Unsereins gondelte zurück in die Stadt, verfolgte im Internetcafe die Samstagspiele der Bundesliga, gönnte sich noch einige Xirdalan-Biere und verabschiedete sich dann ins Bett, um die letzte Aufgabe der Tour anzugehen: Das Nationalstadion Aserbaidschans .